Schwule Lehrer – Sonderschau zu 40 Jahre Kampf gegen Diskriminierung
Eine neue Schau im Schwulen Museum dokumentiert die Entwicklung des pädagogischen Widerstands von den Anfängen bis heute
Seit 40 Jahren kämpft die AG Schwule Lehrer in Berlin gegen Diskriminierung und für Anerkennung. Diesem Engagement widmet das Schwule Museum (SMU) eine Sonderschau: Vom Verbrecher zum Vorbild innerhalb der Tapetenwechsel-Ausstellung. Von Freitag bis Ende Juni.
Noch 1974 sollte einem schwulen Lehrer in Berlin sein Beruf verboten werden. Homosexualität wurde damals im Lehrplan auf eine Stufe gestellt mit «Sodomie, Päderastie und sexueller Gewalt». Homosexuelle galten als «Triebverbrecher» mit «perversem Sexualverhalten».
40 Jahre AG Schwule Lehrer – «vom Triebtäter zum Vorbild»
Eine Gruppe schwuler Lehrer in Berlin war vor 40 Jahren nicht mehr bereit, das hinzunehmen. Sie beschlossen, sich gegen die Diskriminierung am Arbeitsplatz zu wehren. Die Gewerkschaftsgruppe AG Schwule Lehrer war geboren. Und sie war bereit zu kämpfen.
Einer der ersten in Berlin war Detlef Mücke. Er outete sich mit dem Artikel «Die Angst des schwulen Lehrers im Dienst» in der Berliner Lehrerzeitung, und auch an seiner Schule in Neukölln. «Ich habe eigentlich immer nur positive Erfahrungen gemacht. Ich hatte auch den Rückhalt der Kollegen», so Mücke gegenüber MANNSCHAFT.
Unterstützung der Eltern «Mit meinen Schülern redete ich wegen einer anstehender Klassenfahrt. Es gab natürlich Gerüchte, und ich wollte nicht, dass das im Raum steht. Erzählt es Euren Eltern, sagte ich ihnen. Wenn ihr mit einem schwulen Lehrer nicht fahren wollt, fährt ein anderer Lehrer mit. Aber alle sagte: Natürlich fahren wir mit ihnen! Die Eltern hatten nichts dagegen.» (In der deutschen April-Ausgabe der MANNSCHAFT ist ein ausführliches Interview mit Mücke erschienen.)
Dass heute die Pädagogik der Vielfalt langsam Realität wird, ist auch diesen unnachgiebigen Widerständlern zu verdanken. Am 7. März 2019 entschuldigte sich Mark Rackles, damals noch Staatssekretär für Bildung, im Namen des Berliner Senats förmlich bei der AG für die «rechtswidrige Abstrafung eines schwulen Lehrers“ im Jahr 1974. Gleichzeitig richtete er diese Entschuldigung auch an die vielen anderen LGBTIQ-Lehrkräfte, «die in den letzten Jahrzehnten durch institutionelle Strukturen diskriminiert worden sind».
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Die Schau im Schwulen Museum findet im Rahmen der Ausstellung «Tapetenwechsel» statt und dokumentiert die Entwicklung des pädagogischen Widerstands von den Anfängen bis heute. «Die Schwulen Lehrer haben immens viel für die Community geleistet», sagt Kurator und SMU-Mitgründer Wolfgang Theis. «Wir freuen uns, dass wir uns auf diesem Wege von ganzem Herzen bedanken können.»
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