Falk Richter inszeniert «Die Freiheit einer Frau» von Édouard Louis
Das Hamburger Schauspielhaus bringt die Geschichte vom schwulen Sohn und seiner Mutter auf die Bühne
Falk Richter hat am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg die deutschsprachige Erstaufführung von «Die Freiheit einer Frau» nach dem gleichnamigen Buch des französischen Autors Édouard Louis herausgebracht.
Richter inszenierte das Stück am Samstagabend als kurzweiliges, vielschichtiges Kaleidoskop einer prekären Frauenbiografie. Früh mit fünf Kindern gesegnet aber ohne Berufsausbildung durchlebt die Mutter des Autors gleich zwei katastrophale Ehen hintereinander, angefüllt mit Alkohol, Gewalt und Demütigung. Gespielt wurden die jüngere und ältere Version der Mutter von Josefine Israel und Eva Mattes. (MANNSCHAFT berichtete über Falk Richters eigenes Stück «In My Room» über den KOnflikt schwuler Söhne mit ihren Vätern.)
Paul Behren verkörperte eindringlich das Alter Ego des Autors, der sein Aufwachsen in Armut, seine späte Selbstakzeptanz als schwuler Mann, das ambivalente Verhältnis zur lange distanzierten Mutter und seinen Aufstieg zum gefeierten Autor und intellektuellen Gesprächspartner reflektiert.
Souverän nutzte Falk Richter alle Mittel des Theaters, um von Geschlechterrollen, Identität und Klasse zu erzählen. Spielszenen werden auf einer Leinwand vergrössert.
Die Musikerin Bernadette La Hengst steuerte mit einer dreiköpfigen Band schneidige Rock-Songs bei, die dem Abend streckenweise Musical-Charakter verleihen. (MANNSCHAFT berichtete über die Buchausgabe dieses Stoffes und die Scham der Mutter übers Schwulsein ihres Sohnes.)
Am Ende sitzt Eva Mattes als zwar aus der Ehe nach Paris und in die Freiheit, nicht aber ihrer Klassenprägung entkommene Mutter vor einem Triumphbogen mit der Aufschrift «Metamorphose».
Beim Schlussapplaus trug das Ensemble Tücher in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb, auf der Leinwand stand zu lesen: «Stop the war» (Beendet den Krieg).
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