Bundesrat soll auf LGBTIQ-Rechte in Brasilien pochen
Das fordert der offen schwule Politiker Denis Kläfiger in einem offenen Brief
Der Bundesrat soll Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro an die vollumfängliche Einhaltung der Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten erinnern, fordert Denis Kläfiger.
Der offen schwule Politiker mit brasilianischen Wurzeln, Denis Kläfiger, sorgt sich um das Wohlergehen der queeren und der indigenen Bevölkerung Brasiliens sowie um die Zukunft des Regenwaldes. Nun hat sich der Parteipräsident der BDP Luzern in einem Brief an den Schweizer Bundesrat gewandt, den wir an dieser Stelle zitieren.
«Geschätzter Bundesrat! Das Jahr 2019 hat frisch begonnen und in Brasilien wurde ein rechtsextremer Mann als Präsident des grössten lateinamerikanischen Landes vereidigt. Der Populismus hat auch vor Brasilien nicht halt gemacht und ist nun eine gelebte Realität. Jedoch sollte es zu denken geben und mehr als nur schockieren, dass nach dieser kurzen Zeit der Schutz und die Rechte der LGBTQ-Menschen in Brasilien dermassen beschnitten wurden, wobei sich kein Ministerium mehr mit den Anliegen dieser Minderheit kümmert.
Des Weiteren wurde die Verantwortung per Dekret des Landes, das von der Indigenen Bevölkerung beansprucht wird, dem Landwirtschaftsministerium übergeben. Die Pläne sind mehr als nur deutlich und die Konsequenzen für die indigene Bevölkerung verheerend. Es scheint zu einem wortwörtlichen Völkermord heranzuwachsen. Die Völker Amazoniens werden geopfert für sinnlose Agrarflächen, die das Weltklima in noch grössere Nöten bringt, als es jetzt schon der Fall ist. Der Amazonas gilt überall als die grüne Lunge der Erde.
Wir können ein Zeichen setzen und zeigen, dass die Menschenrechte noch Bedeutung besitzen
Auch wir in der Schweiz sind abhängig vom grössten Regenwald der Welt und müssen verdeutlichen, dass wir diese Zerstörung unserer Umwelt nicht akzeptieren. Produkte wie Soja, Fleisch aus den Rinderfarmen, die zum Niedergang des Regenwaldes beitragen, sollten von uns als Nation vehement boykottiert werden. Mittels solcher und vergleichbaren Sanktionen könnten wir ein Zeichen setzen und zeigen, dass die Menschenrechte im 21. Jahrhundert noch Bedeutung besitzen und gleichzeitig unsere eigene Fleischproduktion vor solch schädlichen Billigexporten aus dem Ausland schützen», heisst es in dem Brief weiter.
«Ich bitte aus diesen Gründen den Bundesrat bei den weiteren Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit Mercosur (Mercado Común del Sur = Gemeinsamer Markt des Südens Amerikas, Anm. d. Red.), zu dem Brasilien auch gehört, die Menschenrechte und den Umweltschutz nicht aus den Augen zu verlieren. Wir als Staat, der als fortgeschritten und mit vier Sprachen auch als multikulturell gilt, sowie die Menschenrechte hochhält und den Umweltschutz mittels Schutz des Waldes fördert, dürfen nicht einfach nur zusehen, wie in Brasilien eine furchtbare Entwicklung stattfindet.
Neutrale Schweiz für eine bunte Gesellschaft Auch eine neutrale Schweiz muss gerade in Zeiten des Populismus für eine bunte Gesellschaft, sowie für eine nachhaltige Umwelt Farbe bekennen. Ich, als halber Brasilianer mit indigenen Wurzeln, der zudem selbst homosexuell ist, möchte Sie daher bitten, bei der Entwicklung eines Abkommens mit Brasilien die wirtschaftlichen Interessen nicht über unsere humanistischen Werte und die Umwelt zu stellen und sich für die betroffenen Minderheiten einzusetzen.»
Ein ausführlicher Bericht über die Menschenrechtslage in Brasilien steht im Januarheft der MANNSCHAFT. Hier geht’s zum Abo (Deutschland) – und hier auch (Schweiz).
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