«Mir war immer wichtig: Dies ist eure Kultur, nicht meine.»
Für ihren Film «Port Authority» tauchte Regisseurin Danielle Lessovitz in die Ballroom-Szene New Yorks ein
In ihrem Debütfilm «Port Authority» erzählt die queere Regisseurin Danielle Lessovitz die Geschichte eines jungen Mannes, der in New York ankommt und sich in Wye verliebt, ohne zunächst zu wissen, dass sie trans ist.
Danielle, wie kam deine erste Idee für deinen Film «Port Authority» zustande? Seinen Ursprung hatte der Film schon zehn Jahre, bevor ich das Drehbuch schrieb. Nämlich in meiner Erkenntnis, dass die Repräsentationen von Liebe, die ich in Film und Fernsehen sah, nicht allzu viel mit meinen eigenen Erfahrungen zu tun hatten. Oder nicht dem entsprachen, was ich selbst als schön empfand.
Du hast dich an der Heteronormativität gestört? Genau. Damals sah ich ein Konzert von Antony & The Johnsons noch vor der Transition der Frontsängerin Anohni. Ich war fasziniert von diesem Menschen, der nach aussen männlich wirkte, aber ganz offensichtlich die Seele einer Frau hatte. Eine Liebesgeschichte mit jemandem wie ihr, so etwas wollte ich selbst sehen.
Die Protagonistin deiner Geschichte ist Teil der Ballroomszene New Yorks (Mehr über Voguing gibts hier). Welche Berührungspunkte hattest du mit dieser dieser Welt? Das erste Mal davon gehört habe ich durch die legendäre Dokumentation «Paris Is Burning». Als ich später für mein Studium nach New York zog, fing ich auch an, meine eigene Queerness zu akzeptieren. Ungefähr in dieser Zeit wurden meine Freundin und ich zu einem Kiki-Ball eingeladen. Wie die Tänzer*innen auf unglaublich ehrliche Weise gleichzeitig enorm stark und trotzdem wahnsinnig verletzlich wirkten, hat mich sehr beeindruckt.
Wie viel Verantwortung gehört dazu, wenn man einen Film dreht über eine Welt, die man nur von aussen kennt? Mir war immer ganz wichtig zu sagen: Dies ist eure Kultur, nicht meine, aber wärt ihr daran interessiert, mir zu helfen diese Geschichte zu erzählen? Ich habe das Drehbuch vielen Schlüsselfiguren der Kiki-Community gezeigt, damit sie sagen können, wenn etwas nicht stimmt und geändert werden muss. Es ging nicht darum, einfach nur mein Ding durchziehen, sondern die Zustimmung der Szene zu haben. Schliesslich wollte ich diese Welt so authentisch wie möglich zeigen.
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Du erzählst die Geschichte allerdings aus der Perspektive eines jungen weissen cis Mannes. Warum? In ihm spiegelt sich durchaus meine eigene Erfahrung, was die Auseinandersetzung mit meiner Queerness angeht. Ich weiss, wie es ist, sich in eine Person zu verlieben, die dafür sorgt, dass man seine eigene Identität hinterfragt und neu begreifen muss. Obwohl Paul ein heterosexueller cis Mann ist, macht er in gewisser Weise einen ähnlichen Prozess durch wie queere Menschen. Einfach weil er sich in eine Person verliebt, die unerwartet anders ist und somit plötzlich Fragen und Herausforderungen im Raum stehen, die ein reines cis-heterosexuelles Paar nicht hätte.
Ab 17. Dezember ist «Port Authority» sowohl als Video on Demand im Salzgeber Club zu sehen als auch auf DVD erhältlich.
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