Hass gegen Pride in Polen eskaliert in Gewalt
Die katholische Kirche und Nationalisten hatten zuvor gegen die Parade in Bialystok gehetzt
Es war die erste Pride in der Stadt: Etwa 800 Menschen haben im polnischen Bialystok für LGBTIQ-Rechte demonstriert, als sie von Hooligans attackiert wurden. Die katholische Kirche und Nationalisten hatten zuvor gegen die Parade gehetzt.
Die erste Gay Pride in der polnischen Stadt Bialystok im Nordosten des Landes ist am Samstag von Gewalt überschattet worden. Eine Gruppe von Hooligans attackierte die rund 800 Teilnehmer*innen der Demo mit Eiern, Steinen, Böllern und Flaschen, teilte die Polizei mit. Auch Beamten, die die Parade absicherten, wurden angegriffen. Am Ende des Tages sprachen die Behörden von 25 Festnahmen.
Es war das erste Mal, dass Menschen in der Stadt im Nordosten Polens für LGBTIQ-Rechte auf die Strasse gingen. Die Demonstranten schwenkten Regenbogenfahnen und Transparente mit Aufschriften wie «Liebe ist keine Sünde». Katholische und nationalistische Gruppen organisierten rund 40 Gegenkundgebungen in Bialystok.
Parade von Sodomiten? Zudem zeigt auch Polens aktuelle Regierung stark homophobe Züge. Der Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak nannte die Pride in der Stadt Poznan im vergangenen Jahr eine «Parade von Sodomiten» und behauptete, queere Menschen zwängen andere, ihrem Lebensstil zu folgen. Dort fand auch begleitet von Protesten rechter Gruppierungen die Wahl zum «Mr Gay Europe 2018» statt.
Über den Umgang mit LGBTIQ und ihren Rechten wird in dem katholischen Land vor der Parlamentswahl im Herbst kontrovers diskutiert. Der Chef von Polens rechtsnationalistischer Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, hatte Homosexuelle erst im April als «Bedrohung» für sein Land bezeichnet.
Dem gegenüber steht Robert Biedroń – der offen schwule Politiker will Präsident Polens werden. Zu seinen Forderungen gehört u. a. die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare – tatsächlich zeigt sich die polnische Bevölkerung zunehmend tolerant gegenüber Schwulen und Lesben: 55 % der Polen sprechen sich für die Ehe für alle aus. Weitere Ziele: die Einführung von Aufklärungsunterricht in der Schule und eine strikte Trennung von Kirche und Staat.
Das wöchentlich erscheinende Politik-Magazin Gazeta Polska will in der kommenden Ausgabe Aufkleber mit einer durchgestrichenen Regenbogenflagge verteilen, zu lesen ist darauf: «LGBT-freie Zone». Das Magazin verbreitete ein Bild des Aufklebers in den sozialen Medien.
Im vergangenen Jahr hat die polnische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen einen Teilnehmer des CSD in der 230.000-Einwohner-Stadt Częstochowa (deutsch: Tschenstochau) wegen Verunglimpfung der polnischen Flagge und des polnischen Wappen eingeleitet. Ein Teilnehmer trug am Sonntag eine Flagge mit dem weissen Adler des polnischen Wappens auf Regenbogen-Hintergrund.
Nun schlug der lange geschürte Hass in Gewalt gegen queere Menschen um. Handyvideos, die bei Twitter gepostet wurden, sollen Hetzjagden auf Pride-Teilnehmer*innen in Bialystok zeigen.
In einem anderen Video ist zu sehen, wie ein Teilnehmer der Pride am Boden kauert und von mehreren Männern zusammengetreten wird.
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