Sexuelle Nötigung? Ex-Chef von Abercrombie & Fitch angeklagt
Es geht um Sexualdelikte in mindestens 15 Fällen
Dem einstigen Geschäftsführer von Abercrombie & Fitch Mike Jeffries und seinen Partner wird vorgeworfen, Mitarbeiter sexuell ausgebeutet zu haben. Einige sprechen von Misshandlung, andere behaupten, ihnen seien Drogen gespritzt worden.
Der US-Manager Michael Stanton «Mike» Jeffries war bis Ende 2014 CEO des Modeunternehmens Abercrombie & Fitch. Ihm werden seit letztem Jahr Fälle sexueller Nötigung vorgeworfen (MANNSCHAFT berichtete).
Der ehemalige Chef des US-Modekonzerns Abercrombie & Fitch, Mike Jeffries, ist in New York wegen schweren Sexualverbrechen an angehenden Models angeklagt worden. Als Chef «eines der bekanntesten Bekleidungshändler der Welt nutzte er seine Macht, seinen Reichtum und seinen Einfluss, um Männer für sein eigenes sexuelles Vergnügen und das seines Lebensgefährten» zu benutzen, sagte der Bezirksstaatsanwalt Breon Peace im New Yorker Stadtteil Brooklyn.
Dabei habe er sich die Strahlkraft der Abercrombie-Marke zunutze gemacht, die die jungen Männer als «Ticket zum Erfolg in der Modelbranche» sahen. Der Missbrauch sei an mindestens 15 Personen begangen worden und dauerte von 2008 bis 2015, wie Peace mitteilte. Die Staatsanwaltschaft strebt einen Prozess gegen Jeffries, seinen damaligen Partner und eine dritte Person an.
Vor gut einem Jahr hatten mehrere Männer Jeffries und seinem Partner vorgeworfen, sie auf Veranstaltungen sexuell ausgebeutet zu haben. Medienberichten zufolge nutzte das Paar einen Mittelsmann, um junge Männer für sich zu finden. Jeffries hatte den Konzern 2014 verlassen. Der heute 80-Jährige hatte in der Vergangenheit mit Aussagen, wonach er nur «coole, gut aussehende Leute» als Kunden wolle, für ein kontroverses Image gesorgt.
Jeffries und sein Partner hatten der Anklage zufolge einen dritten Mann damit beauftragt, Opfer für die beiden zu finden. Männer seien weltweit ausgewählt worden. Jeffries' Partner habe dann veranlasst, dass diese zu Veranstaltungen mit dem Firmenboss geflogen wurden, zum Beispiel nach New York City oder zu Hotels auf der ganzen Welt - darunter England, Frankreich, Italien oder Marokko. «Sie liessen die Männer glauben, dass die Teilnahme an diesen Sexveranstaltungen Modelmöglichkeiten bei Abercrombie verschaffen oder ihrer Karriere anderweitig nützen könnte», so Peace weiter.
Das FBI ermittelt. Gegen Jeffries, seinen Partner und Abercrombie & Fitch läuft ein Gerichtsverfahren wegen sexueller Nötigung. Jeffries habe laut BBC seinen früheren Arbeitgeber verklagt, die Gerichtskosten zu übernehmen und auch Recht bekommen, da sie im Zusammenhang mit seinem Job in einem Zusammenhang stünden.
Taten in New York, London, Frankreich oder Marokko
Die mutmasslichen Opfer hätten vor Veranstaltungen entsprechende Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichnet. Auch persönliche Gegenstände wie Smartphones mussten übergeben werden. «Um die Geheimhaltung dieser Veranstaltungen zu wahren, liessen die Angeklagten die Männer glauben, dass es ihren Karrieren schaden könnte, wenn sie den Aufforderungen zu bestimmten sexuellen Handlungen während der Veranstaltungen nicht nachkämen», so der Staatsanwalt weiter.
«Wir haben umfangreiche Beweise. Wir haben Reiseunterlagen, wir haben Finanzunterlagen, wir haben Aussagen von Opfern und anderen Zeugen. Wir glauben also, dass wir viele Beweise haben, die die Anklage in diesem Fall untermauern», sagte Peace.
«Jeffries und sein Partner gaben Hunderttausende von Dollar in bar für kommerziellen Sex und für das Personal aus, das die Sexveranstaltungen durchführte.»
Staatsanwalt Peace
Laut Staatsanwalt gaben Jeffries und sein Lebensgefährte Millionen Dollar für den Prostitutionsring aus: «Dazu gehörten Hunderttausende von Dollar in bar für kommerziellen Sex, hohe Geldbeträge für das Personal, das die Sexveranstaltungen durchführte, Geld für Inlandsreisen, Auslandsreisen, Hotelzimmer, Dienstleistungen eines Sicherheitsunternehmens» sowie andere Kosten.
Die Angeklagten halten sich Medienberichten zufolge zumindest teilweise in Florida auf, sollen aber im Laufe der nächsten Tage nach New York gebracht und dort am Freitag vor Gericht gestellt werden. Jeffries ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft für eine Kaution von zehn Millionen Dollar nach einer kurzzeitigen Festnahme wieder auf freiem Fuss.
Den jungen Männer sei bei Anwerbeversuchen das Gefühl vermittelt worden, als Model für das Unternehmen angeworben zu werden. Ihnen seien teils mehrere Tausend Euro gezahlt worden. Mehreren Aussagen der BBC gegenüber zufolge sollen Jeffries‘ Assistenten den Männern etwas in den Penis gespritzt haben, was sie als «flüssiges Viagra» bezeichnet hätten, dann hätten Jeffries und sein Partner Oralverkehr an ihnen vollzogen.
Ein Mann namens Luke, der damals 20 war, berichtet von einer Situation in Madrid in einem schwach beleuchteten Raum, an den Wänden hingen erotische Fotos von trainierten Männerkörpern. Dann seien Jeffries und sein Partner Smith aus einer Ecke des Raumes gekommen. Sie hätten sofort begonnen, ihn zu berühren, und Jeffries haben ihn gewaltsam geküsst.
Ein Mittelsmann von Jeffries bestritt, dass es zu Fehlverhalten gekommen sei. Den jungen Männern sei klar gewesen, worauf sie sich einliessen. Abercrombie & Fitch hatte sich angesichts des ersten Berichts «entsetzt und angewidert» über das angebliche Verhalten des ehemaligen CEO geäussert. Man habe einen Grossteil seiner Ruhestandszahlungen ausgesetzt, etwa eine Million US-Dollar pro Jahr. Das Unternehmen habe laut BBC als Reaktion auf den ersten Bericht eine unabhängige Untersuchung angekündigt. Wann damit zu rechnen sei, blieb unklar.
Abercrombie & Fitch steht immer wieder aus den verschiedensten Gründen in der Kritik. So fand im Jahr 2013 der TÜV Rheinland in Kleidungsstücken des Unternehmens krebserzeugendes Benzidin in einer Konzentration von über 100 Milligramm pro Kilogramm – mehr als dem Dreifachen des gesetzlichen Höchstwerts.
Zuvor war dem Unternehmen vorgeworfen worden, die Konfektionsgrösse «Triple Zero» anzubieten. Abercrombie & Fitch dementierte den Vorwurf und erklärte, dass es sich nicht um eine Neueinführung handle, sondern um einen Fehler in der Grössentabelle. Ein gefährliches Signal an junge Mädchen und Frauen, so die Kritik.
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