Nackte Haut, kräftige Farben: Walter-Pfeiffer-Ausstellung in Luzern

Der Zürcher Künstler fotografiert am liebsten junge Männer

Bild: Untitled (2014) von Walter Pfeiffer; im Besitz des Künstlers und der Galerie Gregor Steiger, © 2023 ProLitteris, Zürich
Bild: Untitled (2014) von Walter Pfeiffer; im Besitz des Künstlers und der Galerie Gregor Steiger, © 2023 ProLitteris, Zürich

Mit «Sincerely, Walter Pfeiffer» zeigt das Kunstmuseum Luzern eine umfassende Retrospektive des Schweizer Künstlers der schwulen Untergrund-Kultur. Zu sehen sind Werke von den 1970er-Jahren bis heute.

Walter Pfeiffer ist es gelungen, eine eigene, unverkennbare Bildsprache zu entwickeln. Sie ist geprägt von der schwulen Untergrundkultur der 70er-Jahre, wo die umfangreiche Retrospektive «Sincerely, Walter Pfeiffer» im Kunstmuseum Luzern ihren Ausgangspunkt setzt.

Porträts junger Männer Das Museum war vor fast einem halben Jahrhundert schon mal der Ausstellungsort von Pfeiffers Werken: 1974 zeigte es die legendäre Gruppenausstellung «Transformer. Aspekte der Travestie», an welcher der heute 77-jährige Pfeiffer beteiligt war. Sein Beitrag dazu, die Werkgruppe «Carlo Joh» (1973), kehrt mit der aktuellen Retrospektive also nach Luzern zurück.

Zwischen 1980 und 1986 entstand die Reihe «Die Augen, die Gedanken, unentwegt wandernd», die Porträts junger Männer beinhaltet. Ihre für den Künstler typische verspielte Erotik und ihre Leichtigkeit finden sich auch in anderen Werken wieder. Damals war Walter Pfeiffer noch immer nicht einem breiteren Publikum bekannt. Seinen Durchbruch schaffte er in den frühen 2000er-Jahren mit Publikationen für die Modezeitschriften i-D und Vogue.

Leicht wie ein Schnappschuss Der Zürcher Fotograf entführt das Publikum in Luzern in eine spielerisch vergnügliche Bildwelt. Typisch für seine Kunst sind auch kleine Makel, grelles Blitzlicht, nackte Körper, kräftige Farben und intensive Blicke. Auf seiner Suche nach dem Schönen bewegt er sich fernab von klischeehaften Idealen. Und er findet es in der Regel bei jungen Männern – obwohl sein Werk die Unterteilung in die Begriffe «männlich» und «weiblich» gar nicht zu kennen scheint.

«Walter Pfeiffer inszeniert seine Motive wie Theaterstücke und lässt das Ergebnis so leicht wie ein Schnappschuss wirken. Seine Bilder zeigen keine vollendete Schönheit und tragen den revolutionären Geist der Gegenkultur der 1970er-Jahre in sich», schreibt das Museum in einer Medienmitteilung zum Ausstellungsstart am vergangenen Samstag.

Videoinstallation «Bei dir war es immer so schön» (Foto: Marc Latzel)
Videoinstallation «Bei dir war es immer so schön» (Foto: Marc Latzel)

Willkommene Abkühlung Was viele nicht wissen: Walter Pfeiffer erlernte das Handwerk der Fotografie als Autodidakt und ist eigentlich ausgebildeter Grafiker. Die Ausstellung «Sincerely, Walter Pfeiffer» zeigt deshalb nebst seinen Foto- und Videoarbeiten auch Zeichnungen und Malereien. Parallel dazu entsteht zudem die Videoinstallation «Bei dir war es immer so schön» (2023), die Filmaufnahmen aus den letzten Jahren zusammenbringt.

Ein weiteres Argument, die Ausstellung in Luzern zu besuchen, sind die heissen Sommertemperaturen: «Bei uns ist es angenehm kühl, das ist besser für die Kunstwerke. Ein Besuch lohnt sich also auf jeden Fall», sagt Kommunikationsverantwortliche Eveline Suter auf Anfrage von MANNSCHAFT.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern dauert noch bis zum 22. Oktober 2023. Am 12. Juli steht ein Rundgang mit Walter Pfeiffer und Kuratorin Fanni Fetzer auf dem Programm. Als digitales Vermittlungsformat bietet die Website www.divers2023.ch ergänzende Informationen sowie Begriffserklärungen zu den Ausstellungen «Zanele Muholi» und «Sincerely, Walter Pfeiffer» zum Thema Diversität.

2022 zeigte das Fotomuseum Winterthur «Orlando», eine Schau über Geschlechterfluidität und den männlichen weissen Blick, mit Werken von Walter Pfeiffer (MANNSCHAFT berichtete).

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