Die Schweiz als Psychologielabor: Die dunklen und hellen Seiten der Seele
Landesmuseum Zürich zeigt «Seelenlandschaften»
Was offenbart das selten gezeigte «Rote Buch» des Psychiaters Jung über das innere Ringen von heute? Die Ausstellung «Seelenlandschaften» blickt auf 250 Jahre psychologisches Denken.
Die Schweiz war immer schon Heimat von Seelensuchenden. Zum 150. Geburtstag von C. G. Jung zeigt das Landesmuseum Zürich mit der Ausstellung «Seelenlandschaften», wie sich die Psychologie in 250 Jahren entwickelt hat. Rousseau fragte sich bereits im 18. Jahrhundert, wie Gefühle und Selbstwahrnehmung das Leben formen. Später griffen Denker wie Nietzsche und Jung diese Fragen auf und prägten damit, wie wir heute über innere Konflikte, Identität und mentale Gesundheit sprechen.
Ein Streit, der die Psychologie veränderte Kurator Stefan Zweifel führt durch die Entwicklung der modernen Psychotherapie, inklusive des berühmten Bruchs zwischen Sigmund Freud und C. G. Jung. Freud gilt als Pionier der Psychoanalyse, Jung entwickelte daraus eigene Ideen und setzte stärker auf Fantasie, Symbole und persönliche Mythen. Dieser Streit prägte, wie Therapien funktionieren: eher nüchtern-analytisch oder stärker bildhaft und intuitiv.
Ein rotes Buch, das lange verborgen blieb Herzstück der Ausstellung ist Jungs «Rotes Buch»: ein schweres, reich illustriertes Manuskript, das er nur für sich selbst schuf. Er hielt darin Träume, Visionen und innere Gespräche fest, um zu verstehen, wie der Mensch unbewusste Anteile verarbeitet. Dieses Buch wurde jahrzehntelang kaum gezeigt, weil es als zu persönlich galt. Nun ist es im Original zu sehen und macht deutlich, wie radikal Jung seinen eigenen Geist erforschte.
Kunst, die tiefer geht «Seelenlandschaften» entfaltet ein Panorama aus Kunst, Literatur und psychiatrischer Geschichte: Visionäre Arbeiten von Johann Heinrich Füssli, Emma Kunz, Rudolf Steiner, Meret Oppenheim oder Thomas Hirschhorn öffnen den Blick auf innere Welten. Eindrücklich wirkt Heidi Buchers Installation «Das Audienzzimmer des Doktor Binswanger», die an eine reale psychiatrische Klinik anknüpft und Machtstrukturen im Behandlungszimmer offenlegt. Historische Objekte wie eine Zwangsjacke oder frühe psychologische Testtafeln verdeutlichen, wie eng sich die hellen und dunklen Kapitel der Psychiatrie verzahnen.
Was mentale Gesundheit heute bedeutet Abschliessend fragt die Ausstellung: Wie beeinflussen Stress, Social Media, Leistungsdruck oder Unsicherheit die Psyche heute, besonders bei jungen Menschen? Fachleute aus Psychiatrie und Psychologie ordnen diese Entwicklungen ein. Junge Menschen schildern, wie sie mit Druck umgehen und was ihnen hilft, nicht im Strudel des Alltags zu versinken. Damit spannt die Ausstellung eine Brücke von der Psychologiegeschichte zu den Fragen, die unser modernes Leben prägen.
Tickets und Infos auf der Website des Landesmuseums: jetzt buchen.
Seelenlandschaften. C. G. Jung und die Entdeckung der Psyche in der Schweiz 17.10.2025 – 15.02.2026
Landesmuseum Zürich
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