Nackte Haut, kräftige Farben: Walter-Pfeiffer-Ausstellung in Luzern
Der Zürcher Künstler fotografiert am liebsten junge Männer
Mit «Sincerely, Walter Pfeiffer» zeigt das Kunstmuseum Luzern eine umfassende Retrospektive des Schweizer Künstlers der schwulen Untergrund-Kultur. Zu sehen sind Werke von den 1970er-Jahren bis heute.
Walter Pfeiffer ist es gelungen, eine eigene, unverkennbare Bildsprache zu entwickeln. Sie ist geprägt von der schwulen Untergrundkultur der 70er-Jahre, wo die umfangreiche Retrospektive «Sincerely, Walter Pfeiffer» im Kunstmuseum Luzern ihren Ausgangspunkt setzt.
Porträts junger Männer Das Museum war vor fast einem halben Jahrhundert schon mal der Ausstellungsort von Pfeiffers Werken: 1974 zeigte es die legendäre Gruppenausstellung «Transformer. Aspekte der Travestie», an welcher der heute 77-jährige Pfeiffer beteiligt war. Sein Beitrag dazu, die Werkgruppe «Carlo Joh» (1973), kehrt mit der aktuellen Retrospektive also nach Luzern zurück.
Zwischen 1980 und 1986 entstand die Reihe «Die Augen, die Gedanken, unentwegt wandernd», die Porträts junger Männer beinhaltet. Ihre für den Künstler typische verspielte Erotik und ihre Leichtigkeit finden sich auch in anderen Werken wieder. Damals war Walter Pfeiffer noch immer nicht einem breiteren Publikum bekannt. Seinen Durchbruch schaffte er in den frühen 2000er-Jahren mit Publikationen für die Modezeitschriften i-D und Vogue.
Leicht wie ein Schnappschuss Der Zürcher Fotograf entführt das Publikum in Luzern in eine spielerisch vergnügliche Bildwelt. Typisch für seine Kunst sind auch kleine Makel, grelles Blitzlicht, nackte Körper, kräftige Farben und intensive Blicke. Auf seiner Suche nach dem Schönen bewegt er sich fernab von klischeehaften Idealen. Und er findet es in der Regel bei jungen Männern – obwohl sein Werk die Unterteilung in die Begriffe «männlich» und «weiblich» gar nicht zu kennen scheint.
«Walter Pfeiffer inszeniert seine Motive wie Theaterstücke und lässt das Ergebnis so leicht wie ein Schnappschuss wirken. Seine Bilder zeigen keine vollendete Schönheit und tragen den revolutionären Geist der Gegenkultur der 1970er-Jahre in sich», schreibt das Museum in einer Medienmitteilung zum Ausstellungsstart am vergangenen Samstag.
Willkommene Abkühlung Was viele nicht wissen: Walter Pfeiffer erlernte das Handwerk der Fotografie als Autodidakt und ist eigentlich ausgebildeter Grafiker. Die Ausstellung «Sincerely, Walter Pfeiffer» zeigt deshalb nebst seinen Foto- und Videoarbeiten auch Zeichnungen und Malereien. Parallel dazu entsteht zudem die Videoinstallation «Bei dir war es immer so schön» (2023), die Filmaufnahmen aus den letzten Jahren zusammenbringt.
Ein weiteres Argument, die Ausstellung in Luzern zu besuchen, sind die heissen Sommertemperaturen: «Bei uns ist es angenehm kühl, das ist besser für die Kunstwerke. Ein Besuch lohnt sich also auf jeden Fall», sagt Kommunikationsverantwortliche Eveline Suter auf Anfrage von MANNSCHAFT.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern dauert noch bis zum 22. Oktober 2023. Am 12. Juli steht ein Rundgang mit Walter Pfeiffer und Kuratorin Fanni Fetzer auf dem Programm. Als digitales Vermittlungsformat bietet die Website www.divers2023.ch ergänzende Informationen sowie Begriffserklärungen zu den Ausstellungen «Zanele Muholi» und «Sincerely, Walter Pfeiffer» zum Thema Diversität.
2022 zeigte das Fotomuseum Winterthur «Orlando», eine Schau über Geschlechterfluidität und den männlichen weissen Blick, mit Werken von Walter Pfeiffer (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Reisen
Meta soll queere Firma auf schwarze Liste gesetzt und blockiert haben
Alle Anzeigen des Unternehmens wurden entfernt
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Soziale Medien
Gesellschaft
International
USA
Feuerwehrkapitänin erstochen – Polizei fahndet nach Ehefrau
Die 53-jährige hatte bereits ihren ersten Ehemann erstochen
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Polizei
International
Richtet Russland eine öffentliche LGBTIQ-Datenbank ein?
Darin sollen zukünftig alle Namen für jede*n einsehbar sein
Von Newsdesk Staff
News
Kultur
Anita trifft Mathilde: Lesbische Liebe in einer religiösen Gemeinschaft?
Graphic Novel «Zwischen den Bäumen» – Der Cartoonist Paul Winck erzählt eine erstaunliche Geschichte über zwei Frauen, die sich in einer Glaubensgemeinschaft kennenlernen und verlieben.
Von Michael Freckmann
Lesbisch
Buch
Religion