In vier Runden zur Königin: So war die Heaven Drag Race 2025
In Zürich wurde die neue Miss Heaven gekrönt: The Third Kylie setzte sich gegen fünf Mitstreiter*innen durch und punktete mit ganz viel Swissness: mit Aromat, Kuhglocken und einem von Trachten inspirierten, selbst genähten Outfit.
In einem ausverkauften Theater Seefeld in Zürich buhlten am Samstagabend sechs Dragqueens um den Titel «Miss Heaven 2025». Die Show war in vier Runden unterteilt, mit je einer Zwischeneinlage der drei Jurymitgliedern. Durch den Abend führte die Zürcher Queen of the Scene höchstpersönlich: Milky Diamond.
Die Jury, zusammengesetzt aus Victoria Shakespears, Miss Ivanka T und Amélie Putain, zeigte ein gutes Zusammenspiel. Ivanka T, welche von den dreien mit Abstand die schärfste Zunge hatte, nahm kein Blatt vor den Mund und sagte immer ihre ehrliche Meinung geradeaus mit einer gehörigen Portion «Shade». Ausbalanciert wurde das von den beiden anderen Jury-Mitgliedern, die oft die Kandidierenden für ihre Auftritte lobten. Viele von ihnen machen Drag noch nicht allzu lange. Da ist klar, dass diese Auftritte besonders nervenzehrend sein können.
Jede der drei Jurorinnen trat im Verlauf des Abends selbst mit einer Drag-Performance auf und stellte dabei ihre Kompetenzen und Qualifikationen eindrucksvoll unter Beweis. Diese Einlagen waren zweifellos ein Highlight des Abends. Victoria Shakespears fesselte das Publikum mit einer emotionalen Lip-Sync-Performance zu «Bound to You» von Christina Aguilera. Miss Ivanka T brachte mit einem Berlin-inspirierten Comedy-Drag die Menge zum Grölen, und Amélie Putain rührte als Schlussnummer das Publikum beinahe zu Tränen.
Die Dragqueen ist hauptberuflich Lehrperson und verknüpfte ihren Auftritt mit einer klaren Botschaft: Drag schade Kindern und Jugendlichen keineswegs. «In meiner Klasse stört das niemanden – einige neugierige Fragen beantworte ich von Zeit zu Zeit, doch eine Beeinflussung oder gar ‹woke Propaganda›, wie es von politisch Rechten gerne behauptet wird, ist ausgeschlossen», sagte sie. Im Gegenteil: Es sei wichtig, vielfältige Lebensrealitäten ins Klassenzimmer zu bringen. Und wie sie eindrücklich zeigte, verstehen Kinder und Jugendliche diese genau so, wie man es ihnen erklärt – nämlich als etwas völlig Normales.
Runde 1: Catwalk Die Kandidierenden präsentierten ihre ersten Outfits sowie sich selbst mit einem «Epic Walk» durchs Publikum. Am Start waren: Miss Area Fenty, Shelby Cummings, Tina Glamour, Vulvarine, The Third Kylie und Solice.
Runde 2: Interview Im Interview mit Milky Diamond mussten die Queens Fragen beantworten wie: Was würdest du tun, wenn du die Krone gewinnst? Warum hast du mit Drag angefangen? Was ist dir besonders wichtig?
Schon hier überzeugte The Third Kylie. Die Dragqueen aus dem Appenzell schilderte, wie sie mithilfe der Dragkunst Schweizer Traditionen als Teil kultureller Identität neu erforscht und zurückerobert. Mit einem selbstgenähten, von Tachten inspirierten Outfit und überdimensionalen Kuhglocken gewann sie die Jury von Anfang an für sich. Auch auf ihrem Instagram-Kanal zeigt sie weitere Interpretationen der Schweizer Kultur – etwa als Schwingerkönigin (im Nationalsport Schwingen) oder als «Schellen Under», eine Figur aus den Deutschschweizer Jasskarten.
Runde 3: Rave Zum Motto «Rave» präsentierten die Queens einen weiteren, individuell zusammengestellten Look.
Runde 4: Einzelauftritte In dieser Runde gehörte die Bühne ganz den Queens, die ihre eigenen Shows vor rund 400 Personen aufführten. Die Performances reichten von Lip-Syncs über Live-Gesang bis zu Comedy-Drag. Besonders hervorgetan hat sich Shelby Cummings: Ihr Lip-Sync zu «All by Myself», kombiniert mit Szenen aus dem Kultfilm «Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück», brachte das gesamte Publikum zum Lachen und überzeugte mit leidenschaftlicher Energie.
Auch Miss Area als Khaleesi, Königin der Drachen, sowie Tina Glamour mit einem glitzernden Auftritt konnten das Publikum begeistern.
Die Krönung Zum Abschluss wurde die Gewinnerin des Heavens Drag Race 2025 gekürt: Tattjinna Big Tattas übergab Krone und Zepter an The Third Kylie. Die zweitplatzierte Solice, die ebenfalls als Favoritin galt, bewies Grösse, indem sie sich vor der Siegerin auf die Knie begab und sie ehrte.
Doch nicht nur die Hauptgewinnerin durfte jubeln. Traditionell wird am Heavens Drag Race auch der Titel «Miss Congeniality» vergeben – an jene Queen, die durch besondere Freundlichkeit und Zusammenhalt hervorsticht. Vulvarine beeindruckte mit ihrer zurückhaltenden, zugleich charmanten und ausdrucksstarken Art und erhielt den Titel verdient. Die Jury hob hervor, dass sie mit ihrem Motto «Sei, wer du willst» gerade in der Interviewrunde deutlich gemacht habe, dass im Drag nicht nur Lautstärke und Witz zählen, sondern ebenso Ruhe und Herzlichkeit.
Alles in allem war es ein Abend voller Lachen, Herz und grossartiger Drag-Kunst. Spürbar wurde, wie viel Mühe in die Gestaltung des Events geflossen ist – und es war zweifellos jeden Franken wert. (Tickets kosteten zwischen 19 und 60 Franken.)
Mehr: HIV- und STI-Prävention: Sparpläne des Bundes gefährden Fortschritte in der Schweiz (MANNSCHAFT berichtete)
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