«Hinsetzen, Schwu***el!»: Webserie «Kuntergrau» geht in 3. Staffel
Die sehenswerte Serie aus Köln endet hier
Die Webserie «Kuntergrau» aus Köln widmet die finale Staffel dem Thema schwulenfeindliche Gewalt sowie dem Leben mit HIV.
Eine U-Bahnstation nachts in Köln. Weit und breit keine Menschenseele ausser der beiden schwulen Jugendlichen Leopold und Jan. Aus dem Nichts tauchen plötzlich drei Typen auf, die nicht nur bedrohlich wirken, sondern auch zu jeder Form von Gewalt bereit sind. Ehe sich Leopold und Jan versehen können, schlagen und treten die Männer auf sie ein – weil sie hassen, wie die beiden Jugendlichen leben und lieben. Die Szene stammt aus der neuen Staffel der schwulen Webserie Kuntergrau. Sie könnte aber auch genauso in jeder grösseren Stadt Deutschlands passiert sein.
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Die dritte Staffel der Serie Kuntergrau, die unter anderem mit dem Webvideopreis 2018 ausgezeichnet wurde, widmen die jungen ehrenamtlichen Filmemacher dem Thema schwulenfeindliche Gewalt. Sie stellen die Frage: Was macht das, wenn man angegriffen wird, weil Andere die eigene sexuelle Orientierung hassen? Wie wirkt sich eine Attacke auf das eigene Leben, die Familie und Freunde aus?
«Es gab niemanden im Projekt, weder vor noch hinter der Kamera, der oder die die Thematik nicht als extrem aktuell empfunden hat – was sehr traurig ist. Wir können wöchentlich über Angriffe auf queere Menschen in Deutschland lesen und müssen uns dabei bewusst machen, dass es nur die wenigen Fälle sind, die medial aufgearbeitet werden. Die Dunkelziffer ist deutlich höher», sagt Regisseur Kai Kreuser. Ein aktueller Beleg dafür sei die tödliche Messerattacke auf ein schwules Paar in Dresden, in dessen Nachgang erst Schwulenfeindlichkeit als mögliches Tatmotiv bekannt wurde (MANNSCHAFT berichtete).
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Auch andere Themen rückt die neue Staffel, die mit sechs Folgen und 160 Minuten Gesamtspielzeit das Herz der Fans höherschlagen lassen dürfte, in den Fokus. So greift Kuntergrau erneut das Leben mit HIV auf und erzählt die Geschichte des 18-jährigen Felix. Dessen erstes Mal verläuft anders als geplant und droht nun, sein Leben auf den Kopf zu stellen. In Marcel, der bereits in Staffel 1 sein Coming-out als HIV-positiv hatte, findet er einen Ansprechpartner und Stütze.
Vor allem die internationalen Fans der Serie dürft sich über die Storyline von Jan und seinem neuen Freund Max, einem Praktikanten aus den USA, freuen. Ihre Dialoge sind in Englisch und dürften gerade bei den mehr als 50 Prozent Zuschauer*innen aus dem Ausland von Kuntergrau für Herzschmerzmomente sorgen. Denn auch ein Austauschjahr ist begrenzt und der Abschied zwischen den beiden kündigt sich an.
Gastauftritt von Drag Queen Candy Crash Highlights der Staffel sind zusätzlich der Gastauftritt von Drag Queen und Influencerin Candy Crash (u.a. bekannt aus «Queen of Drags») sowie spannende Blicke in die Vergangenheit der Figuren. So wird unter anderem gelüftet, warum Leopold bei der beliebten Serienoma Margarethe lebt.
Die dritte Staffel von Kuntergrau entstand nur durch das enorme Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Jugendzentrum anyway in Köln. Insgesamt 65 Drehtage und tausende Stunden Arbeit haben die jungen Filmemacher in ihr Herzensprojekt investiert. Drei Jahre sind zwischen erster Idee für Staffel 3 und Onlinepremiere vergangen. Ein solcher Prozess ist nur mit viel Motivation zu schaffen. Die entsteht aus den vielen Ausprobier- und Experimentiermöglichkeiten, die die Serie hinter den Kulissen bietet, und dem Wunsch, die Welt zu verbessern und zu helfen.
«Ich finde es unglaublich wichtig, anderen Mut zu machen und zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Gleichzeitig finde ich es genauso wichtig, Menschen für Themen wie Diversität, Diskriminierung von Minderheiten oder HIV zu sensibilisieren», sagt der 24-jährige Pascal aus dem Filmteam.
Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen von Staffel 3 hat auch die Community geleistet, erklären die Macher. Fast 200 Kompars*innen aus dem Umfeld des anyway und der Kölner Szene häten das Projekt an den Drehtagen aktiv unterstützt. Viele Queers hätten für das Gelingen der Staffel zudem mehrere zehntausende Euro gespendet und Sachleistungen beigetragen. Ohne diesen Support wäre Kuntergrau nicht möglich gewesen.
«Wir hoffen, dass wir mit der dritten Staffel gute Unterhaltung zurückgeben können und ebenfalls einen Beitrag dazu leisten, dass queerfeindliche Gewalt mehr in die Öffentlichkeit rückt – vor allem aus der Perspektive der Betroffenen. Wir sind als LGBT*Q noch nicht in der gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz angekommen, die uns zusteht. Vielleicht sind wird aktuell in Zeiten von Populismus und rechter Propaganda wieder weiter davon entfernt als noch vor einigen Jahren. Dagegen einen Beitrag zu leisten, ist unser Ziel», sagt Max Jonas Fohrbeck aus dem anyway-Filmteam.
Und darum geht es in der 3. Staffel: In Kuntergrau ist Coming-out Vergangenheit, Liebe und Sex an der Tagesordnung und Fetische kein Tabu mehr. Jan, Noah, Marcel, Leopold und Lukas bestreiten gemeinsamen ihren Alltag in der Grossstadt, der vollkommen unerwartet von einem schwulenfeindlichen Angriff erschüttert wird. Von jetzt auf gleich bleibt den Jugendlichen nur ihre Freundschaft, die eine Welt zusammenhalten muss, die sonst gänzlich aus den Fugen geraten ist.
Während Jan – traumatisiert von den Ereignissen – Halt in seiner neuen Beziehung findet, versucht Marcel verzweifelt der Realität zu entkommen und flüchtet sich in einen Drogenrausch an dessen Ende der 18-jährige Felix steht. Dessen Angst vor einer positiven HIV-Diagnose bietet Marcel die perfekte Ausrede, um sich von seinen eigenen Sorgen abzulenken und so steht er Felix spontan bei. Eine Flucht vor der Realität, die Lukas nicht möglich ist: Tag und Nacht wacht er am Krankenhausbett von Leopold, während die wachsende Unsicherheit über den Gesundheitszustand seines Freundes das Verhältnis zwischen den Freunden zunehmend belastet. Im Angesicht schwindender Hoffnung darauf, dass Leopold jemals aus seinem Koma erwachen wird, ist die Freundschaft der Jugendlichen auf eine harte Probe gestellt.
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