«Keine Schwarzen. Keine Tunten …» – Diskriminierung oder blosser Sexpragmatismus?
«Ich habe viele weisse Freunde, die sich selbst als offen und tolerant bezeichnen. Mit einem Menschen anderer Hautfarbe zusammen sein? Das können sie sich dann aber doch nicht wirklich vorstellen»
Wie ehrlich darf man sein, auf Grindr und Co.? – An dieser Frage scheiden sich die Geister. Für Redaktor Markus Stehle steht fest: Auch online sind die grundlegenden Anstandsregeln einzuhalten. Ein Plädoyer für mehr Rücksichtnahme unter Schwulen.
«Als schwuler, übergewichtiger Latino muss ich mich nur auf Grindr einloggen, und schon werde ich erneut daran erinnert, dass mein Körper nicht gefragt ist.» Dies schreibt der Journalist Mathew Rodriguez auf huffingtonpost.com. Er spricht damit die Tatsache an, dass zahlreiche Profile auf Grindr und anderen schwulen Dating-Apps Sätze wie «keine Fetten», «keine Tunten» oder «keine Schwarzen» enthalten.
Ehrlich und praktisch? Wer sich auf solchen Apps tummelt, kennt dieses Phänomen. Immer wieder gibt es Anlass zur Diskussion. Vor ein paar Monaten druckte das Modelabel Marek+Richard die Sätze «Keine Fetten, keine Tunten» gar auf ein Tank-Top.
Für die einen sind diese Äusserungen diskriminierend, menschenverachtend und verletzend. Andere verteidigen sie. Es handle sich dabei bloss um die unverblümte Angabe optischer Präferenzen. «Besser von Anfang an Klartext reden, das spart Zeit», so die Devise. Purer Sexpragmatismus. Dass sich dieser im Internet noch ehrlicher und direkter manifestiere als im realen Leben, sei als unabänderliche Tatsache hinzunehmen. Das Datingbusiness: Ein Ort, an dem nun mal mit harten Bandagen gekämpft wird.
«Sollen wir rosarote Brillen anziehen und so tun, als würden viele nicht auf Schlanke, Sportliche stehen?»
«Keine rosa Brille, bitte» Diese Ansicht vertritt zum Beispiel der Blogger Adam Dupuis, der sich selbst als «fetten Mann» bezeichnet. «Mich stören diese Aussagen nicht», schreibt er auf instinctmagazine.com. Ihm sei klar, dass 95 Prozent der Männer auf Grindr oder Scruff ihn unattraktiv fänden. «Wenn sie dies in ihr Profil schreiben, dann ist das in Ordnung für mich. Ich verstehe das.» Hingegen verstehe er nicht, warum wir eine so «verdammt politisch korrekte Gesellschaft» geworden seien, die jene verhätschle, die sich verletzlich fühlten. «Wenn die Typen auf Grindr ihre Vorlieben offen darlegen – sollte man ihnen dann nicht für ihre Ehrlichkeit danken? Schliesslich können wir uns dann den Versuch ersparen, sie zu treffen.» Ausserdem sei niemandem geholfen, wenn man diese Sätze aus den Profilen verbanne. Das würde bedeuten, die Realität zu verleugnen. «Sollen wir rosarote Brillen anziehen und so tun, als würden viele nicht auf Schlanke, Sportliche stehen?» Er sieht das Ganze so: «Ich weiss, wer und was ich bin. Machst du dein Glück von der Meinung und Zustimmung anderer abhängig, dann gibst du ihnen Macht über dein Leben.»
Leichter gesagt als getan Nun, dieses Argument leuchtet ein. Doch Dupuis’ Einstellung zu diesem Thema setzt voraus, dass jeder über das Selbstbewusstsein verfügt, das Dupuis zu haben scheint, und im Brustton der Überzeugung sagen kann: «Ich bin, wer ich bin. Und ich akzeptiere mich selbst.» Tatsache ist, dass das bei Weitem nicht allen gelingt. So liest man zum Beispiel immer wieder, dass schwule Männer häufig von Essstörungen betroffen sind. Wie eine Studie der University of the West of England ergab, würde es fast die Hälfte der schwulen Männer in Kauf nehmen, früher zu sterben, nur um gegenwärtig den perfekten Körper zu haben. Die Forscherin Rosi Prescott erklärte dieses Resultat damit, dass heutzutage sowohl der Wert der eigenen Person als auch derjenige anderer Menschen meist nach dem Aussehen bemessen werde. «Schwule stehen deshalb oft unter einem besonders hohen Druck, gut auszusehen», so Prescott.
