Kamala Harris: «Pete Buttigieg war als schwuler Mann ein zu grosses Risiko»
Kamala Harris wollte Pete Buttigieg 2024 eigentlich zu ihrem Vize machen, doch sein Schwulsein erschien ihr als zu grosses Risiko. In ihrem neuen Buch schreibt die Demokratin offen über diese «schmerzhafte Entscheidung» und über die Grenzen politischer Diversität in den USA.
In ihrem neuen Buch «107 Days» blickt Kamala Harris ungewöhnlich offen auf eine entscheidende Phase ihrer politischen Laufbahn zurück: die Auswahl ihres Running Mates für die Präsidentschaftswahl 2024. Dabei enthüllt sie, dass ihr «erster Favorit» ihr langjähriger Vertrauter Pete Buttigieg war – sie ihn jedoch nicht wagte zu wählen. Der Grund: Buttigieg ist ein schwuler Mann.
«Pete wäre der ideale Partner gewesen – wenn ich ein weisser heterosexueller Mann gewesen wäre», schreibt Harris. «Aber wir forderten Amerika bereits heraus: Eine Frau, eine schwarze Frau, eine schwarze Frau mit einem jüdischen Ehemann.» Ihre Einschätzung sei gewesen, dass die Kombination mit Buttigieg ein «zu grosses Risiko» dargestellt hätte.
Gemäss The Atlantic schildert Harris in dem Buch, dass sie und Buttigieg diesen Schmerz geteilt hätten – beide hätten gewusst, was auf dem Spiel stand. Schliesslich entschied sie sich für Tim Walz, den Gouverneur von Minnesota, mit dem sie jedoch die Wahl gegen Donald Trump verlor.
Die Passage macht deutlich, wie sehr die Frage nach Vielfalt und Repräsentation innerhalb der Demokratischen Partei mit strategischen Überlegungen kollidiert. Buttigieg, der seit 2021 Verkehrsminister war, hatte sich einen Namen als eloquenter Kommunikator gemacht – auch in konservativen Medien. Dennoch blieb die Sorge, ob die Wählerschaft gleichzeitig eine schwarze Frau an der Spitze und einen offen schwulen Mann an ihrer Seite akzeptieren würde.
Harris’ Offenheit in ihrem neuen Buch zeigt, wie schwer sich die Demokraten mit dem Spannungsfeld zwischen historischer Symbolkraft und reiner Wahlstrategie tun. Nach Niederlagen von Hillary Clinton 2016 und Harris 2024 stellt sich für die Partei die Frage, ob zu viel Fokus auf «pionierhafte» Kandidaturen die Erfolgschancen schmälert. Salopp gesagt: Für eine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur muss der Anwärter weiss, heterosexuell und cis-männlich sein.
Harris nutzt das Buch auch, um über die letzten Monate unter Präsident Joe Biden zu sprechen. Besonders seine Entscheidung, 2024 erneut anzutreten, hält sie rückblickend für «leichtsinnig». «Es stand einfach zu viel auf dem Spiel», schreibt sie. Biden sei zwar nicht unfähig gewesen, doch sichtbar müde geworden – körperlich wie rhetorisch. Dennoch betont Harris, dass er selbst an seinen schwächsten Tagen «kenntnisreicher, urteilsfähiger und mitfühlender» gewesen sei als Donald Trump.
Mit Blick auf 2028 rücken bereits neue Namen in den Vordergrund, darunter Gouverneure wie Wes Moore, Gavin Newsom und Andy Beshear. Buttigieg selbst führt gemäss einer Umfrage die Liste der potenziellen Präsidentschaftskandidat*innen an (MANNSCHAFT berichtete). Ebenso im Gespräch bleibt Harris, die trotz gegenteiliger Andeutungen eine weitere Kandidatur nicht ausschliesst.
Mehr: Sorge vor Abschiebungen – queer Ally Bad Bunny meidet US-Bühnen (MANNSCHAFT berichtete)
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