Diverses «Märchenland für alle» erscheint auf Deutsch
Das Buch will diverse Rollenbilder ins Kinderzimmer holen
Es war einmal ein Prinz, der den Prinzen seines Herzens suchte, ein Hase mit drei Ohren und eine Königstochter, die lieber Abenteuer erlebte, anstatt zu heiraten. Traditionelle ungarische Märchen neu erzählt – dieses Kinderbuch sorgte in Ungarn für grosse Aufregung. Jetzt erscheint «Märchenland für alle» auf Deutsch.
Es gibt einen schwulen Prinzen, Aschenputtel mit einem alkoholsüchtigen Vater, ein Hase mit drei Ohren, Schneewittchen als «Braunblättchen» und eine Königstochter, die lieber Abenteuer erlebt, anstatt zu heiraten. Diese Figuren und viele mehr finden sich in ‚Märchenland für alle‘, das im Herbst vergangenen Jahres in Ungarn erschienen ist. Hinter dem Kinderbuch steckt die Idee, traditionelle Märchen neu zu erzählen, und so versammelt es 17 Geschichten mit diversen Held*innen.
Kurz nach seinem Erscheinen wurde das Kinderbuch in Ungarn Gegenstand einer monatelang anhaltenden politischen Debatte und von der Regierung zum Anlass genommen, um homo- und transphobische Gesetze einzuführen. Kritik löste es seitens ultrakonservativer und rechtsradikaler Gruppen und des Regierungschefs Viktor Orbán aus, die das Buch als Angriff verstanden, auf von ihnen vertretene angeblich traditionelle Familienwerte. Eine rechtskonservative Politikerin hatte es sogar öffentlich in einen Reisswolf gesteckt (MANNSCHAFT berichtete)
Ungeachtet der Boykottversuche entwickelte sich «Märchenland für alle» seitdem zum Bestseller, der Stern hat die exklusiven Rechte erworben (MANNSCHAFT berichtete).
Anna-Beeke Gretemeier und Florian Gless, die Stern-Chefredakteur*innen, erklären: «Dieses Buch leistet etwas Grossartiges: Es holt diverse Rollenbilder in die Kinderzimmer und schafft dadurch Orientierung. Die verschiedenen Heldinnen und Helden der Märchengeschichten erfahren im realen Leben immer noch viel zu häufig Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Auch die Autorinnen und Autoren wurden wegen ihres Einsatzes für gleichberechtigte Vielfalt angegriffen.»
Der Stern will ein Zeichen für Meinungsfreiheit setzen und zeigen: «Wir vertreten die gleichen Werte und setzen uns zusammen dafür ein – Toleranz, Demokratie und ein gemeinschaftliches Miteinander. Wir hoffen, dass es auch hierzulande einen wichtigen Beitrag gegen Diskriminierung und Rassismus leisten kann.»
Der ungarische Herausgeber des Buches, Boldizsar M. Nagy, sagte gegenüber MANNSCHAFT: «Das Interesse an dem Buch aus dem Ausland hat mir bewusst gemacht, wie global die in den Geschichten behandelten Themen, die verschiedenen sozialen Ungleichheiten, sind. In dem Buch geht es ja nicht nur um die LGBTIQ-Situation in Ungarn, sondern auch um systemischen Rassismus, Sexismus, Altersdiskriminierung, Klassismus, Ableismus, Homophobie, Transphobie – und diese durchdringen die gesamte westliche Kultur trotz der geltenden Gesetze.»
Am 17. März soll «Märchenland für alle» auf Deutsch erscheinen.
Das könnte dich auch interessieren
Europa
Die «LGBT-freien Zonen» in Polen sind Geschichte
Ein Drittel aller polnischen Gemeinden hat sich seit 2019 zu «LGBT-freien» Zonen erklärt. Jahrelang haben Aktivist*innen dagegen gekämpft. Nun gehören diese queerfeindlichen Resolutionen der Vergangenheit an.
Von Kriss Rudolph
Queerfeindlichkeit
News
Film
Angelina Maccarone: «Warum sollte ich eine Hetero-Welt entwerfen?»
Mit mutigen queeren Geschichten machte sich Angelina Maccarone einen Namen – am 24. April kehrt die preisgekrönte Regisseurin nach über einem Jahrzehnt mit «Klandestin» auf die grosse Leinwand zurück. Ein Interview über das Aneinander-Vorbei-Leben und die Queer-Sättigung der Filmbranche.
Von Patrick Heidmann
Lesbisch
Kultur
Queer
Migration
Kommentar
Queer fürs Drama? Wenn Repräsentation im TV zur Farce wird
Was von homofeindlichen Vorfällen wie bei Jojo Siwa zu halten ist
Von Newsdesk Staff
People
Queerfeindlichkeit
TV
Unterhaltung
Lesbisch
News
Trans Menschen raus aus dem US-Militär! Trump ruft Oberstes Gericht an
Wer seine trans Identität offen leben will, soll das US-Militär verlassen - so gebietet es Präsident Donald Trump. Eine Richterin hält dieses Vorgehen für verfassungswidrig und findet deutliche Worte.
Von Newsdesk/©DPA
International
Queerfeindlichkeit
TIN