Der Berner Psychologe Roland Sanwald erklärt dies folgendermassen: Während bei den Heterosexuellen tendenziell noch immer die Frauen die Rolle des begehrenswerten Sexualobjekts übernähmen, liege es bei den Schwulen in der Natur der Sache, dass Männer für andere Männer begehrenswert sein müssen. Und da Männer im Allgemeinen einen starken Sexualtrieb aufwiesen, spiele Sexualität bei den Schwulen eine grössere Rolle als in der Heterowelt. «Somit wird es auch als wichtiger bewertet, den gängigen Schönheitsnormen zu entsprechen», so Sanwald. «Das Ziel ist es, auf dem Markt Erfolg zu haben.» Für diesen «Erfolg» gehen manche zu weit. Sie hungern oder nehmen ungesunde Substanzen zu sich, die den Muskelaufbau fördern. Andere zerbrechen am psychischen Druck, attraktiv und begehrenswert sein zu müssen. Gerade junge Männer, die in ihrer Persönlichkeit noch weniger gefestigt sind und noch vermehrt nach Anerkennung streben.
«Wir haben die Tendenz, schwierige Erfahrungen, Ängste und Unsicherheiten nach einem erfolgreichen Coming-out zu vergessen.»
Ein wenig mehr Umsicht Diese Probleme – so viel steht fest – werden nicht alleine dadurch behoben, dass die erwähnten Sätze aus den Profilen verschwinden. Doch es wäre zumindest ein Anfang. Dating-Apps sind zu einem festen Bestandteil des schwulen Lebens geworden und für viele homosexuelle Männer ein wichtiges Instrument, um andere Männer kennen zu lernen. Sie sollten nicht zu einem weiteren Ort verkommen, an dem man ständig den gängigen und bisweilen bedenklichen Schönheitsidealen ausgesetzt ist. Diese Dauerberieselung schadet. Sie führt dazu, dass sich besagte Ideale in den Köpfen verfestigen und der Konformitätsdruck zusätzlich erhöht wird.
Es mag eine naive Forderung sein, die an der Oberflächlichkeit des Onlinedatings zerschellt wie ein Holzboot an schroffen Felsklippen. Doch sollte verlangt werden können, dass jeder App-Nutzer ein Mindestmass an Rücksicht auf die Befindlichkeit anderer User nimmt. Und sich vielleicht einmal fragt, was diese abweisenden Sätze bei denjenigen auslösen können, die sie lesen müssen. Das gebietet der Anstand, Pragmatismus hin oder her. «Und wieso sollten Schwule netter miteinander sein, als es andere sind?», mag man nun einwenden, «wir sind ja auch nur Menschen.»
Natürlich. Und als solche haben auch wir die Tendenz, «schwierige Erfahrungen, eigene Ängste und Unsicherheiten nach einem erfolgreichen Coming-out zu vergessen. Und damit auch, wie schlecht es sich anfühlt, wenn man von anderen diskriminiert wird», sagt Psychologe Roland Sanwald. Genau aus diesem Grund sei hier folgender Appell erlaubt: Für einmal müssen wir uns mehr Mühe geben, nicht zu vergessen.
Online – und plötzlich ehrlich? Des Weiteren sollte man aus einem anderen, ganz einfachen Grund auf die «Kein, Kein, Kein»-Leier verzichten: Würde jemand je auf die Idee kommen, sich im realen Leben ein Schild um den Hals zu hängen und darauf pauschal alle Menschenkategorien niederzuschreiben, die man sich beim Feiern oder auf der Partnersuche in den Clubs vom Leib halten will? Wohl kaum. Und warum nicht? Weil jeder weiss, dass dies bei anderen Leuten Reaktionen hervorriefe, die für einen selbst äusserst unangenehm wären. Man würde wahrscheinlich gescholten und zurechtgewiesen, vielleicht selbst beschimpft und beleidigt. Was man sich anderen Menschen nicht ins Gesicht zu sagen traut, soll man auch im World Wide Web für sich behalten.
