Schwule Rugbyspieler, offene Partnerschaft und Diversität im Sport
Matthew Carters «In from the Side» war gerade beim LGBTIQ-Filmfestival in London zu sehen
Der britische Regisseur Matthew Carter hat einen Film über Rugby gedreht und sagt, bei dem Sport gehe es um mehr als «grosse Männer, die sich bespringen». Und es gehe definitiv nicht um «Idioten» wie Israel Folau.
Carter ist selbst Rugbyspieler und Coach. Mit seinem Spielfilm «In from the Side» hat er eine Art Liebeserklärung an die Sportart geschaffen, die kürzlich beim LGBTIQ-Filmfestival «BFI Flare» in London erstmals zu sehen war.
Es geht um verschiedene schwule Spieler in London, die versuchen, ihre Liebesbeziehungen zu sortieren. Zentral handelt der Film von Mark (Alexander Lincoln) aus dem B-Team, der zwischen zwei Männern hin- und hergerissen. Zum einen gibt’s da seinen älteren (aber abwesenden) Partner, zum anderen den A-Team-Spieler Warren (Alexander King).
In einem Interview mit den Nachrichtenportal Pink News sagte Carter diese Woche, dass er mit «In from the Side» zeigen wollte, wie Rugby als Vorbild für andere Sportarten dienen könne, stärker auf Diversität zu setzen. (MANNSCHAFT berichtete über die lesbische Schweizer Rugbyspielerin Angela Elena Stadelmann.)
Tiefergehende Fragen Er bemerkt, dass es sowieso sehr wenige Filme zum Thema Rugby gebe, noch weniger zur queeren Seite des Sports. «Es gibt eine Menge Filme zu Coming-out-Themen und Homophobie, aber ich wollte etwas zeigen, das darüber hinausgeht», so Carter.
Der Regisseur und sein Co-Autor Adam Silver zeigen also kein Coming-out und auch keine Homophonie, stattdessen geht’s ihnen darum, Menschen zu präsentieren, die sich selbst verwirklicht haben: «Wenn man einmal befreit ist (also das Coming-out und Homophobie hinter sich gelassen hat, Anm.), dann muss man sich viel tiefergehenden Fragen stellen.»
Die tiefergehende Frage ist in diesem Fall: ein Film über Monogamie, Fremdgehen und offene Beziehungen. Laut Pink News seien das keine Aspekte, die «sehr oft in anderen schwulen Filmen behandelt werden».
Der Film wolle nicht belehren, heisst es. Er überlässt es den Zuschauer*innen, ob sie das Verhalten der Figuren als richtig oder falsch einordnen wollen.
«Sport ist nicht nur für die heteronormative Welt», sagt Carter. Und: «LGBTIQ-Spieler*innen im Rugby sorgen für einen Wandel.» Ein Wandel, von dem Carter hoffe, dass sein Film ihn weiter vorantreibe. (MANNSCHAFT berichtete über den französischen Rugby-Verband, der trans Spieler*innen erstmals zu allen offiziellen Wettbewerben zugelassen hat.)
«Warum sollte etwas derart Körperliches für schwule Männer Off-limit sein?» Denn es gibt das Vorurteil, Rugby sei dominiert von toxischer Männlichkeit – wegen «der schieren physischen Seite dieses Sports». Doch das sage mehr über die Annahmen von Menschen aus als über den Sport selbst. «Warum sollte etwas derart Körperliches für schwule Männer Off-limit sein», fragt Carter.
Schwule Spieler, die Rugby ausprobieren, würden oft feststellen: «Hey, das kann ich auch. Das ist nicht nur für Heteros. Es ist gesunder Ausdruck von Männlichkeit», so Carter.
Es geht beim Rugby um Zusammengehörigkeit und Inklusion, etwas, was viele schwule Männer in der modernen Gesellschaft nach wie vor vermissen würden, sagt der Regisseur. Carter weist auf die vielen Rollenvorbilder für mehr Inklusion im Rugby hin. Jemand wie der australische Spieler Israel Folau – der meint, Schwule erwarte «die Hölle» – seien definitiv in der Minderheit. (MANNSCHAFT berichtete über den Fall Folau.)
An die Sportwelt allgemein gerichtet sagt Carter: «Wenn ihr all die Talente ausschliessen wollt wegen der homophoben Einstellung einzelner, dann sollte ihr eure Egos mal beiseite räumen.»
Der Film wird am 26. April beim Lovers Film Festival in Turin seine internationale Premiere haben.
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