LSVD: Bundesregierung handelt fahrlässig im Kampf gegen Affenpocken

Der Lesben- und Schwulenverband fordert breites Impfangebot von Bund und Ländern

Impfung (Symbolfoto: CDS / Unsplash)
Impfung (Symbolfoto: CDS / Unsplash)

Im Kampf gegen die Affenpocken (MPX) hat die Bundesregierung bisher rund 40.000 Impfdosen ausgeliefert. Für den LSVD viel zu wenig.

Mehr als die Hälfte der 2.700 bekannten Affenpocken-Fälle wurden in der Hauptstadt gemeldet. Die rund 9.500 Impfdosen, die Berlin bisher bekommen hat, sind nach Medienberichten jedoch bereits aufgebraucht. Alfonso Pantisano aus dem LSVD-Bundesvorstand nennt es «unfassbar, dass die Bundesregierung und die Länder bei der Beschaffung und Verteilung des Impfstoffes gegen das MPX-Virus unsere Community im Stich lassen.»

Statt eine klare Impfstrategie vorzulegen und für eine bedarfsgerechte Beschaffung von Impfdosen zu sorgen, reagierten das Bundesgesundheitsministerium und die Gesundheitsministerien der Länder laut LSVD nur zögerlich und verschleppten eine bedarfsgerechte Verteilung unter den Bundesländern. «Gerade in der queeren Community, vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben, ist die Nachfrage nach dem Impfstoff hoch.» Viele wollten sich und andere durch eine Impfung schützen, könnten es aber derzeit nicht, so Pantisano.

Es entstehe der Eindruck, dass, so lange das Virus angeblich nur eine vermeintliche Minderheit betreffe, kein erhöhter Handlungsbedarf bestünde. «Dieser Vertrauensverlust wäre fatal.» Die Zahl der infizierten Menschen steige stetig an und auch Kinder infizierten sich (MANNSCHAFT berichtete). Das zeige, dass die Übertragungswege nicht nur bei Sexualkontakten erfolgen. Das Virus betreffe laut LSVD somit nicht nur die queee Community, sondern bedrohe die gesamte Bevölkerung

Die Entscheidung der Bundesregierung, vorerst keine weiteren Dosen des Affenpocken-Impfstoffs zu bestellen, sei «fahrlässig und erfüllt uns mit Sorge». Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wie Pantisano selbst in der SPD, müsse umsteuern und eine ausreichende Impfstoffversorgung gewährleisten. Man müsste jetzt ein breites Impfangebot für alle Menschen sicherstellen, die eine Impfung brauchen und wollen. Die von der Deutschen Aidshilfe geforderten eine Million Impfdosen sollten zügig beschafft werden. Die Bundesregierung müsse alles daransetzen, dass die Produktion des dringend benötigten Impfstoffes ausgebaut wird. Es sei ohnehin bedauerlich, dass hierzulande das MPX-Virus erst dann auf die Agenda kam, als es Deutschland erreicht hatte und «wir selbst betroffen waren».

Das Bundesgesundheitsministerium müsse gemeinsam mit den Ländern auch dafür sorgen, dass die vorhandenen Impfdosen dort verteilt würden, wo sie wirklich benötigt würden. «Es ist nicht hinnehmbar, dass einige Bundesländer Impfstoffe übrighaben und Hotspots wie Berlin auf dem Trockenen sitzen. Besonders in Berlin braucht es ein entschlossenes Handeln der Gesundheitssenatorin Ulrike Gote. Die Senatorin muss sich beim Bund für die dringend benötigte Impfstoffversorgung einsetzen. Bund und Länder müssen im Kampf gegen das MPX-Virus effektiv zusammenarbeiten und eine klare Kommunikation und Zusammenarbeit mit unserer Community sicherstellen. Die derzeitige Stille aus den Gesundheitsministerien ist unerträglich», so Pantisano.

Eine Ansteckung mit Affenpocken ist wohl auch ohne Symptome möglich, darauf mehren sich Hinweise (MANNSCHAFT berichtete).

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