Kritik an Queerbeauftragtem Pantisano: Warten auf Rücktritt

Der frühere Aktivist verliert an Rückhalt

Alfonso Pantisano, erster Queer-Beauftragter von Berlin (Foto: Paul Zinken/dpa)
(Bild: Paul Zinken/dpa)

In der Berliner SPD gibt es harsche Kritik am Queerbeauftragten Alfonso Pantisano. Der Tagesspiegel berichtet über einen offenen Brief, in dem Pantisanos Verhalten missbilligt wird.

«Du vertrittst uns als Schwule, Lesben und Bisexuelle, die wir in der SPD jenseits der AG Queer Politik machen, nicht mehr», soll es im Entwurf des Briefes an Alfonso Pantisano heissen, aus dem die Zeitung zitiert.

Etliche Genoss*innen legen dem früheren Aktivisten nun den Rücktritt nahe. «Wir sehen Deiner Konsequenz entgegen», schreiben sie laut Tagesspiegel an die Adresse des umstrittenen Queerbeauftragten.

Anlass ist Pantisanos Kritik an Kevin Kühnert, der am Montag als Generalsekretär der SPD zurücktrat und auch erklärte, 2025 nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren (MANNSCHAFT berichtete) Vergangene Woche hatte Kühnert in einem Spiegel-Interview unter anderem von eigenen Erfahrungen mit Homofeindlichkeit seitens muslimischer Männergruppen berichtet – dies hatte Pantisano auf seinem Instagram-Account als rassistisch kritisiert.

Dort hagelte deutliche Kritik. «Ungeeignete Queerbeauftragte machen was ungeeignete Queerbeauftragte machen», schrieb ein User, dessen Kommentar über 100-mal mit «Gefällt mir» markiert wurde.

Auch aus seiner Partei kommt nun Gegenwind: In dem von einer Gruppe queerer SPD-Mitglieder initiierten Entwurf des offenen Briefes heisst es: Man wolle innerparteiliche Auseinandersetzungen zwar nicht in offenen Briefen führen. Da Pantisano Kühnert aber öffentlich angeprangert habe, könne man die Kritik «nicht nur bilateral» zum Ausdruck bringen, heisst es. Pantisano sei weit über das Ziel hinausgeschossen, schreiben die Initiator*innen des Briefes – «wieder einmal».

Kühnert habe ausdrücklich eine Mehrheit der muslimisch Gläubigen in Deutschland von seiner Aussage ausgenommen, beschreibe aber eine Realität, «die jeder und jede von uns erleben musste».

Ein solch «geschmackloser» Auftritt spricht Alfonso Pantisano «die Eignung als öffentlicher Vertreter der LGBTIQ Community ab».

Wer dies nun als Rassismus oder Islamophobie diffamiere, der verharmlose die verschiedenen Erscheinungen des Rassismus. «Schlimmer noch: Er versucht, mit dem härtesten Vorwurf die Debatte zu verhindern und Menschen mundtot zu machen», heisst es.

In dem Brief werde zudem kritisiert, dass Pantisano ein Bild mit Kufiya geteilt hatte, noch dazu kurz vor dem Jahrestag des Massakers der Hamas am 7. Oktober. Ein solch «geschmackloser» Auftritt spreche Pantisano «die Eignung als öffentlicher Vertreter der LGBTIQ Community ab», so das Fazit.

Auch die SPD-Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel sowie die von SPD-Senatorin Cansel Kiziltepe geführte Gleichstellungsverwaltung gingen auf Distanz. «Alfonso Pantisano äusserte sich hier auf seinem privaten Facebook-Account im parteipolitischen Kontext, als SPD-Mitglied», hiess es laut Tagesspiegel von der Gleichstellungsverwaltung. Man sensibilisiere gleichwohl hinsichtlich der Trennung von Privatperson und der Funktion als Ansprechperson Queeres Berlin.

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