Karlsruher Klinik schmeisst homophoben Chirurg raus
Der Chirurg hatte getwittert, Homosexualität und Transsexualität seien Krankheiten
Der Arzt, der seit vielen Jahren an der Karlsruher Helios-Klinik als Herzchirurg arbeitete, hatte getwittert, Homosexualität und Transsexualität seien Krankheiten. Nun ist er seinen Job los.
Der Herzchirurg, der Ende April auf Twitter Homo- und Transsexualität als Krankheiten bezeichnet hatte, wird nicht länger an der Karlsruher Helios-Klinik arbeiten. Der Klinikgeschäftsführer David Assmann erklärte am Mittwoch auf Anfrage der Badischen Neuen Nachrichten (BNN), die Zusammenarbeit sei beendet. Zuvor hatte die Klinik den Arzt bereits beurlaubt (MANNSCHAFT berichtete).
Nach «Insta-Trend»: Männer in Marokko werden erpresst
«Nach eingehender Prüfung und auch nach mehreren Gesprächen mit dem Arzt haben wir uns entschlossen, die Zusammenarbeit ab sofort zu beenden. Wir bedauern den Vorfall sehr und haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, wir halten das Vorgehen aber für den richtigen Schritt», so Assmann jetzt.
Metin C. hatte einen homo- und transfeindlichen Tweet abgesetzt und erhielt darauf schnell Zehntausende Likes.
Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, ob gegen den Arzt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, etwa wegen Volksverhetzung und Beleidigung. Zwar hatte ein erstes Prüfverfahren ergeben, dass kein Anfangsverdacht bestehe. Doch nach der Anzeige eines Bürgers werde die Sache nun erneut geprüft, heisst es in dem BNN-Bericht weiter.
Der Tweet des Chirurgen hatte in der Helios-Belegschaft zu heftigen Diskussionen geführt. Daraufhin hatten Mitarbeiter*innen der Klinik spontan eine Fotoaktion unter dem Motto «Wir stehen für Vielfalt» gestartet. Binnen weniger Stunden setzte die diensthabende Belegschaft damit ein Statement für Diversität und Inklusion.
Schon aus fachlicher Sicht sollte es der Arzt besser wissen. Zunächst hatte die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität 1990 von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen. Und Transsexualität wurde im vergangenen Jahr als «Zustand sexueller Gesundheit» definiert. Man wolle die Stigmatisierung von trans Menschen beenden, so die WHO. Die neue internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, kurz ICD 11, soll ab 2022 international gelten (MANNSCHAFT berichtete).
Kürzlich hatte der Präsident des türkischen Amtes für religiöse Angelegenheiten, Diyanet, in seiner Predigt zu Beginn des Fastenmonates Ramadan gegen Homosexuelle gehetzt: «Kämpfen wir gemeinsam gegen die Homosexuellen gegen diejenigen, die unverheiratet die Sex haben, sie bringen die Krankheiten wie HIV, sie zerstören die Folgegenerationen». (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
HIV, Aids & STI
«Die sexuelle Gesundheit unserer Community steht auf dem Spiel»
Am Dienstag setzten Vertreter*innen von 48 Organisationen ein Zeichen gegen die geplanten Kürzungen bei der Prävention im Bereich der sexuellen Gesundheit. Vor Ort war auch Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz.
Von Greg Zwygart
Politik
Schweiz
Gesundheit
Musik
Unterhaltung per Dekret: Russlands Anti-Eurovision «ohne Perversion»
Schon vier Mal hat Russland wegen seines Kriegs gegen die Ukraine nicht beim Eurovision Song Contest mitsingen dürfen. Nun muss eine Konkurrenzveranstaltung her - mit interessanter Gästeliste.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Queerfeindlichkeit
Eurovision Song Contest
Grossbritannien
Barleute als «Gender-Polizei»? Widerstand gegen britisches Anti-trans-Gesetz
Die britische Menschenrechtskommission EHRC steht massiv in der Kritik: Ein neuer Code of Practice könnte trans Menschen aus geschlechtsspezifischen Räumen ausschliessen. Hunderte Unternehmen warnen vor Diskriminierung und Konflikten im Alltag.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
TIN
Politik
USA
Attentat auf Charlie Kirk: Mutmasslicher Täter wegen Mordes angeklagt
Der Tod von Charlie Kirk entfaltet in den USA enorme politische Wirkung. Während das Verfahren gegen den mutmasslichen Attentäter anläuft, wird Kirk von vielen Anhänger*innen schon zum Märtyrer stilisiert.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
TIN