L-Word in Kärnten: «Vreni und Babsi reden Klartext»

Aufklärung via Podcast, Instagram und YouTube

Vreni und Babsi (Foto: Henry Welnisch)
Vreni und Babsi (Foto: Henry Welnisch)

Zwei Powerfrauen aus Kärnten machen Mut – und neben Klamotten auch einen Podcast.

«Wir lieben es unsere kreativen Ideen in die Realität umzusetzen und sie dir hier in unserem Design-Shop anbieten zu können», so ist es auf der Webseite von Vreni und Babsi zu lesen. Ihr Design-Shop existiert seit dem Jahr 2019 mitten in Kärntens Hauptstadt Klagenfurt. Dort bieten die beiden Frauen inzwischen eine Menge T-Shirts, Hoodies sowie Labels mit coolen Sprüchen aufgedruckt für alle, Frauen wie Männer, an. Mit den aufgedruckten Sprüchen wie etwa: «Du selbst sein», «Du kannst sein, wer du willst» und «Du kannst lieben, wen du willst», wollen Vreni und Babsi möglichst viele dazu ermutigen sich zu trauen. Weil jede*r so perfekt ist, wie er oder sie ist, sagt Vreni.

Sie sei dann besonders beeindruckt gewesen, als eine Kärntner Lehrerin, ausserhalb der LGBTIQ-Szene, eines Tages mehrere T-Shirts und Hoodies mit dem aufgedruckten Spruch «Sei nicht perfekt, sei einfach perfekt du» bestellt hat, um diese sichtbar in der Schule zu tragen. Mit diesem Spruch möchte sie ihren Schüler*innen mehr Selbstbewusstsein beibringen, statt sie im Glauben zu belassen, sie seien nicht gut genug.

Für das Design der textilen Shop-Ware ist ihre 31-jährige Partnerin verantwortlich. Die kommt eigentlich aus der Technikbranche und ist Mechatronikerin, während die 37-jährige Verena in der Tourismus- und Hotellerie-Branche ihre erste Berufsausbildung machte. Zurzeit absolviert Vreni ihre neue Ausbildung zur Fachtrainerin und zur psychosozialen Beraterin, um verstärkt professionell die Betroffenen bei ihrem Coming-out zu begleiten, zu unterstützen und bei möglichen Problemen im Familien- und Berufsumfeld beratend zur Seite zu sein.

Beide Frauen sind eigentlich Quereinsteigerinnen im Online-Textilshop, den sie mehr als Nebenerwerbsgeschäft betrachten und nicht wie viele andere im aktuellen Corona-Zeitalter mit einem klassischen Start-Up-Unternehmen aus der Krise eine Chance schaffen. Die beiden konzentrieren sich vor allem auf ihre Tätigkeiten als Bloggerinnen und Betreiberinnen der Beiträge in ihrem Podcast und auf dem YouTube-Kanal «Plötzlich lesbisch. Vreni und Babsi reden Klartext».

Über die verschiedenen Social-Media-Kanäle via Instagram, Spotify oder YouTube reden die beiden viel über Themen, die die Community interessiert und wirken stets natürlich und sympathisch. Bis September letzten Jahres haben die beiden mehrmals im Monat Beiträge veröffentlicht. Sobald sie mit neuen interessanten Themen konfrontiert oder diese von der Community vorgeschlagen werden, befüllen sie damit ihre neuen Podcast-Beiträge.

Dabei sei es für sie auch besonders wichtig, das Wort lesbisch medienöffentlichkeitswirksam zu besprechen und zu thematisieren, weil es als Begriff immer noch tabuisiert werde. Vreni erklärt es damit, der Begriff wurde lange Zeit als Schimpfwort negativ definiert, während der Begriff queer sehr allgemein verwendet ist. Jedoch auch über mögliche Vorurteile gegenüber lesbischen Frauen, wie zum Beispiel Aussagen «Wer ist bei euch der Mann?», «Lesben sind Mannsweiber und haben immer kurze Haare» oder «Lesbische Frauen sind männerfeindlich(er)» seien leider immer noch viel zu oft zu hören in der Öffentlichkeit.

