Homophobe AfD-Hetzerin zieht in Magnus-Hirschfeld-Kuratorium
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld mit Sitz in Berlin verfolgt laut ihrer Satzung u. a. die Ziele, die nationalsozialistische Verfolgung Homosexueller in Erinnerung zu halten und einer gesellschaftlichen Diskriminierung homosexueller Männer und Frauen in Deutschland entgegenzuwirken.
Außerdem soll das Leben und Wirken des Berliner Arztes und Sexualforschers (1868 – 1935) wissenschaftlich erforscht und dargestellt werden: Hirschfeld ist Mitbegründer der weltweit ersten Homosexuellen-Bewegung.
In diese Stiftung darf laut Satzung auch die AfD einen Vertreter schicken – eine Partei, die die Ehe für alle ebenso ablehnt wie das Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare, und deren Vertreter Homosexualität u. a. als „genetisch degeneriert“ bezeichnen, wie etwa der Berliner AfD-Politiker Kay Nerstheimer.
Zwar gibt es auch offen homosexuelle Vertreter in der Partei wie Parteichefin Alice Weidel oder den Berlin-Neuköllner Abgeordneten Frank-Christian Hansel, doch die AfD hat sich entschlossen, in die Stiftung eine Frau zu entsenden, die in der Vergangenheit immer wieder offen gegen Rechte für Schwule und Lesben gehetzt hat: Nicole Höchst (47). Die Art, wie ihr Parteifreund Stephan Brandner – ein erklärter Gegner der Rehabilitierung der §175-Opfer und der Eheöffnung und wohl künftiger Vorsitzender des Rechtsausschusses im Deutschen Bundestag – in den Sozialen Medien die Personalie verbreitet hat, lässt darauf schließen, dass man die Ziele der Stiftung und auch die Hirschfeld-Stiftung „oder sowas“ selber wohl nicht allzu ernst nehmen wird.
Das neue Kuratoriumsmitglied Höchst nutzte beispielsweise eine Debatte im Deutschen Bundestag zum Elterngeld, um gegen die im Sommer beschlossene Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare zu stänkern. In der vergangenen Woche fragte sie SPD-Familienministerin Katarina Barley in aggressiver Art und Weise, ob „angesichts der fatalen Gesamtsituation eines sich nicht reproduzierenden Deutschlands eine solche Nischenpolitik Berechtigung“ haben könne.
Nicole Höchst weiter: Die Ehe für alle – ein wichtiger Schritt zum Abbau jahrelanger Benachteiligung von Schwulen und Lesben in Deutschland – habe nur der „Befriedigung von Kleinstinteressengruppen“ gedient.
Höchst, eine 46-jährige Regierungsschuldirektorin beim Pädagogischen Landesinstitut in Speyer, hat nach einem Bericht der Rhein-Zeitung im Sommer 2017 in einer Debatte vor Schülern erklärt, sie sei gegen das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare, da angeblich Studien belegten, „dass es unter homosexuellen Männern mehr Pädophile gibt“.
Äußerungen von Nicole Höchst sind falsch
Diese Äußerung wurde jetzt von der Bundesstiftung zurückgewiesen – sie sei „schlicht und einfach falsch“, erklärte Vorstand Jörg Litwinschuh.
Die Personalie ist also offenbar als Affront gedacht. Beschlüsse verhindern kann Höchst im Kuratorium nicht, wie dessen Mitglied Axel Hochrein gegenüber der Mannschaft sagte. „Sie kann Anträge stellen, Sitzungen in die Länge ziehen und Erklärungen abgeben.“
Die nächste Sitzung wird im zweiten oder dritten Quartal stattfinden. Bisher wurden Beschlüsse einstimmig gefasst, so Hochrein. Wenn sich jemand enthalten hat, gab es in der Sache aber keine Unstimmigkeit. Das dürfte in der Zukunft mit der AfD-Frau anders werden, die er als „vollkommen homophob und transgenderfeindlich“ bezeichnet. Hochrein wörtlich: „Ich erwarte unqualifizierte Zwischenfragen.“
Lasst sie reden, was sie will
In einer internen Mail, die der Mannschaft vorliegt, empfiehlt der ehemalige LSVD-Sprecher Manfred Bruns für den Umgang mit Höchst: „Die beste Taktik scheint mir zu sein, dass Ihr und alle anderen Kuratoriumsmitglieder die Frau mit Geduld zu ertragt. Lasst sie reden, was sie will, und geht ohne Kommentar über ihren Beitrag hinweg. Wenn sie auf diese Weise merkt, dass sie gegen Mauern anredet und nichts bewirkt, wird sie die Lust verlieren.“
AfD-Frau Höchst ist sich übrigens nicht zu schade, auf ihrer Facebook-Seite einen der bekanntesten Schwulen der Geschichte zu zitieren, Oscar Wilde.
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