Gera zeigt «Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs»

Praunheim-Theater zwischen Farce und Trash

links: Antonia Marie Waßmund, rechts: Michaela Dazian (Bild: Ronny Ristok)
links: Antonia Marie Waßmund, rechts: Michaela Dazian (Bild: Ronny Ristok)

Das Theaterstück «Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs» vom Autor und Filmemacher Rosa von Praunheim verspricht schrägen Humor und skurrile Szenerien pur. Zu erleben in der Bühne am Park Gera.

Laut einem Spielgefährten soll Adolf Hitler in seiner Kindheit von einer bissigen Ziege entmannt worden sein – eine Verstümmelung mit massiven psycho­historischen Auswirkungen für den Knaben sowie die gesamte Weltgeschichte.

(Bild: Ronny Ristok)
(Bild: Ronny Ristok)

Bereits Voltaire schrieb, der Kammerdiener von Friedrich dem Grossen habe seinem Herrn «in mehr als einer Weise zur Aufmunterung» gedient – was die Forschung jahrzehntelang unter den Tisch fallen liess, als täte diese Information der historischen Persönlichkeit irgendeinen Abbruch.

Aus Briefwechseln ist zudem bekannt, dass der Preussenkönig wegen des vielen Reitens unter gesundheitlichen Problemen am Gesäss litt. Diese und andere Gerüchte um die sexuelle Orientierung, Vorlieben, Erkrankungen und etwaige Perversionen der beiden Männer, die, jeder auf seine Weise, die deutsche Geschichte nachhaltig geprägt haben, verarbeitet Autor und Filmemacher Rosa von Praunheim (*1942) in seiner zwischen Farce und Trash oszillierenden musikalischen Revue.

Das Urgestein der deutschen LGBTIQ-Bewegung exerziert die Themen darin genüsslich wie derb bis tief unter die Gürtellinie durch und entzaubert quasi nebenbei Mythen und Legende neurechter Populisten.

Rezensionen: 

Impotenz und Grössenwahn «Die zwei brillanten Komödiantinnen verkörpern die Mannigfaltigkeit an Figuren mit beeindruckender Leichtigkeit, behaupten zugleich den bizarren Ideenkosmos von Praunheim und Popp mit begnadeter Souveränität. Beim Applaus möchte man gern den Spiess umdrehen und sich vor ihnen verneigen. Aber auch Regisseur Damian Popp, Ausstatterin Hanne Konrad und der musikalische Leiter Olav Kröger werden zu recht vom Publikum gefeiert. An ihrer Bühnen-Welt, in die sie diese Farce setzen, stimmt einfach alles, inklusive absurder Rodeo-Ziege. Eine Sternstunde Theater, die gelegentlich auch an Charlie Chaplins ‹Grossen Diktator› denken lässt.» (Ulrike Merkel, Thüringische Landeszeitung)

Gelungenes Lehrstück  «… Eine (w)irre Story, die in Gera auch mit einer gehörigen Portion Wahnsinn auf die Bühne gebracht wird. Dort agieren aber nicht zwei alte Männer, sondern mit Michaela Dazian und Antonia Marie Waßmund zwei junge Frauen, die sich mit aller Leidenschaft und Spielfreude in diese Farce stürzen und dem Publikum einen knapp anderthalbstündigen Parforceritt in Sachen durchgeknallter deutscher Geschichte und deren Langzeitfolgen auch für unser hier und heute bieten.» (Wolfgang Schilling, MDR Kultur)

Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs Farce von Rosa von Praunheim Ab 16 Jahren Dauer: 1 Std. 30 Min. – keine Pause Termine und Ticketverkauf

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