Erzbistum Köln will «offene Reflexion über Sexualität»
Nach den homophoben Äusserungen von Pater Romano Christen ist man um Schadensbegrenzung bemüht
Anfang des Jahres hat der aus der Schweiz stammende Pater Romano Christen vor seinen Schülern im Erzbistum Köln einen Vortrag über «Die Frage des Umgangs mit homosexuellen Tendenzen» gehalten. Seine These: Homosexualität ist die Folge einer psychologischen Fehlentwicklung in der Kindheit oder Jugend, die einen «Geschlechtsminderwertigkeitskomplex» bewirkt.
Homosexuelle Liebe sei weniger «die reale Begegnung mit einem Du», sondern vielmehr «eine narzisstische Suche», erklärte Pater Romano seinen Schülern. Die «Fixierung auf die Lust» solle «die eigene innere Wunde heilen und das Selbstmitleid stillen». Nachdem die Süddeutsche Zeitung vergangene Woche darüber berichtet hatte, baten wir Kardinal Woelki um eine Stellungnahme.
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Nun antwortete uns an seiner Stelle Generalvikar Markus Hofmann: «Die von Pater Romano Christen geäusserten Ansichten entsprechen nicht der Auffassung des Kölner Erzbischofs, Kardinal Woelki. Der Kardinal, der sich derzeit als Präsident des Heilig-Land-Vereins in Israel aufhält, wird nach seiner Rückkehr ein Gespräch mit Pater Romano Christen führen und dabei seinen Standpunkt deutlich machen.»
Für das Erzbistum Köln halte Hofmann fest, dass man grossen Wert darauf lege, Fragen der Sexualität in der Priesterausbildung intensiv und vorurteilsfrei zu thematisieren und dabei den neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse darzustellen. «Wir sind dabei, mit Hilfe externer Spezialisten neue Bausteine der Ausbildung zu schaffen, die den Kandidaten für das Priesteramt eine offene und klare Reflexion sowohl über ihre eigene Sexualität als auch zu sexualwissenschaftlichen Fragen ermöglichen und ungeachtet der jeweiligen sexuellen Orientierung zu einer reifen Persönlichkeit und einem natürlichen Selbstvertrauen beitragen.»
Auch Pater Romano Christen habe unterdessen Stellung zu seinen Aussagen bezogen: «Mein Vortrag war, wie ich in den letzten Tagen in vielen Gesprächen gelernt habe, unzulänglich und mitunter vielleicht auch so formuliert, dass er Missverständnisse allzu leicht ermöglicht. Es war nicht meine Absicht, homosexuelle Menschen zu verletzen. Sofern das doch geschehen ist, bitte ich um Entschuldigung.»
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Er halte homosexuelle Menschen nicht für krank, was er im Vortrag so auch nicht gesagt habe. «Grösstenteils ging in der Berichterstattung auch unter, dass ich Standpunkte Dritter referiert habe. Aber wichtiger ist mir klarzustellen, dass nach meiner Überzeugung jeder Mensch Respekt verdient und niemand wegen seiner sexuellen Orientierung herabgewürdigt werden darf. Dass durch meine Äusserungen ein anderer Eindruck entstanden ist, tut mir leid», erklärte der Priesterausbilder.
Die Gespräche zwischen Kardinal Woelki und Pater Romano seien derzeit noch nicht terminiert, erfuhr MANNSCHAFT aus Köln.
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