Darum thematisieren Vreni und Babsi in ihren Podcast-Beiträgen diese Vorurteile und lassen sie wie Seifenblasen zerplatzen. Menschen, die sich noch nicht trauen zu outen, können auf diesem Weg Tipps und Ratschläge für ihren Alltag und Beruf bekommen, sagt Vreni erfreut über zahlreiche positive Rückmeldungen. Vor allem bei besonders heiklen Themen können ihre Zuhörer*innen auch anonym Fragen stellen, die infolge beantwortet werden, sagt sie.

Foto: Johanna Dulnigg
Foto: Johanna Dulnigg

Bereits im Jahr 2010, mit Mitte zwanzig Jahren, hat Vreni ihr Coming-out gehabt, zwei Jahre später Babsi, ihre Frau, kennengelernt und am ersten Juni 2018 ihre Hochzeit im grossen Stil und im Beisein der gesamten Familienmitglieder und FreundInnen in Kärnten gefeiert. Die Ehe für Homosexuelle ist laut dem österreichischen Gesetz erst seit dem Jahr 2019 gültig anerkannt, dennoch halten sie am ersten Juni 2018 als ihr eigentlicher Hochzeitstag fest, sagt Vreni.

Für sie sei die Ehe kein patriarchales Konstrukt, sondern vielmehr eine grossartige Chance auf allen Ebenen endlich auch gleichberechtigt wie heterosexuelle Paare behandelt zu werden. Aber vor allem sei es für Vreni romantisch gemeinsam durchs Leben zu gehen und öffentlich ihre Liebe mit Babsi zu feiern. Schliesslich haben sie in einem ihrer Podcast-Beiträge auch Vertrauen, Ehrlichkeit, Kommunikation und Freiheit als die notwendigen vier Werte in ihrer Liebesbeziehung thematisiert.

Im Jahr 2019 hat das frisch verheiratete Lesbenpaar alles hinter sich gelassen, um gemeinsam mit einem Rucksack, einem Koffer und mit zwei einfachen Flugtickets, ihre Weltreise zu beginnen. Aber coronalockdownbedingt mussten sie ihre Weltreise früher als geplant abbrechen. So kehrten die beiden Frauen wieder nach Kärnten zurück. Es war dennoch gewohnheitsbedürftig, sagt Vreni, nachdem sie bis auf einen Ort auf ihrer Weltreise alle zwei bis drei Tage den Aufenthaltsort gewechselt haben. Sie waren abenteuerlustig unterwegs gewesen, jedoch während der Lockdownzeit war mehr Panik, Perspektivlosigkeit oder erschreckende Stimmung in ihrem Kärntner Lebensumfeld wahrzunehmen.

Auch ihre Heimkehr von der langen Reise ohne herzliche Umarmungen sei etwas befremdlich gewesen. Die Leichtigkeit des Lebens wie sie es auf ihrer Weltreise erlebten, habe gefehlt. Schliesslich haben Vreni und Babsi auch Podcast-Beiträge über lesbenfreundliches Reisen wie auch über ihre Weltreise nach Neuseeland mit beeindruckenden Bildaufnahmen veröffentlicht. Allerdings während Babsi musiziert und verschiedene Instrumente wie Gitarre oder Fagott spielt, bevorzugt Vreni englischsprachige Fernsehserien und Filme mit lesbischen Charakteren, um etwas vom Alltag und Beruf abzuschalten.

Selbstverständlich dürfen dabei die Fernsehserien «L-Word», «Grey’s Anatomy» oder der Spielfilm über die als Lesbe geoutete Emily Dickinson keineswegs fehlen. Aber auch gemeinsame Spaziergänge, Yoga oder Fahrten mit dem Fahrrad gehören zu einem gelungenen sportlichen Ausgleich im Leben von Vreni und Babsi: Begeistert habe Vreni schon früher als 15-jährige Stürmerin den Fussball erfolgreich eingenetzt oder Tennis gespielt. Aktuell spielt sie am liebsten Tennis mit ihrer Partnerin.

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