Kerstin Ott: Zu Anfang habe ich mich «richtig betrunken vor jedem Auftritt»
Die lesbische Musikerin plaudert aus dem Nähkästchen
Kerstin Ott, 40, ist eine der bekanntesten Sängerinnen Deutschlands. Nun spricht sie mit DB mobil über den Beginn ihrer Karriere und was ihre Familie bedeutet.
Wer dieser Tag mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, findet die aktuelle Ausgabe des Kundenmagazin DB mobil – mit einem Titel-Interview mit der offen lesbischen Schlagersängerin Kerstin Ott, die «mit ihrem jungenhaftem Auftreten eine Ausnahmeerscheinung im Schlagergenre» sei.
«Ich bin nicht anders, um zu rebellieren», stellt Ott im Interview klar. Sie sei nun mal so.
Die ausgebildete Malerin wurde mit Mitte 30 eher zufällig zum Star, als ein Remix ihres Songs «Die immer lacht“ viral ging. Bis heute wurden 1,3 Millionen Einheiten davon verkauft. Als es losging, war Ott skeptisch: «Zu diesem Zeitpunkt war endlich alles gut. Meine Selbstständigkeit lief so, wie ich mir das vorgestellt hatte, wir kamen über die Runden. Und das sollte ich aufgeben für etwas, das im ersten Moment komplett unsinnig erscheint? Ohne Garantien?», erzählt Ott im DB-mobil-Titelinterview.
Aber dann habe sie einen Manager engagiert und beschlossen, es ein halbes Jahr zu versuchen. Und finanziell habe es funktioniert: «Für einen Auftritt von einer halben Stunde am Abend hab ich Kohle bekommen, für die ich als Handwerkerin einen Monat lang arbeiten gegangen wäre. Es wäre gelogen zu sagen, dass das nicht verlockend war.»
Im Gespräch verrät Ott, wie schwer es ihr am Anfang gefallen sei, auf der Bühne zu stehen: «Ich war vor jedem Auftritt schweissnass, habe gezittert, war nicht ansprechbar.» Sie habe nicht gewusst, was ihre Rolle auf der Bühne gewesen sei. «Ich bin ja auch viel in Diskotheken aufgetreten, wo mir nicht zwingend der grösste Respekt entgegengebracht wurde. Das war echt hart. In den ersten vier Monaten habe ich mich richtig betrunken vor jedem Auftritt. Und es waren viele Gigs in der Woche.»
Ott ist früher einmal spielsüchtig gewesen, sie hat sich damals selbst aus der Sucht gekämpft. Die Sängerin sagt, bei den Auftritten sei es ähnlich gewesen: «Ich habe gemerkt, dass das mit dem Alkohol nicht geht. Das erste Mal nüchtern auf der Bühne war wieder eine neue Erfahrung.» Sie habe sich durchgebissen und verstanden, was sie da mache und warum sie es tue.
Heute lebt Ott mit ihrer Frau Karolina und deren zwei Kindern auf dem Lande in Schleswig-Holstein. Sie hat die Töchter adoptiert. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte – Ott hat als Kind in verschiedenen Pflegefamilien gelebt – war ein intaktes Familienleben für sie früher undenkbar.
Normalität, mit zwei Müttern zu leben «Bevor ich mit Karolina zusammengekommen bin, war das für mich eine absurde Vorstellung. Aber wenn du den richtigen Menschen triffst, dann ist auf einmal alles möglich, sogar, das eigene Leben mit zwei Teenagermädchen zu teilen.» Sie sei überrascht gewesen, wie schnell sie sich nicht nur an die Situation gewöhnt habe. Auch für die Kinder sei es innerhalb kürzester Zeit zur Normalität geworden, mit zwei Müttern zu leben.
«Und als ich dann irgendwann Popstar wurde, hat das für sie rein gar nichts verändert. Zu Hause bin ich nicht die, die vor 20’000 Leuten auftritt und Interviews gibt. Zu Hause ist auch bei uns die Frage entscheidend, wer den Müll rausbringt.»
Aber auch wenn man in der Öffentlichkeit steht, müsse man sich nicht alles gefallen lassen, erklärte die Sängerin letztes Jahr. «Ich habe es satt angegriffen zu werden. Ich habe es satt, dass meine Familie angegriffen wird. Alle schreien laut auf, wenn es um Mobbing geht. Was ist denn das hier?» (MANNSCHAFT berichtete).
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