++ Über 3300 neue HIV-Fälle ++ Kellermann beim Regenbogenempfang ++

LGBTIQ-Kurznews

Symbolbild
Symbolbild (Foto: dpa) (Bild: iStockphoto)

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland

Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 1. Okober 2024.

++ Über 3300 neue HIV-Fälle ++

Im vergangenen Jahr haben etwa gleich viele Menschen die Diagnose HIV erhalten wie im Jahr zuvor. 3.321 HIV-Neudiagnosen wurden 2023 gemeldet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in einem Bericht mitteilte. Darunter waren auch 23 Kinder, die das HI-Virus von ihrer Mutter erhielten.

Männer, die Sex mit Männern haben, machten den grössten Anteil der Neudiagnosen aus (1010). Darauf folgten Neudiagnosen bei Menschen mit heterosexuellen Kontakten (543) und Personen, die Drogen spritzten (166). Für knapp 800 Menschen wurden laut RKI keine Angaben zum Übertragungsweg gemacht. (dpa)

++ Georgine Kellermann bei Regenbogenempfang ++

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) hat beim diesjährigen Regenbogenempfang rund 160 Gäste im Musiksaal des Hessischen Landtages begrüsst. Als Ehrengast wurde trans Journalistin Georgine Kellermann empfangen, die über ihre persönlichen Erfahrungen in der Öffentlichkeit berichtete.

«Ich hatte die Sorge, dass ich nicht mehr tun kann, was ich liebe, wenn ich werde, wer ich bin», sagte Kellermann über ihre Zweifel, offen als Frau zu leben. «Das Outing 2019 kam zum richtigen Zeitpunkt. Zehn Jahre früher hätte das nicht funktioniert. Die Gesellschaft hat sich verändert.»

++ Dresden erinnert an Messerattacke ++

Die Landeshauptstadt und der Freistaat Sachsen haben am Freitag an die tödliche Messerattacke auf ein schwules Paar am Einheitswochenende 2020 inmitten der Dresdner Altstadt erinnert. «Extremistischen Überzeugungen, die im schlimmsten Fall in blinde Gewalt münden, die wahllos jeden treffen kann, müssen wir uns von Anfang an entschieden entgegenstellen», sagte Pascal Kober, Opferbeauftragter der Bundesregierung, zum 4. Jahrestag des Verbrechens, das einen der Touristen aus NRW das Leben kostete. «Hass und Intoleranz haben keinen Platz in unserem Land.» 

Ein junger Syrer stach die beiden Männer unweit des Residenzschlosses von hinten nieder - ohne Vorwarnung, wegen ihrer homosexuellen Orientierung. Ein 55-Jähriger starb, sein Lebenspartner überlebte nur knapp. Der Täter, der als islamistischer Gefährder galt, gab später gegenüber einem Gutachter alles zu. Im Mai 2021 wurde der damals 21-Jährige wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt - inzwischen rechtskräftig. Die Richter stellten zudem die besondere Schwere der Schuld fest.

++ Homophober Übergriff in Berlin ++

Am Mittwochvormittag erstattete eine 41-Jährige wegen schweren Raubes sowie eines homophoben Übergriffs in Berlin-Köpenick Anzeige. Nach ersten Erkenntnissen soll die Frau in der Nacht gegen 2 Uhr auf der Kirchstraße aus einer dreiköpfigen Männergruppe heraus homophob beleidigt, geschubst, getreten und geschlagen worden sein.

Anschliessend seien die Männer in unbekannte Richtung geflüchtet. Die Frau stellte nach dem Übergriff das Fehlen ihres Portemonnaies fest. Sie erlitt Schmerzen im Bereich des Kopfes und des Rumpfes, und musste sich ärztlich behandeln lassen. Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet.

++ Zwei Verdächtige nach Anschlag mit Buttersäure ++

Nach einer Attacke mit Buttersäure beim CSD in Döbeln hat die Sonderkommission Rechtsextremismus am Mittwoch Gebäude im Landkreis Mittelsachsen durchsucht. Zwei Männer stünden in Verdacht, in der Nacht zum 21. September auf dem Gehweg und an einem Spielplatz vor dem Bahnhof Buttersäure verteilt zu haben (MANNSCHAFT berichtete). Der üble Geruch habe Teilnehmer*innen des CSD von dem Ort fernhalten sollen, so das LKA in einer Mitteilung.

Die Säure habe mit einem speziellen Bindemittel entfernt werden müssen, was erhebliche Kosten verursacht habe, hiess es Die Ermittler*innen suchen nun auch nach Zeugen, die an jenem Morgen dort unterwegs waren und unangenehmen Geruch wahrgenommen hatten. Ermittelt wird wegen Sachbeschädigung.

++ Freie-Wähler-Chef geht ++

Der Noch-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz, Stephan Wefelscheid, hat seinen angekündigten Abschied mit einer für ihn problematischen inhaltlichen Neuausrichtung der Partei begründet. Ähnlich sehen das zwei weitere Vorstandskollegen, die wie Wefelscheid ihren Hut nehmen. «Sie erleben gerade eine Standortbestimmung», sagte Wefelscheid in Mainz vier Tage nach einem sehr kontrovers verlaufenen Landesparteitag. Die Partei erlebe eine Metamorphose.

Für Aufsehen hatte beim Parteitag u.a. eine Diskussion zur Queerpolitik gesorgt. In einem später zur weiteren Beratung verwiesenen Antrag wurde das Selbstbestimmungsgesetz abgelehnt, mit dem trans, inter und nicht-binäre Menschen anmelden können, dass sie Geschlechtseintrag und Vornamen ändern möchten. In der ursprünglichen Version eines weiteren Antrags war gefordert worden, an öffentlichen Gebäude nicht mehr die Regenbogenflagge aufzuziehen. 

++ Tag der offenen Moschee ++

«Jedes Leben zählt!», heisst in der Einladung der Berliner Moscheen an alle Bürger*innen: «Das Leben ist in allen seinen Facetten ein kostbares Gut, ein Geschenk Allahs, das es zu schätzen und zu schützen gilt.» Die Facette LGBTIQ ist damit erfahrungsgemäss nicht gemeint, sagt Seyran Ateş. Und: «Sie meinen auch nicht Andersgläubige. Denn der Antisemitismus zeigt sich gerade in diesen Moscheen ziemlich deutlich.»

Ates weiter: «Es gibt leider viele Muslime, die aus allen Menschen Muslime machen wollen. Dieser Weltbeherrschungstraum von Islamisten zeigt aktuell sein Gesicht überall auf der Welt. Die Vereinnahmung des 3. Oktober (Nationalfeiertag) ist für mich ein Zeichen in diese Richtung. Denn sie wollen nichts mit der Deutschen Einheit zu tun haben. Zudem sollten sie ihre Moschee das ganze Jahr über für alle Menschen öffnen.» Die LGBTIQ-freundliche Ibn Rushd-Goethe Moschee von Ates bleibt am 3. Oktober geschlossen, «aus Respekt für den Tag der deutschen Einheit», so die offen bisexuelle Gründerin Ateş.

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