Bisexueller Abgeord­neter: An­griffe sind «viel schlimmer» ge­worden

Ross Greer sitzt seit 8 Jahren im schottischen Parlament

01.10.2022, Gruppenfoto der Grünen Partei Schottlands: v.l.n.r. Ross Greer, Carla Denyer, Adrian Ramsay (Bild: Wikimedia Commons)
01.10.2022, Gruppenfoto der Grünen Partei Schottlands: v.l.n.r. Ross Greer, Carla Denyer, Adrian Ramsay (Bild: Wikimedia Commons)

Der schottische Grünen-Abgeordnete Ross Greer beklagt, dass die homophoben Angriffe, denen er ausgesetzt ist, in den letzten Jahren «erheblich schlimmer» geworden sind.

Ross Greer, der 2016 Mitglied des schottischen Parlaments wurde – mit 21 Jahren der jüngste Abgeordnete, der je gewählt wurde – sagte, er erlebe sogar im Parlament «ernsthafte homophobe Beschimpfungen».

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur PA anlässlich des 25. Jahrestages der Wahl der ersten Abgeordneten sprach der offen bisexuelle Politiker über Homophobie und Altersdiskriminierung, die er als «sehr lächerlich» empfindet. Am 12. Mai 1999 wurde das schottische Parlament gegründet.

Der Abgeordnete für Westschottland sagte dem Belfast Telegraph: «Ich werde viel häufiger homophob beleidigt, und das hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die schottische Politik und die schottische Gesellschaft im Allgemeinen sind ein schlechterer Ort für LGBTIQ-Menschen als noch vor fünf Jahren». Er hat das Gefühl, dass seitdem ein Rückschritt in Sachen LGBTIQ-Rechte gemacht wurde.

Die schottische Politik und die schottische Gesellschaft im Allgemeinen sind ein schlechterer Ort für LGBTIQ-Menschen als noch vor fünf Jahren

«Das Parlament als Institution ist ein viel giftigerer und feindseligerer Ort geworden, es ahmt viele der Verhaltensweisen von Westminster nach, die es eigentlich ablehnen und eine Alternative dazu sein sollte.»

Ende 2022 wurde in Schottalnd eine Gesetzesreform verabschiedet, die es trans Personen erleichtern soll, ihr Geschlecht in der Geburtsurkunde zu ändern. Die britische Regierung blockierte damals das vorgeschlagene Gesetz (MANNSCHAFT berichtete). Premierminister Rishi Sunak und Labour-Chef Keir Starmer äusserten sich besorgt über die möglichen Auswirkungen des Gesetzes auf die Gleichstellungsgesetze des Landes. Greer weist jedoch die Behauptung zurück, die schottischen Politiker*innen würden sich auf die falschen Themen konzentrieren.

«Faszinierende Idee, dass sich das Parlament angeblich zu sehr auf ‹woke Themen› konzentriert, auf Kosten dessen, was die Öffentlichkeit wirklich interessiert. Das impliziert, dass jede Minderheitengruppe, die geschützt werden muss, nicht die Öffentlichkeit ist, sondern dass die Öffentlichkeit immer nur die Mehrheitsgruppe ist.» Wenn man auf dieser Grundlage regieren würden, würden es nur um heterosexuelle, weisse Männer mittleren Alter gehen, so Greer.

Der Grüne weiter: «Wenn wir uns immer nur um die drei wichtigsten Themen kümmern würden – Gesundheit, Bildung [und] Wirtschaft -, dann hätten wir nie die gleichgeschlechtliche Ehe, dann hätten wir nie den Schutz vor Rassendiskriminierung, dann hätten wir nie den Schutz von Menschen mit Behinderungen.»

Laurens Zimpel zu schade für den Orchester­graben: Der nackte Fagottist im Porträt (MANNSCHAFT+).

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