«Hass, Hetze und Gewalt»: Reportage über Aggression gegen Politiker*innen

Die Tweets, die die bisexuelle Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang lesen muss, sind oft unerträglich

Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen (Foto: David Young/dpa)
Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen (Foto: David Young/dpa)

Drohbriefe, verbale Aggressionen, sexistische Gewaltandrohungen in den sozialen Netzwerken bis zu tätlichen Angriffen – das ist Teil des Alltags von Politiker*innen geworden. Wie diese ständige Bedrohung das Leben der Betroffenen verändert, und welchen Einfluss sie auf ihre Arbeit hat, zeigt die Sendung «37°» am 3. Mai (22.15 Uhr) im Zweiten Deutschen Fernsehen.

Der Film «Hass, Hetze, Gewalt – Politiker*innen im Visier» der Autorin Anja Michaeli steht auch in der ZDFmediathek zur Verfügung. Vorgestellt werden die Geschichten von drei Politiker*innen. Eine von ihnen ist Ricarda Lang, Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen. Zugleich ist sie die erste offen bisexuelle Vorsitzende einer deutschen Regierungspartei (MANNSCHAFT berichtete).

«Egal zu welchem Thema sie sich äussert, sie erlebt hauptsächlich Bodyshaming in Form von bösartigen Beschimpfungen», heisst es in einer Presseankünfigung des ZDF.

Nach einem Auftritt bei «Hart aber fair» im Juni 2021 trendete ihr Name auf Platz 1 bei Twitter, ein Shitstorm ergoss sich über die 28-Jährige. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich stehe da immer komplett drüber», sagt Lang im ZDF. Doch für sie würden die Hassbotschaften auch Motivation bedeuten, sich nicht unterkriegen zu lassen, so Lang. Denn das sei genau das, was erreicht werden solle – Frauen mundtot zu machen. (MANNSCHAFT berichtete darüber, wie oft sich Hass im Netz gegen LGBTIQ richtet.)

Beleidigungen gehören zum Alltag René Wilke wiederum ist Oberbürgermeister von Frankfurt an der Oder und Mitglied der Partei Die Linke. Seit seinem Amtsantritt 2018 bekam er mehrere Morddrohungen. Wilke musste sogar umziehen, weil ihn immer wieder Menschen vor seinem Haus abpassen wollten. Beleidigungen gehören für ihn zum Alltag.

Rene Wilke (Die Linke), Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder) (Foto: Patrick Pleul / dpa-Zentralbild / dpa)
Rene Wilke (Die Linke), Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder) (Foto: Patrick Pleul / dpa-Zentralbild / dpa)

Die Strategie des 37-Jährigen: Er besucht die Menschen, die ihm Drohbriefe schreiben, persönlich und versucht herauszufinden, ob sich dahinter ein wirkliches Anliegen verbirgt. Häufig sei es den Konfrontierten dann zutiefst peinlich, so Wilke im ZDF.

Messerangriff beim Imbissbesuch Auch Andreas Hollstein habe Hass, Hetze und Gewalt erlebt, heisst es von Seiten des ZDF. Der 59-Jährige war von 1999 bis 2020 Bürgermeister im westfälischen Altena. 2017 wurde er in einem Imbiss in der Nähe seines Hauses mit einem Messer angegriffen und verletzt. Zwar sass er schon am nächsten Tag wieder in seinem Büro, doch der Angriff wirkt nach.

Der erste Gang durch die Stadt nach der Tat kostete Überwindung, in den folgenden Monaten erlitt Hollstein drei Hörstürze. Auch nach dem Attentat erhält der CDU-Politiker immer wieder Morddrohungen. Aufgeben werde er aber auf gar keinen Fall, sagt Hollstein im ZDF. (MANNSCHAFT berichtete über das geplante neue Digital-Gesetz der EU, das vor Hass und Hetze schützen soll.)

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