++ Katholische Forderung nach LGBTIQ-Schutz ++ Festnahme nach Beleidigung ++

LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland

Symbolbild
Symbolbild (Bild: Henning Kaiser/dpa)

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.

Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.

++ ZdK für LGBTIQ-Schutz ++

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken fordert Bundestag und Bundesrat auf, Queers besser gegen Diskriminierung zu schützen und ihre Rechte zu stärken. Dafür soll Artikel 3, Absatz 3, des Grundgesetzes ergänzt werden, wie aus einem Beschluss des ZdK am letzten Tag seiner Vollversammlung hervorgeht. Die Dachorganisation von 20 Millionen katholischen Lai*innen will damit verhindern, dass jemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität diskriminiert wird.

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), begrüsst den ZdK-Vorstoss: «Ich freue mich sehr über den Beschluss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zur Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes. Viele engagierte Menschen in der katholischen Kirche setzen sich seit Jahren gegen die Ausgrenzung und für die Gleichberechtigung von LGBTIQ ein.»

++ Festnahme nach homophoben Äusserungen ++

In Berlin wurde in dieser Woche eine Frau von der Polizei festgenommen. Wie die Pressestelle mitteilte, habe sich die 59-Jährige in Schmargendorf in einem Gespräch mit ihrem Begleiter homophob geäussert. Eine 31-Jährige filmte den Dialog in der Buslinie 110 Richtung Am Wilden Eber. Als die 59-Jährige dies mitbekam, beschimpfte sie die zweite Frau, zeigte ihr ihren Mittelfinger und äusserte sich volksverhetzend.

Anschliessend verliess die mutmassliche Tatverdächtige den Bus in Richtung Schweinfurthstraße. Alarmierte Einsatzkräfte nahmen sie später fest, nach der Feststellung ihrer Personalien wurde sie entlassen. Weiteren Ermittlungen wurden eingeleitet.

++ Umfrage: Nur wenige Menschen in Deutschland gendern ++

In der politischen Auseinandersetzung zwischen Union und Grünen spielt auch das Gendern immer wieder eine Rolle. Eine Umfrage zeigt, so gross sind die Unterschiede bei ihren Anhängern im Alltag nicht.

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland gendern im Austausch mit anderen nur selten oder nie. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) im Auftrag der Wochenzeitung Die Zeit. Demnach gaben 77 Prozent der befragten Männer und 82 Prozent der befragten Frauen an, selten oder nie zu gendern, wenn sie sich mit anderen Menschen austauschen.

Wenig Unterschiede gibt es zwischen den Anhängern von Union und Grünen. So gaben 52 Prozent der befragten Anhänger*innen von CDU und CSU an, nie zu gendern, bei den Anhängern der Grünen waren es sogar 53 Prozent. 29 Prozent der Grünen-Anhänger gaben allerdings an, immer oder oft zu gendern, bei der Union waren es 12 Prozent. Für die Erhebung befragte Infas im September 1048 Menschen.

++ Pride-Fahne mit Deutschlandfahne ersetzt ++

An der Muthesius Kunsthochschule in Kiel wurde die Progress Pride Flag von Unbekannten gestohlen und durch eine Deutschlandfahne ersetzt. Die Polizei ermittelt und sichert Spuren an den Bannern. Der Vorfall löste Entsetzen aus und führte zu einer Protestkundgebung mit rund 500 Teilnehmenden bei der ein Pride-Banner als Lichtprojektion gezeigt wurde.

Die Hochschulleitung und Studierende verurteilten den Angriff scharf. Präsident Arne Zerbst bezeichnete die Tat als Angriff auf die Werte der Hochschule, die für Offenheit und Toleranz steht, und kündigte an, den Pride-Banner erneut und besser geschützt aufzuhängen. Der AStA und die Studierenden betonten, dass die Tat auf Angst und Einschüchterung abziele, man sich jedoch nicht davon beirren lassen werde.

