Erstmals in der Schweiz: PrEP-Nutzer steckt sich mit HIV an
Positiv trotz PrEP - der Mann wird am Checkpoint Zürich betreut
Ein Fall aus Zürich sorgt auf der Europäischen Aids Konferenz in Basel für Aufsehen: ein Mann wurde acht Monate nach Beginn der PrEP positiv auf eine HIV-Infektion getestet. