Premiere im Vatikan: Papst trifft Vertretung von Missbrauchs­opfern

Papst Leo
Archivbild: Papst Leo im Mai 2025 auf dem Hauptbalkon der Lateranbasilika. (Bild: Oliver Weiken/dpa)

Papst Leo traf diese Woche erstmals eine Vertretung von «Ending Clergy Abuse». Die Menschenrechtsorganisation bezeichnete den Austausch als «historisches Treffen».

Am 20. Oktober traf das Kirchenoberhaupt im Vatikan auf sechs Vorstandsmitglieder von «Ending Clergy Abuse» (ECA), unter ihnen auch der deutsche Aktivist Matthias Katsch, ECA-Mitgründer und Sprecher des Berliner Vereins Eckiger Tisch. Weitere Teilnehmende der Audienz waren Gemma Hickey (Kanada), Timothy Law (USA), Janet Aguti (Uganda), Evelyn Korkmaz (Kanada, First Nation) und Sergio Salinas (Argentinien).

In einer Pressemitteilung bezeichnet der Verein Eckiger Tisch das Gespräch als einen Wendepunkt: Zum ersten Mal habe ein Papst den direkten Austausch mit Vertreter*innen einer Organisation gesucht, die von Betroffenen sexueller Gewalt durch Kleriker gegründet wurde. Die Aktivist*innen betonten die Notwendigkeit konkreter Reformen, um Kinder und schutzbedürftige Erwachsene wirksamer vor Missbrauch zu schützen.

Laut der Mitteilung von Eckiger Tisch war das Treffen auf Einladung des Papstes zustande gekommen, nachdem ECA einen Brief mit Reformvorschlägen an ihn gerichtet hatte. Ziel sei es, gemeinsam an einer Kirche zu arbeiten, «die sicherer ist und Verantwortung übernimmt».

ECA Global wurde 2018 gegründet und setzt sich international für Betroffene von sexualisierter Gewalt durch Geistliche ein. Die Organisation fordert von der katholischen Kirche, den Empfehlungen der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2014 zu folgen, darunter eine echte Null-Toleranz-Politik und angemessene Entschädigungen für Überlebende.

In einem Statement nach der Audienz zeigte sich Matthias Katsch vorsichtig optimistisch: «Wir kommen voller Hoffnung. Hoffnung auf Gerechtigkeit, Hoffnung auf faire Entschädigung und Hoffnung auf bessere Schutzmassnahmen für Kinder und schutzbedürftige Erwachsene.»

Das Treffen könnte ein wichtiger Schritt in Richtung Anerkennung und Verantwortung sein – auch für queere Menschen, die in der Vergangenheit von kirchlicher Gewalt und Diskriminierung betroffen waren. Im September hatte der Papst die Familie als rein heterosexuelles Modell definiert und feierliche Segnungen für queere Paare abgelehnt (MANNSCHAFT berichtete).

Mehr: «Unzucht und Sodomie» – Bischöfe bitten um Verzeihung für LGBTIQ-Wallfahrt (MANNSCHAFT berichtete)

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