Auch die Stadt Kiel und die Fachhochschule Kiel reagierten mit Solidaritätsbekundungen. Am Rathaus sowie an der Fachhochschule wurden Regenbogenfahnen gehisst, um ein Zeichen für Vielfalt und gegen Queerfeindlichkeit zu setzen

++ Berlin: Christmas Avenue in den Startlöchern ++

Der queere Weihnachtsmarkt Christmas Avenue am Berliner Nollendorfplatz startet am kommenden Montag, 25. November, mit einer grossen Eröffnungsparty. Bis zum 23. Dezember 2024 bietet der Markt unter der U-Bahn-Trasse der Linie U2 eine Mischung aus adventlicher Stimmung, Livemusik, Dragshows, Drag-Bingo und Karaoke. Zudem nutzen zahlreiche queere Vereine die Veranstaltung, um ihre Arbeit vorzustellen, neue Mitglieder zu gewinnen und Spenden zu sammeln. Die Bühne und eine Weihnachtshütte stehen den Initiativen dafür kostenfrei zur Verfügung.

Die Schirmherrschaft hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) übernommen, der den Markt als Zeichen für die Offenheit und Vielfalt der Stadt lobt. Zur Eröffnung wird auch der Berliner Finanzsenator Stefan Evers (CDU) ein Grusswort sprechen und an einem queerpolitischen Talk mit der Dragqueen Gloria Glamour teilnehmen. Evers betonte die Bedeutung der Christmas Avenue als Ort der Begegnung und Kultur.

++ Reaktionen auf «unsichere Gegenden» in Berlin ++

Der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano hat auf die jüngsten Aussagen von Polizeipräsidentin Barbara Slowik zu unsicheren Gegenden für Homosexuelle mit einem klaren Appell reagiert. «Freiheit bedeutet für mich, dass ich überall so sein darf, wie ich bin. Und Freiheit bedeutet erst recht, dass ich mich als schwuler Mann überall sicher fühlen darf», schrieb er auf Instagram.

Im Gegensatz dazu kritisierte der CDU-Politiker Jens Spahn auf X (ehemals Twitter) eine «arabisch-islamisch geprägte Machokultur», die angeblich No-go-Areas für Homosexuelle schaffe. Die rechtsextreme AfD nutzte die Aussagen der Polizeipräsidentin wiederum, um migrationsfeindliche Botschaften zu verbreiten und schrieb auf X: «Die Sicherheit von Juden und Homosexuellen kann nur durch die Beendigung der Massenmigration gewährleistet werden.» Die Partei selbst hatte die Wahlerfolge im September mit LGBTIQ-feindlichen Gesängen gefeiert (MANNSCHAFT berichtete).

++ Neuer queerer Jugendtreff in Naumburg ++

Das Projekt «Queer*Spaces LSA» startet einen neuen queeren Jugendtreff in Naumburg, der jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren im Burgenlandkreis einen sicheren Raum bietet. Ergänzend zum bestehenden Angebot in Laucha sollen queere Jugendliche hier ohne Angst vor Diskriminierung ihre Identität ausleben und sich austauschen können. Das Projekt wird vom Jugendnetzwerk Lambda Mitteldeutschland e.V. in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt gefördert. Ziel ist es, auch in ländlichen Regionen dezentrale und selbstorganisierte Räume zu schaffen, die Akzeptanz, Vielfalt und soziale Teilhabe stärken.

Der Jugendtreff, der ab dem 28. November 2024 im Jugendzentrum OttO jeden vierten Donnerstag im Monat geöffnet ist, richtet sich an queere Jugendliche, unentschlossene junge Menschen und ihre Unterstützer*innen. Neben Austausch und Vernetzung bietet er kreative Projekte und thematische Diskussionen. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.

Homophobe Beleidigung: Ralf Schumacher ist «nicht böse» (MANNSCHAFT berichtete)

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