Ramy Youssef: «Früher gab es Leute wie mich im TV nur als Terroristen»
Die neue Staffel «Ramy» startet diese Woche
Die zweite Staffel der Dramedy «Ramy» läuft ab Donnerstag bei Starzplay. Es geht um den von Ramy Youssef porträtierten Ramy Hassan, einen jungen Amerikaner, der sein Leben am Kreuzungspunkt sehr gegensätzlicher kultureller Einflüsse führt. Unter anderem ringt Ramys antisemitisch-misogyner Onkel mit seiner Homosexualität.
«Wenn ich als Kind oder Jugendlicher den Fernseher eingeschaltet habe, dann waren Leute wie ich dort eigentlich nur als Terroristen zu sehen!» So erinnert sich Ramy Youssef, wenn man ihn danach fragt, was ihn dazu gebracht hat, mit «Ramy» eine eigene Serie zu schreiben.
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«Ich fand es einfach an der Zeit, auch mal jemanden wie mich auf dem Bildschirm repräsentiert zu sehen.» Und jemanden wie mich heisst in diesem Fall: einen jungen amerikanischen Moslem, in dessen Leben die Religion durchaus eine Rolle spielt.
In der Comedy-Serie, deren zweite Staffel jetzt endlich auch in Deutschland zu sehen ist, spielt Youssef – der sich zuvor als Stand-up-Komiker einen Namen machte – also letztlich eine Version seiner selbst. Der fiktive Ramy wohnt mit Mitte 20 noch immer bei seinen aus Ägypten stammenden Eltern in New Jersey, guckt zu viele Pornos und weiß ansonsten nicht so recht, was er eigentlich will. Weder beruflich noch was sein Liebesleben angeht, zu dem eine Affäre mit einer verheirateten Frau genauso gehört wie ein Techtelmechtel mit seiner Cousine. Und schon gar nicht in seinem Glauben.
In den zehn neuen Folgen findet Ramy eine neue Gemeinde, die von dem aufgeklärten Sufi-Scheich Ali Malik (Doppel-Oscar-Gewinner Mahershala Ali – hier im Interview mit MANNSCHAFT) und seiner Tochter Zainab (MaameYaa Boafo) geleitet wird. Doch wirklich dauerhaft ändern tut sich dadurch nichts an den Dingen, die ihn umtreiben. Zum Problem wird das für die Serie nicht. Im Gegenteil ist es eigentlich sehr erfrischend, mal einen Protagonisten zu sehen, dessen Leben sich eben nicht wie von Zauberhand umkrempeln lässt, sondern der auch mit Stagnation klar kommen muss.
Das Spannende und Bemerkenswerte an «Ramy» ist – neben der geerdeten Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem islamischen Glauben – ohnehin, wie sehr 29-jährige Youssef über den eigenen Tellerrand guckt. In beiden Staffeln widmen er und sein (zu grossen Teilen aus Autorinnen bestehendes) Team ganze Episoden anderen Figuren in seinem Umfeld, sei es seiner Mutter Maysa (Hiam Abbass), seiner Schwester Dena (May Calamawy) oder seinem an Muskeldystrophie leidenden Freund Steve (Steve Way).
Neben Themen wie Sexualität, Gleichberechtigung oder Rassismus ist dabei immer auch Platz für Queeres. Einfach macht Youssef es dabei weder seinen Figuren noch seinem Publikum, etwa wenn sich Maysa, die als Lyft-Fahrerin Kundin mis-gendert und mit ihrer Transphobie konfrontiert wird. Oder wenn in der ebenso bitteren wie bewegenden vorletzten Folge der neuen Staffel (inszeniert von der bisexuellen Regisseurin Desiree Akhavan) gezeigt wird, wie Ramys antisemitisch-misogyner Onkel Naseem (Laith Nakli) mit seiner Homosexualität ringt.
Für so viel Facettenreichtum, Witz und Komplexität gab es schon für die erste Staffel einen Golden Globe sowie den Peabody Award, die zweite ist aktuell für mehrere Emmys nominiert. Zu Recht. Denn viel besser, sprich: lustiger, menschlicher und empathischer, als diese zehn neuen Episoden war Fernsehen bzw. Streaming in diesem Jahr selten.
Die 2. Staffel «Ramy» läuft ab 6. August, wie die erste auch, bei Starzplay.
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