Warum haben wir überhaupt gewisse Vorlieben und Abneigungen? Und inwiefern werden diese von äusseren Faktoren beeinflusst?
Bloss «persönliche Präferenzen»? Die bisherigen Ausführungen betrafen die Frage, ob der eigene Geschmack derart offen und ehrlich kommuniziert werden sollte, wie es auf Grindr und Co. bisweilen geschieht. An dieser Stelle kann man sich aber noch eine weitere Frage stellen: Warum haben wir überhaupt gewisse Vorlieben und Abneigungen? Und inwiefern werden diese von äusseren Faktoren beeinflusst?
Der Journalist Dean Eastmond schreibt hierzu, es sei normal, dass wir alle unseren Geschmack hätten. «Doch wer jegliche Diversität ablehnt, verbirgt hinter der Filterfunktion der Dating-Apps die eigene Voreingenommenheit.» Die University of New South Wales in Sydney führte vor einem Jahr eine Untersuchung zu diesem Thema durch. Die Wissenschaftler wollten Folgendes herausfinden: Hat die persönliche Präferenz hinsichtlich der Hautfarbe von Sexpartnern ausschliesslich mit ungefährlichem ästhetischem Empfinden oder vielleicht doch mit Rassismus zu tun? Befragt wurden 2177 schwule und bisexuelle Männer, und das Resultat war klar. Ob und wie stark die Testteilnehmer von Männern anderer Hautfarbe angezogen wurden, hing eng mit der Frage zusammen, wie rassistisch sie eingestellt waren. Will heissen: Unsere Präferenzen sind unter Umständen Ausdruck persönlicher Vorurteile.
«Oft sind Sätze wie ‹keine Schwarzen› nicht einmal böse gemeint. In der Regel beruhen sie aber auf einer tieferliegenden rassistischen Einstellung, derer sich der Betroffene womöglich gar nicht bewusst ist.»
Der Einfluss der Gesellschaft In seinen Erläuterungen zu diesem Ergebnis schrieb Untersuchungsleiter Denton Callander, dass unser persönliches Begehren und Empfinden nicht einfach unser ureigenes sei. «Vielmehr wirken sich unsere Erziehung und Sozialisierung darauf aus, wen wir attraktiv finden.» Der LGBT-Politberater Joseph Ward sagt es im Gespräch mit der Mannschaft so: «Oft sind Sätze wie ‹keine Schwarzen› nicht einmal böse gemeint. In der Regel beruhen sie aber auf einer tieferliegenden rassistischen Einstellung, derer sich der Betroffene womöglich gar nicht bewusst ist.» Diese Einstellung sei das Resultat von alledem, was uns beigebracht werde – und somit auch das Spiegelbild gesellschaftlicher Missstände. «Ich habe viele weisse Freunde, die sich selbst als offen und tolerant bezeichnen. Mit einem Menschen anderer Hautfarbe zusammen sein? Das können sie sich dann aber doch nicht wirklich vorstellen», erzählt der 30-Jährige. Auch bei Schwarzen beobachte er immer wieder rassistische Einstellungen, die sich gegen die eigene Person richten. Ward beschreibt dieses Phänomen als verinnerlichten Rassismus: «Ich kenne Schwarze, die eine ausgeprägte Vorliebe für Weisse haben. In vielen Fällen ist dies ein Ausdruck davon, was diesen Leuten im Alltag vermittelt wurde und wird – dass es besser sei, weiss als schwarz zu sein.»
Schliesslich steht auch hinter dem Satz «Keine Tunten» ein gesellschaftliches Normkonstrukt, das uns alle mehr oder weniger stark beeinflusst: Das Patriarchat.
