In Ungarn sollen Bücher mit LGBTIQ-Inhalt jetzt Warnhinweise erhalten
Eine Sammlung moderner Märchen macht homophobe Politiker*innen sehr wütend
Ein Buch erzürnt Ungarns rechtskonservative Regierung: «Meseorszag mindenkie» (etwa: Märchenland für alle) ist eine Sammlung neu erzählter traditioneller Märchen, die u. a. mit queeren Charakteren in zeitgenössischem Umfeld aktualisiert wurden. Nun verordnet die Regierung für Bücher mit LGBTIQ-Inhalt das Abdrucken eines Warnhinweises.
Die ungarische Regierung, die ihre Feindseligkeit gegenüber LGBTIQ zum zentralen Bestandteil ihrer rechten Agenda gemacht hat, hat am Dienstag den Verlag Labrisz angewiesen, Haftungsausschlüsse zu drucken: Wie Reuters meldet, müssen Bücher deutlich deklarieren, wenn sie ein «Verhalten enthalten, das nicht mit den traditionellen Geschlechterrollen vereinbar ist». Dies gelte auch für das Märchenbuch von Labrisz.
Labrisz und die alliierte LGBTIQ-Organisation Háttér erklärte, sie würden die Regierung wegen der Haftungsausschlussklage verklagen, die sie als diskriminierend und verfassungswidrig bezeichneten. Nach Angaben der Regierung würden Leser*innen in die Irre geführt, wenn auf dem Cover des Märchenbuchs nicht angegeben werde, dass darin «andere Verhaltensmuster als traditionelle Geschlechterrollen» vorkämen.
Im letzten Jahr hatte eine rechtskonservative Politikerin dem Buch «Homo-Propaganda» vorgeworfen und es medienwirksam in den Reisswolf gesteckt (MANNSCHAFT berichtete).
«Jemand muss hier in Polen bleiben und für unsere Rechte kämpfen»
Das Märchenbuch erzählt wohlbekannte Märchen neu – indem sie deutlich machen, «wie das Leben marginalisierter Gruppen aussieht», erklären die Herausgeberinnen der Labrisz Lesbian Association. Es treten Menschen mit Behinderung auf, Alte sowie Missbrauchsopfer, und eben auch Lesben, Schwule und trans Personen. Sie leben in polyamourösen Beziehungen oder Regenbogenfamilien, und in einigen Geschichten wird nicht die Hochzeit, sondern die Scheidung als Erlösung gefeiert.
Eine Petition des rechtskonservativen Portals CitizenGo forderte, das Buch aus den Verkaufsregalen zu verbannen. Zudem hatte der Bezirksbürgermeister von Csepel (dem 21. Bezirk in Budapest), Lénárd Borbély (Fidesz), das Buch in den Kindergärten verboten.
Kurz vor Weihnachten hatte das ungarische Parlament mit den Stimmen der Regierungsmehrheit eine Verfassungsnovelle gebilligt, die die Rechte von LGBTIQ weiter einschränkt. Unter anderem ist das Geschlecht eines Kindes bei der Geburt festgelegt und unveränderbar (MANNSCHAFT berichtete).
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