«Toleranz-Hochburg ist Köln schon lange nicht mehr»
Am Rhein findet an diesem Sonntag die CSD Parade statt
Bis zu 10.000 Menschen werden an diesem Sonntag auf der Christopher-Street-Day-Parade in Köln erwartet. «Weltoffen» und «tolerant» sei die Stadt aber schon lange nicht mehr, erklärte jetzt die Kölner Dragqueen und Sängerin Marcella Rockefeller.
Etwa 100 Gruppen seien zu der Demonstration für LGBTIQ Menschenrechte angemeldet, teilte Hugo Winkels, Sprecher von Cologne Pride mit. Bereits am Freitag waren bei der Eröffnung des «CSD-Veedels» demnach mehrere Tausend Menschen zusammengekommen.
In einem Interview mit dem Express räumt die Kölner Dragqueen Marcella Rockefeller jetzt auf mit dem Ruf Kölns als tolerante Stadt. Das sei sie nicht mehr.
Sie sei vor 13 Jahren nach Köln gezogen, weil es für sie die weltoffenste Stadt Deutschlands war. «Ich bin damals über die Severinsbrücke gelaufen, habe das Panorama gesehen und gedacht: In dieser Stadt will ich leben. So war es auch eine ganze Weile.»
Aber Titel wie «Toleranz-Hochburg» oder «weltoffene Stadt» brauche man sich nicht mehr auf die Fahne zu schreiben. «Das ist Köln schon lange nicht mehr», so das Fazit der Sängerin, die im März ihr Debütalbum «Anders als geplant» veröffentlicht hat (MANNSCHAFT berichtete).
Als Dragqueen, aber auch als Privatperson habe Marcel, so der bürgerliche Name, aus dieser Entwicklung bereits Konsequenzen gezogen. Er gehe nicht mehr mit seinem Freund Händchen haltend über die Ringe und fahre grundsätzlich mit dem Taxi.
Angriffe gibt es immer wieder aus verschiedenen Richtungen.
Angegriffe habe er immer wieder in Köln erlebt, ungeschminkt und ohne Drag – dafür seien aber nicht Vertreter*innen einer bestimmten Kultur verantwortlich. «Ich habe schon von einer deutschen Glatze mit Bomberjacke eins in die Fresse bekommen. Angriffe gibt es immer wieder aus verschiedenen Richtungen.»
Er würde im Fummel niemals mehr Bahn fahren, denn an jeder Ecke träfen ihn dumme Blicke. «Natürlich ist das mit der Verkleidung in gewisser Weise provoziert, aber mit Sicherheit keine Einladung verbal oder körperlich attackiert zu werden», so die Dragqueen.
Es gebe mehr Gewalt gege LGBTIQ als noch im Vorjahr. Trotzdem gehe Marcel aka Marcella weiterhin für die Akzeptanz, Toleranz und den offenen Dialog auf die Strasse. «Leider muss ich auch 2021 noch für meine Menschenrechte demonstrieren und das kann ich als Dragqueen besser, als in Jeans und T-Shirt.»
Das könnte dich auch interessieren
Geschichte
«Ich sage nicht Darkroom, ich sage: verdunkelter Herrenraum»
Die 100. Tour durch Berlins Regenbogenkiez zeigt auf, wo die aktuellen Probleme liegen
Von Sören Kittel
Queerfeindlichkeit
Unterhaltung
Drag
Queer
Hamburg
«Leuchtendes Beispiel» – Pride Award für Susanne Baer
Sie war die erste offen lesbische Richterin am Bundesverfassungsgericht: Die Juristin Susanne Baer erhält nun den Hamburg Pride Ehren Award.
Von Newsdesk Staff
Pride
News
Lesbisch
Award
Österreich
Nur 300 Euro Schmerzensgeld für queeres Opfer von Hassverbrechen!
Die psychischen und gesundheitlichen Folgen von Opfer von Hassverbrechen sind dramatisch. Ein Schmerzensgeld von 300 Euro wirkt lächerlich, wie ein Beispiel aus Oberösterreich zeigt.
Von Christian Höller
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
USA
10 Jahre Ehe für alle: Aktivist Obergefell fürchtet Ausradierung
2015 machte die Klage von Jim Obergefell machte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA möglich. Zehn Jahre später warnt er: Unter der Trump-Regierung könnte dieses Recht wieder verschwinden.
Von Newsdesk Staff
Liebe
News
Ehe für alle