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Von Viktor Orbán gefürchtet: Märchenbuch erscheint auf Deutsch

Der ungarische Herausgeber wurde bedroht

Ungarn
Foto: Facebook/Promo

Das Buch «Meseorszag mindenkie» enthält zum Beispiel Charaktere, die körperlich behindert sind, in extremer Armut leben, und schwul, lesbisch, trans, nicht-binär oder asexuell sind. In Ungarn wurde es zum Politikum.

Das Magazin Stern hat die Rechte an dem ungarischen Märchenbuch «Meseorszag mindenkie» (Märchenland für alle) für Deutschland, Österreich und die Schweiz erworben. Das teilte das Verlagshaus Gruner + Jahr am Freitag in Hamburg mit. Es soll im Frühjahr kommenden Jahres als Stern-Buch im Handel erscheinen.

Das Kinderbuch hatte in Ungarn überraschend Furore gemacht, weil es der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orbán als Aufhänger für eine Kampagne nahm, die sich gegen Homosexuelle und andere Queers richtete. Im letzten Juni beschloss das ungarische Parlament ein Gesetz, das es verhindern soll, dass sich Kinder und Jugendliche über eine von der vermeintlichen Norm abweichende Sexualität informieren können (MANNSCHAFT berichtete) Nach EU-Kritik an dem Gesetz soll 2022 ein Referendum abgehalten werden (MANNSCHAFT berichtete).

Rassismus, Sexismus, Altersdiskriminierung, Homophobie und Transphobie durchdringen die gesamte westliche Kultur

Der ungarischen Herausgeber des Buches, Boldizsar M. Nagy, zeigte sich MANNSCHAFT gegenüber sehr erfreut. «Das Interesse an dem Buch aus dem Ausland hat mir bewusst gemacht, wie global die in den Geschichten behandelten Themen, die verschiedenen sozialen Ungleichheiten, sind. In dem Buch geht es ja nicht nur um die LGBTIQ-Situation in Ungarn, sondern auch um systemischen Rassismus, Sexismus, Altersdiskriminierung, Klassismus, Ableismus, Homophobie, Transphobie – und diese durchdringen die gesamte westliche Kultur trotz der geltenden Gesetze. Die verschiedenen Unterdrückungen sind miteinander verbunden, untrennbar miteinander verbunden, und es bedarf einer umfassenden systematischen Veränderung, um endlich das dualistische, hierarchische Denken loszuwerden, das eine Kultur der Unterdrückung aufrechterhält.»


Nagy, der wegen des Buches in Ungarn angefeindet und bedroht wurde, will im kommenden Jahr seine Heimat verlassen (MANNSCHAFT+). Weiter erklärte er: «Ich glaube, je jünger wir sind, wenn wir einem kritischen, solidarischen Blick auf das System ausgesetzt sind, desto grösser sind die Chancen, eine gerechtere Welt zu schaffen. Es freut mich unbeschreiblich, dass unser Buch diese Arbeit auch im deutschsprachigen Raum fördern kann.»

In «Märchenland für alle» erzählen ungarische Autor*innen bekannte Märchen neu, indem die Heldenfiguren Minderheiten angehören. Darunter sind in tiefer Armut lebende Kinder, Kinder mit Behinderung, Opfer von häuslicher Gewalt, Homosexuelle und Transsexuelle. Das Buch will mehr Akzeptanz für benachteiligte Menschen und Angehörige der LGBTIQ-Gemeinde schaffen.

In Ungarn kann es wegen des neuen Gesetzes in den Buchläden nicht offen zur Schau gestellt werden. Eine rechtskonservative Politikerin hatte es vor einem Jahr sogar öffentlich in einen Reisswolf gesteckt (MANNSCHAFT berichtete) (mit dpa)



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