Vorbild Orbán: Neue homophobe Details aus dem Ibiza-Video
Der Skandal hatte die österreichische Regierung vor eineinhalb Jahren zu Fall gebracht
Wie tief Homophobie in der alten FPÖ-Führungsspitze verwurzelt war, soll das Ibiza-Video in voller Länge zeigen, das die Tageszeitung Kurier offenbar einsehen konnte. Dort outet sich Ex-Parteichef Strache u. a. als Fan von Viktor Orbán.
Im Mai 2019 brachte die sogenannte Ibiza-Affäre das plötzliche Ende der Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ in Österreich. Auslöser des Skandals war die Veröffentlichung eines Videos, in dem Heinz-Christian Strache, bis dahin Vizekanzler im ersten Kabinett von Sebastian Kurz (ÖVP) und FPÖ-Bundesparteiobmann, sowie Johann Gudenus, bis dahin Nationalratsabgeordneter und geschäftsführender FPÖ-Klubobmann, mit Gattin und einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte in einer Villa auf der Insel Ibiza zu sehen sind. Der Skandal kochte auch in Deutschland hoch und veranlasste AfD-Mann Björn Höcke dazu, zu behaupten, der Spiegel habe das Video gekauft. Das darf er nun nicht mehr sagen.
Die heimlichen Aufnahmen zeigen laut Kurier die Bereitschaft Straches zur Korruption und zur verdeckten Übernahme der Kontrolle parteiunabhängiger Medien. Und: die offene Homophobie der Teilnehmer*innen.
Der Kurier konnte nach eigenen Angaben nämlich das gesamte Video von sieben Stunden Länge einsehen und veröffentlichte weitere Details. Gleich zu Beginn des Treffens seien sich alle Anwesenden einig gewesen, dass «niemand hier Homosexuelle mag», wie es ein in der Finca ebenfalls anwesender Detektiv in dem Video ausdrückt. Dabei war Ex-Parteichef Jörg Haider selber schwul oder jedenfalls bi. 2010 hatte der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete Gerald Ebinger erklärt «Wir sind die einzige Partei, die 17 Jahre von einem Schwulen geleitet wurde. Das hat jeder gewusst». Schon unter Haiders Führung machte die FPÖ nicht nur Stimmung, sondern auch Politik gegen Homosexuelle.
Das homophobe Sündenregister Haiders und der FPÖ (allein bis 2000) hat die HOSI Wien in einem Dossier zusammengestellt, das sie am 29. August 2000 in Heidelberg den drei von den EU-14 eingesetzten Weisen überreicht hat.
Zurück nach Ibiza. Strache erklärte, er wolle Österreich politisch stärker nach Osten orientieren. «Wir wollen in die Visegrád-Gruppe hinein», so der damalige FPÖ-Obmann, «und Gegengewicht zu dieser dekadenten westlichen EU sein». Die Visegrád-Gruppe besteht aus Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei – besonders in den ersten beiden Ländern werden die Rechte von LGBTIQ beschnitten (MANNSCHAFT berichtete).
Strache sprach auch darüber, wie er Österreich verändern wolle. «Ich will so eine Rolle wie Orbán», sagte er. Der ungarische Premierminister hatte kürzlich die Eheöffnung als «Experiment» bezeichnet und ein «christliches Westeuropa» gegen LGBTIQ beschworen (MANNSCHAFT berichtete).
«Gut, dass ganzes Ibiza-Video jetzt öffentlich wird», erklärte der SPÖ-Fraktionschef im Ibiza-Untersuchungsausschuss, Jan Krainer. Dass der Ausschuss immer noch nicht das ganze Material habe, «bleibt ein Skandal». Er und FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker kündigten schon Ende August an, die geschwärzte Fassung des Ibiza-Videos beim Verfassungsgerichtshof anzufechten.
Auch an Serbien fand Strache Gefallen, vor allem an dem Politiker und Unternehmer Dragan Marković. Für ihn schwärmte Strache in dem Ibiza-Video als «geilen Typen». Marković hatte einst gegen die Belgrader Pride gehetzt. Damals erklärte er, dass «Homosexuelle nicht in den Strassen Belgrads demonstrieren sollten, weil sie etwas zeigen, das krank ist und nicht normal». 2011 wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Dennoch wurde er im Frühjahr 2019 vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) mit einer Ehrenmedaille der Stadt Wien ausgezeichnet (MANNSCHAFT berichtete).
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