Oberstes Gericht: Der schwule Jesus darf bleiben!
Seit Dezember tobt in Brasilien ein Streit um das Satire-Filmchen, in dem angedeutet wird, dass Jesus eine Liebesbeziehung mit einem Mann habe
Netflix sollte eine Weihnachtssatire wegen massiver Kritik aus der Kirche aus dem Programm nehmen, ordnete ein Richter in Rio de Janeiro am Mittwoch an. Im Fokus des heiligen Zorns: der schwule Jesus. Das Verbot kassierte der Oberste Gerichtshof in Brasilien nun.
Der Oberste Gerichtshof in Brasilien hat das Verbot der umstrittenen Jesus-Satire «A Primeira Tentação de Cristo» (deutsch: «Die erste Versuchung Christi») nach nur einem Tag wieder aufgehoben. «Es ist nicht davon auszugehen, dass eine Satire die Macht hat, die Werte des christlichen Glaubens zu untergraben, die über 2000 Jahre alt und in der Überzeugung der Mehrheit der Brasilianer verwurzelt sind», teilte der Gerichtspräsident José Antonio Dias Toffoli am Donnerstag zur Begründung mit.
Seit Dezember tobt in dem südamerikanischen Land ein Streit um das Satire-Filmchen, in dem angedeutet wird, dass Jesus eine Liebesbeziehung mit einem Mann habe. Ein Richter hatte am Mittwoch entschieden, dass der Streamingdienst Netflix das Video vorerst aus dem Netz nehmen muss: Die Sendung sorge in der «mehrheitlich christlichen Gesellschaft Brasiliens» für Unruhe.
Das Weihnachtsspezial startete zur Adventszeit auf Netflix und schlug weltweit hohe Wellen. Die brasilianische Parodie nimmt nicht nur die heilige Familie auf die Schippe, sondern stellt Jesus als schwulen Mann dar. Dieser nimmt nun zum ersten Mal einen Mann nach Hause, um ihn seinen Eltern Maria und Josef vorzustellen. Es ist das Werk der Comedy-Gruppe Porta dos fundos, das die Konservativen gegen sich aufbrachte. (MANNSCHAFT berichtete)
Molotowcocktails gegen Schöpfer des schwulen Jesus Eine Petition gegen die 46-minütige Sendung sammelte weit über 2 Millionen Unterschriften. Diese Form von Protest ging aber einigen nicht weit genug: Kurz vor Weihnachten hatten Unbekannte Molotowcocktails gegen die Büros des Künstlerkollektivs geschleudert. Die Zivilpolizei von Rio de Janeiro erklärte, sie untersuche den Angriff auf den Produzenten des Kanals Porta das Fundo als Vandalismus und versuchten Mord. Die Satire-Gruppe erklärte, man wolle sich von dem Brandanschlag nicht einschüchtern lassen.
Mit Blick auf die Veröffentlichung der Satire Anfang Dezember in Brasilien hatte der texanische Bischof Joseph Strickland auf Twitter angekündigt, Netflix abzubestellen. «Gotteslästerer verdienen nicht einen Penny Unterstützung.» Viele empörte Katholiken in den Sozialen Netzwerken äusserten sich ähnlich über das kontroverse Netflix-Weihnachtsspezial.
«Jeder Christ sollte sich über diesen Film beschweren», fordert Bischof Strickland. Den Verantwortlichen warf er fehlenden Respekt gegenüber dem Sohn Gottes vor, der auch für jene gestorben sei, die seine Existenz leugnen. Der Geistliche beendete seine kritischen Ausführungen mit den Worten: «Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.»
Brasilien wird seit einem Jahr von dem offen homofeindlichen Präsidenten Jair Bolsonaro regiert (MANNSCHAFT berichtete). Im vergangenen Jahr versuchte er, die Filmförderung für Projekte mit LGBTIQ-Inhalt zu kürzen – doch das verbot ihm ein Richterin (MANNSCHAFT berichtete).
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