Österreichs Regierung gibt nach: Eheöffnung kommt!
ÖVP/FPÖ-Koalition akzeptiert Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs zur Ehe für alle
„ÖVP und FPÖ stehen nach wie vor zur traditionellen Ehe von Mann und Frau, ohne dabei Homosexuelle zu diskriminieren. Der Verfassungsgerichtshof hat jedoch anders entschieden und die Ehe auch für Homosexuelle geöffnet“, erklärten die beiden Klubobleute August Wöginger (ÖVP) und Walter Rosenkranz (FPÖ) am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Österreichs Regierung gibt damit ihren Widerstand offenbar auf. Das ist ein gutes Signal: Denn morgen will das Land in den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationalen gewählt werden. Und so langsam müssen sich auch die Standesämter in Österreich auf die Eheöffnung einstellen. Man befinde sich in einem Vakuum, denn man sei an die Politik gebunden, sagte ein Standesbeamter, der nicht namentlich genannt werden möchte, am Donnerstag gegenüber Mannschaft. „Technisch müsste es aber klappen.“ In Deutschland nutzen die Standesbeamt*innen noch immer eine alte heteronormative Software.
Weder SPÖ noch NEOS sind bereit, die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau mit einer Zweidrittel-Mehrheit in der Verfassung zu verankern
Die ÖVP/FPÖ-Regierung erklärte ihre späte Einicht am Donnerstag mit der mangelnden Kooperation seitens der Opposition. „Da weder SPÖ noch NEOS bereit sind, die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau mit einer Zweidrittel-Mehrheit in der Verfassung zu verankern, hat die ÖVP/FPÖ-Koalition mit ihrer einfachen Mehrheit im Nationalrat die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs zu akzeptieren, der die Ehe auch für Homosexuelle geöffnet hat. Seitens der FPÖ wurde auch eine einfachgesetzliche Reparatur geprüft, welche aber laut Rechtsexperten dem VfGH-Spruch nicht standhält“, so Wöginger und Rosenkranz abschließend.
Der SPÖ-Gleichstellungssprecher Mario Lindner äußerte sich zufrieden über den Sinneswandel. „Diesen Streit auf dem Rücken tausender Paare und Familien im Land hätten wir uns wirklich sparen können. Es ist traurig, dass diese Regierung Monate der öffentlichen Diskussion für die simple Erkenntnis gebraucht hat, dass das Urteil unseres Höchstgerichts umzusetzen ist“, so Lindner.
Vorher hatte die FPÖ versucht, durchzusetzen, dass in einem neuen Gesetz doch noch eine Unterscheidung der Ehe von heterosexuellen Paaren festgeschrieben wird. „Sachlich privilegiert“ sollten Heteros sein, hatte Rosenkranz im September noch erklärt. FPÖ-Chef Strache wollte sich ursprünglich noch mit der Kirche absprechen.
3 von 4 Österreichern sind für Eheöffnung Die Österreicher sind mit der Eheöffnung übrigens mehrheitlich einverstanden, wie gerade eine Umfrage des Portals Österreich im Septemer ergeben hatte: Demnach waren 74 % dafür, dass auch Schwule und Lesben heiraten dürfen. Spannend: Auch die FPÖ-Wähler, deren Partei sich gegen die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare stemmt, sind zu 63 % dafür. Im Gegenzug lehnten 84 % den FPÖ-Plan ab, wonach nur Paare mit Kinderwunsch heiraten dürfen.
Das könnte dich auch interessieren
USA
World Pride startet mit schlechten Aussichten
Der Höhepunkt der World Pride ist der grosse Umzug am 7. Juni in Washington, D.C. Besucherzahlen und Hotelbuchungen liegen noch unter den Erwartungen.
Von Newsdesk Staff
Pride
Queerfeindlichkeit
Reisen
Kultur
Bushido hat schwule Freunde, kann also nicht homophob sein
Der Rapper geht auf Tour und spricht noch einmal über alte Texte
Von Newsdesk Staff, Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Musik
Berlin
Nach Mobbing gegen schwulen Lehrer: Schule offen für queere Projekte
Seit einer Woche ist eine Schule in den Negativschlagzeilen, weil dort ein Lehrer monatelang wegen seiner Homosexualität gemobbt worden sein soll. Nun kommt etwas Bewegung in den Fall.
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Religion
Schwul
Deutschland
SPD-Frau aus Sachsen: Sophie Koch ist die neue Queerbeauftragte
Ihr Vorgänger hat sich für seine Initiativen Respekt erworben. Nun will sich eine Frau aus Sachsen um die Rechte und das Ansehen queerer Menschen kümmern.
Von Newsdesk/©DPA
News
Politik