Nach Brandbrief: Lehrkräfte aus Burg wollen Schule verlassen
Sie seien an der Schule täglich mit Rechtsextremismus und Homophobie konfrontiert
In einem Brief schilderten zwei Lehrkräfte rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule im Spreewald. Sie befürchten nun, attackiert zu werden. Jetzt wollen die Pädagog*innen nicht mehr an der Schule unterrichten.
Rund drei Monate nach dem Schreiben eines Brandbriefs über rechtsextreme Vorfälle wollen die beiden Lehrer*innen ihre Schule in Burg im Spreewald verlassen. Der Lehrer Max Teske bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch entsprechende Medienberichte, nach denen er und seine Kollegin Laura Nickel auch wegen Anfeindungen aus der rechten Szene gehen wollen.
Zudem hingen am Mittwoch im Bereich um die Schule in Burg rund 30 Aufkleber. Nach übereinstimmenden Medienberichten waren darauf die Gesichter der beiden Lehrer zu sehen mit dem Aufruf, dass sie nach Berlin verschwinden sollten. Die Polizei teilte dazu mit, dass der Staatsschutz aufgrund der dargestellten Abbildungen Ermittlungen wegen des Tatverdachts der Beleidigung, des Verstosses gegen das Kunsturhebergesetz, Sachbeschädigung sowie wegen illegalen Plakatierens aufgenommen habe.
Nickel und Teske hatten im April rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht (MANNSCHAFT berichtete) und damit eine bundesweite Debatte ausgelöst. Die Lehrkräfte schilderten damals in einem anonymen Schreiben, sie seien an der Schule im Spreewald täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Beide sollen in diesem Jahr den «Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus» bekommen.
Im Juni hatte Teske gesagt, die Situation an der Schule habe sich auch nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen nicht verändert. Das Kollegium sei tief gespalten, Lehrkräfte grüssten ihn und seine Kollegin zum Teil nicht mehr. Zudem erzählte Teske, dass sie wegen ihres Engagements auch mit Übergriffen rechneten.
Wir haben uns in jeder Hinsicht vor die Kolleginnen und Kollegen gestellt
Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) verwies auf die Unterstützung des Landes für die Lehrkräfte und die Schule in Burg. Seine Kenntnis sei, dass Versetzungsanträge gestellt wurden, sagte er am Mittwoch. Er kommentiere aber keine einzelnen Personalangelegenheiten. «Wir haben uns in jeder Hinsicht vor die Kolleginnen und Kollegen gestellt», sagte Freiberg. Das Land habe sich über das Staatliche Schulamt und zwei Schulräte seit dem Bekanntwerden der Vorfälle um die Schule gekümmert.
Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit der Debatte um die rechtsextremen Vorfälle in Burg mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg im Bereich des Staatlichen Schulamts Cottbus.
In Grossbritannien verschärfen konservative Kräfte einen «Kulturkrieg» gegen alles, was ihnen zu liberal ist. Jüngste Aufreger betreffen die Debatte um Genderidentität. Schrille Töne – doch was steckt dahinter? (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Gesundheit
Bald zu wenig HIV-Praxen: Studie warnt vor «erheblichen Engpässen»
In Deutschland könnte ein Engpass für HIV-Spezialisten drohen
Von Newsdesk Staff
Mentale Gesundheit
Deutschland
News
HIV, Aids & STI
Justiz
«Heimtückischer» Mordversuch in Thüringen: Brutale Attacke bei Sexdate
Zwei Männer verabreden sich über eine Internetplattform zum Sex, doch die Situation eskaliert: Wegen versuchten Mordes steht ein 25-Jähriger nun vor dem Landgericht Gera.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Schwul
News
Österreich
Bei Blasmusik-Fest: FPÖ-Mann hetzt gegen Regenbogenparade
Der obersteirische FPÖ-Abgeordnete Wolfgang Zanger nutzt die «Lange Nacht der Blasmusik» in St. Margarethen in der Steuermark für eine Hasstirade gegen LGBTIQ. Schwuler SPÖ-Abgeordneter: Lasst die Leute mit eurem Kulturkampf in Ruhe!
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Pride
«Queers fragen sich: Wie kann ich sicher in Thüringen leben?»
9 Pride-Paraden – aber kein Sicherheitskonzept. Die Teilnehmenden fühlen sich zunehmend verunsichert. Zu Recht?
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit