LGBTIQ-Diskriminierung in Brasilien – Supreme Court vertagt Entscheidung
Brasilien gilt als eins der gefährlichsten Länder für Homosexuelle - von Diskriminierung zu sprechen, ist eine Untertreibung. 2015 etwa wurden 318 Lesben und Schwulen aus Hass ermordet - mehr als in jedem anderen Land
Knapp drei Wochen, bevor der neue Präsident Brasiliens sein Amt antritt, sollte der Supreme Court des Landes darüber befinden, ob Diskriminierung gegen LGBTIQ strafbar sein sollte. Doch die Anhörung wurde am Mittwoch vertagt – auf nächstes Jahr.
Soll die Diskriminierung von LGBTIQ-Personen bestraft werden? Das Urteil zu dieser Frage war am 12. Dezember erwartet worden, doch die Richter vertagten die Entscheidung auf das kommende Jahr.
Brasilien gilt als eins der gefährlichsten Länder für Homosexuelle – von Diskriminierung zu sprechen, ist eine Untertreibung. 2015 etwa wurden 318 Lesben und Schwulen aus Hass ermordet – mehr als in jedem anderen Land. Im Jahr 2017 gab es sogar 387 Morde und 58 Selbstmorde, die in direktem Zusammenhang mit Homophobie stehen. Legal ist Homosexualität hier übrigens schon seit fast 200 Jahren.
«Wir hoffen das Beste für Brasilien, befürchten aber das Schlimmste»
Am 1. Januar tritt Jair Bolsonaro sein Amt als Präsident von 208 Millionen Brasilianern an. Ein Mann, der linke Politiker als «Müll» bezeichnet und «Tropen-Trump» genannt wird, weil er gerne markige Worte benutzt. In einem Interview mit dem Playboy gab der 63-Jährige mal unumwunden zu: «Ich könnte keinen schwulen Sohn lieben. Ich hätte lieber, dass er bei einem Autounfall sterben würde.»
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An anderer Stelle setzte er das Gerücht in die Welt, dass Drogenkonsum viele Männer schwul mache und die LGBTIQ-Community mit einem ominösen Geheimplan die Söhne und Töchter des Landes bekehren wolle, mit dem Langziel, dass eine Armada von Schwulen und Lesben die Herrschaft übernimmt – zunächst in Brasilien, dann auf der gesamten Welt.
Jetzt ist es vorbei, die Schwuchteln werden sterben!
Die Situation für die LGBTIQ-Community dürfte sich unter Bolsonaro nun deutlich verschlechtern. Wer queer ist in Brasilien, lebt ohnehin schon gefährlich, wie ein Kampagnenvideo der LGBTIQ-Bewegung All Out zeigt. Eine Frau erzählt, sie wurde auf dem Weg zum Wahllokal schikaniert und bedroht. «Was für eine Verschwendung», rief man. «Die Lesbe hatte meinen Schwanz einfach noch nicht.» Ein Mann erlebt in einem Supermarkt, wie vier Männer ein schwules Paar verhöhnten. «Jetzt ist es vorbei, die Schwuchteln werden sterben!», riefen sie
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