«Nur noch Schwule spielen Schwule? Völlig kontraproduktiv!»

Iris Berben kritisiert auch Antisemitismus und Genuss-Feindlichkeit vieler Linker

Iris Berben auf der Berlinale
Iris Berben (Bild: Harald Krichel)

Die Schauspielerin Iris Berben bezeichnet sich selbst als politisch links. Dennoch sieht sie im linken Milieu viel Problematisches - unter anderem moralische Bevormundung und Antisemitismus.

Die deutsche Schauspiel-Ikone Iris Berben (75) kritisiert deutlich die politische Linke und sieht bei ihr auch eine Mitverantwortung für den Zuwachs der Rechten. «Sie hat wichtige ureigene Themen vernachlässigt wie Wohnungsnot, Ausbildung, Arbeitsplätze, Infrastruktur, Gesundheit und sich stattdessen in Feldern verkämpft, wo ihr die meisten Leute nicht mehr folgen wollten. Viele Menschen sind wütend auf diese Linke», sagt die Schauspielerin in der Wochenzeitung Die Zeit - ohne dabei bestimmte Parteien zu nennen.

Obwohl sie sich weiterhin als politisch links bezeichne, hadere auch sie mit «Bevormundung» und «Genuss-Feindlichkeit» in linken Milieus. «Was immer einem Freude macht – ein besonders gutes Essen, eine schöne Reise, ein vielleicht unangebrachter Flirt, von Humor und Lachen gar nicht erst zu reden –, schon erhebt sich ein riesiger moralischer Zeigefinger: No, no, Madame, so nicht», sagte Berben.

Kultur und Kunst sollten aus ihrer Sicht weiterhin ein Schutzraum sein. «Jetzt diskutieren wir ständig andere Sachen, zum Beispiel kulturelle Aneignung, also Schwule sollen nur noch von Schwulen gespielt werden, Juden nur noch von Juden ... Das empfinde ich als völlig kontraproduktiv für meinen Beruf», erklärte Berben. Schauspieler*innen sollten doch in fremde Lebenswelten eintauchen und sich in andere Figuren hineinversetzen.

Die für ihr gesellschaftspolitisches Engagement bekannte Schauspielerin äusserte sich auch scharf zu Antisemitismus im linken Spektrum: «Die Haltung der linken Szene gegenüber Israel und den Juden war schon immer ein böser Stachel in meinem linksliberalen Herzen.» Schon früher hätten sich in dieser Szene eine Menge Antisemit*innen getummelt.

«Und jetzt sind sie wieder aus ihren Löchern gekrochen und vermehren sich, leider und absurderweise auf der linken Seite des politischen Spektrums.»

Alles Käse? «Wer nicht hetero und weiss ist, soll zurückgedrängt werden.» Woke als politischer Streitfall (MANNSCHAFT berichtete).

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