Mit Sextape erpresst: französischer Bürgermeister verurteilt

Gaël Perdriau
Drohte seinem Stellvertreter mit einem Outing: der ehemalige Bürgermeister Gaël Perdriau. (Bild: Ville de Saint-Étienne)

Der französische Politiker Gaël Perdriau liess einen Amtskollegen heimlich bei einer erotischen Massage filmen, nun muss er für vier Jahre ins Gefängnis.

Der frühere Bürgermeister von Saint-Étienne, Gaël Perdriau, ist vom Strafgericht in Lyon zu vier Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Das Gericht befand den 53-Jährigen für «vollständig schuldig», seinen ehemaligen ersten Stellvertreter Gilles Artigues mit einer heimlich aufgenommenen Sextape erpresst zu haben. Die Präsidentin des Gerichts sprach gemäss der Nachrichtenagentur AFP von der «extremen Schwere» der Taten und erinnerte an die «Vorbildfunktion» gewählter Volksvertreter*innen. Zudem darf Perdriau für fünf Jahre keine öffentlichen Ämter bekleiden.

Der Fall reicht ins Jahr 2015 zurück. Damals liess Perdriau seinen Amtskollegen Artigues heimlich dabei filmen, wie er in einem Pariser Hotelzimmer von einem Escort eine erotische Massage erhielt. Die Aufnahme wurde anschliessend genutzt, um den katholischen Mitte-Politiker unter Druck zu setzen. Die Erpressung nahm zudem eine homophobe Dimension an, da ihm ein öffentliches Outing angedroht worden sei. Mehrere Mitangeklagte bestätigten vor Gericht, dass Perdriau die Aktion initiiert habe.

In einem Interview mit RTL zeigte sich Perdriau offenbar nicht geständig. «Ich bin mir nicht sicher, ob ein Mensch auf so eine Prüfung vorbereitet sein kann, aber ich werde mich ihr stellen. Ich habe ohnehin keine Wahl», sagte er. Weiter erklärte er: «Mental bin ich bereit, denn meine Priorität ist es, meine Unschuld zu beweisen. Es geht darum, meine Ehre und die meiner Familie wiederherzustellen. Da das Gericht entschieden hat, mich ins Gefängnis zu schicken, werde ich gehen.» Seine Anwälte kritisierten die Strafe als «aussergewöhnlich hart» und kündigten Berufung an.

Auch die weiteren Beteiligten wurden verurteilt. Pierre Gauttieri, Perdriaus früherer Kabinettschef, erhielt zwei Jahre Haft. Samy Kéfi-Jérôme, der die Kamera installiert und am Erpressungsversuch mitgewirkt hatte, wurde vom Gericht zu drei Jahren Haft verurteilt. Ebenso erhielt Gilles Rossary-Lenglet, der die Idee für die Falle hatte und die technischen Vorbereitungen übernahm, drei Jahre Haft. Er zeigte sich nach dem Urteil «erleichtert» und sagte: «Das Urteil bestätigt, dass ich die Wahrheit sage.»

Gilles Artigues, das Opfer der Erpressung, reagierte ebenfalls erleichtert. Das Urteil erkenne seinen «Status als Opfer» an, sagte er. «Heute glaube ich, dass ich mich wieder aufbauen kann.» Artigues hat Saint-Étienne inzwischen verlassen und arbeitet als Direktor des katholischen Bildungswesens im Département Tarn.

Während Perdriau seinen Rücktritt an die Präfektin des Départements Loire übermittelt hat, muss der Gemeinderat von Saint-Étienne am 10. Dezember einen neuen Bürgermeister wählen. Ein möglicher politischer Neustart bleibt für Perdriau offen. «Wenn meine Unschuld bewiesen ist und das Berufungsverfahren zu einem Freispruch führt, sind die Zähler wieder auf null», sagte er. «Dann kann man wieder darüber reden.»

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