Nicht in Stein gemeisselt: Schönheitsideale Auch die Tatsache, dass in hiesigen Gefilden schlanke Körper als attraktiv gelten, ist vielmehr das Resultat unserer soziokulturellen Prägung als der menschlichen Biologie. Das zeigt sich etwa daran, dass körperliche Idealbilder je nach Kulturkreis ganz unterschiedlich aussehen. In Mauretanien werden üppige Frauen derart begehrt, dass früher bereits junge Mädchen regelrecht gemästet wurden – eine Praxis, die heute glückicherweise kaum noch angewandt wird. Dennoch wiegen die meisten Frauen im Land so viel, dass die Regierung einschreiten musste: In TV- und Radiospots warnen Ärzte vor den gesundheitlichen Problemen, die massives Übergewicht nach sich ziehen kann. In asiatischen Ländern schmieren sich die Menschen Bleichcremes ins Gesicht, weil sie möglichst hellhäutig sein wollen. Wir hingegen braten trotz Hautkrebsrisiko stundenlang in der Sonne, um braun zu werden. «Es ist klar, dass unsere persönlichen Präferenzen sehr viel mehr von kulturellen Normen als von einem biologischen Drang abhängen», schreibt die Autorin und Bloggerin Kitty Stryker auf huffingtonpost.com. «Es wäre ignorant, etwas anderes zu glauben.»
Männlich, männlich, männlich! Schliesslich steht auch hinter dem Satz «Keine Tunten» ein gesellschaftliches Normkonstrukt, das uns alle mehr oder weniger stark beeinflusst: Das Patriarchat – die althergebrachte Dominanz des männlichen Geschlechts. Die fragwürdige Tradition, das «Männliche» zu verehren und über das «Weibliche» zu stellen. Demnach sind diejenigen Männer begehrenswert, die dominant und stark sind, auf den Putz hauen und mit den Fäusten gegen die Brust trommeln, um es plakativ zu formulieren.
Diese konservative Denkart ist nicht nur insofern problematisch, als sie sexistisch ist und Frauen abwertet. Sie sorgt auch dafür, dass manche Schwule leiden. Schwule Jugendliche etwa, die nicht der «Männlichkeitsnorm» entsprechen. Weil sie feingliedrig gebaut sind, zum Beispiel. Oder höhere Stimmen haben als die anderen, und sich lieber kreativ betätigen anstatt auf dem Fussballplatz zu bolzen. In den Augen mancher Mitschüler gelten solche Jungs als schwach. Sie werden gemobbt und als schwul beschimpft.
«Hetero» das neue Homo? In mehr oder weniger ausgeprägter Form bestehen diese Stereotype in den Köpfen der Menschen noch immer. Auch in der Schwulenszene gelten traditionelle Männlichkeitsmerkmale als besonders anziehend und erstrebenswert. Vielleicht mehr denn je ist heute «männliche» Coolness gefragt, und das sogenannte «straight-acting». Ein Prinzip, das eigentlich Folgendes verlangt: Schwule sollten «heterolike» sein – und somit Männer, die zwar auf Männer stehen, aber nicht schwul wirken. Und wo genau, mag man vielleicht fragen, soll hier nun das Problem liegen?
Homophobie: Der Feind in den eigenen Reihen Nirgends, lautet die Antwort. Solange das erwähnte Verhalten authentisch und natürlich ist. Problematisch wird es aber, wenn man sich zu vermeintlich männlichem Benehmen gezwungen fühlt. Wenn man sich verbiegt und anpasst, aus dem tiefen Wunsch heraus, akzeptiert zu werden – sei es von der Gesellschaft als solcher, sei es von anderen Schwulen. Der Blogger und Schauspieler Sebastian Schlecht schreibt auf viva.tv, das Wort «heterolike» impliziere, dass es wichtig sei, nicht als schwul wahrgenommen zu werden. «Das wiederum zeigt, dass es viele Schwule gibt, die ihre eigene Sexualität ablehnen und Angst davor haben, von der Gesellschaft verurteilt zu werden. Und das ist doch irgendwie schade.»
«Die sogenannten Alt-68er und Alt-80er waren und sind auch heute noch akzeptierender als viele der Schwulen, die sich mit der heutigen kommerzialisierten und wettbewerbsorientierten Szene identifizieren.»
Mehr Gemeinschaft Ja, das ist es. Schade für den Einzelnen, der mit sich selbst und seiner Homosexualität kämpft. Und schade für die Gemeinschaft der Schwulen insgesamt: Denn wenn auf Dating-Apps Sätze wie «keine Tunten» erscheinen, dann werden letztendlich genau jene heterosexistischen und schwulenfeindlichen Werthaltungen in die Szene hineingetragen, vor denen man in der Community eigentlich sicher sein sollte. Es sind genau jene Werthaltungen, die frühere Generationen schwuler Männer mit grösstem Einsatz bekämpft und den «heutigen» Schwulen damit zu mehr Gleichberechtigung und gesellschaftlicher Akzeptanz verholfen haben. Es kann nicht angehen, dass homophober, diskriminierender Wortschatz aus den eigenen Reihen dieses wertvolle und hart erfochtene Erbe wieder zerstört. In diesem Sinne sei der zuvor gemachte Appell wiederholt: Wir sollten uns Mühe geben, nicht zu vergessen. Und uns stattdessen in Erinnerung rufen, dass «das Gemeinschaftsgefühl unter schwulen Männern in den Jahrzehnten der grundlegenden Homosexuellenemanzipation bestimmt stärker war als heute», wie der Zürcher Psychotherapeut Tim Wiesendanger gegenüber der Mannschaft erklärt. «Die sogenannten Alt-68er und Alt-80er waren und sind auch heute noch akzeptierender als viele der Schwulen, die sich mit der heutigen kommerzialisierten und wettbewerbsorientierten Szene identifizieren.» In der Regel halte ich nicht allzu viel von der Verklärung vergangener Tage. In diesem Fall klingen sie aber sehr schön, die «guten, alten Zeiten».
Über den Tellerrand blicken Die persönlichen Präferenzen hinsichtlich unserer Wunschpartner sind real, so viel steht fest. Was wir attraktiv finden und was nicht, lässt sich weder wegdiskutieren noch mit einem Fingerschnipp einfach ändern. Man kann sich aber folgende Frage stellen: Nehmen wir unsere Begehren ein für alle Mal als gegeben hin? Und zementieren wir sie, indem wir Sätze wie «keine Tunten» in unsere Datingprofile schreiben? Oder sind wir allenfalls bereit, unseren Geschmack einmal zu hinterfragen? Zu überlegen, warum wir zum Beispiel von «richtigen Männern» angezogen sind, und wer oder was unsere Partnerwahl beeinflusst, vielleicht auf ganz unbewusste Art und Weise? Wer weiss, vielleicht sorgt diese Auseinandersetzung mit sich selbst für eine Horizonterweiterung, mehr Experimentierfreudigkeit und Offenheit. Dass sich dies lohnen kann, zeigt folgendes Beispiel: Noch vor ein paar Jahren waren zwei meiner besten Freundinnen überzeugt, nicht wirklich auf asiatische Männer zu stehen. Diese seien meist «zu wenig männlich», so das pauschale Urteil. Unterdessen ist die eine glücklich mit einem Chinesen, die andere mit einem Halbfilipino verheiratet. Hätten sie ihre einst gehegte Überzeugung wie einen Schutzschild vor sich hergetragen und in fetten, roten Buchstaben «keine Asiaten» daraufgeschrieben, dann wäre ihnen das jetzige Glück wohl verwehrt geblieben.
Letztlich hat die ganze Diskussion, wie man sich im Datingdschungel verhält, sicher auch mit Faktoren wie der persönlichen Reife und damit zu tun, was man sucht: Den schnellen Sex, oder allenfalls etwas Substanzielleres? In den Kommentarspalten zu Adam Dupuis’ zuvor erwähntem Artikel schrieb der User C.N. Norton: «Ich hatte auch dieses Bild des ‹perfekten Mannes› im Kopf, als ich jünger war. Diesem Ideal jagte ich nach, in den Clubs, überall. Dass ich dem selbst nie entsprechen würde, realisierte ich damals nicht. Heute bin ich glücklicher als je zuvor. Weder mein Ehemann noch ich fühlen uns von Sprüchen wie ‹keine Fetten, keine Tunten› beleidigt. Um ehrlich zu sein, insgeheim amüsieren wir uns ein wenig darüber. Denn die Leute, die solche Dinge schreiben, wissen nicht, was sie verpassen.»
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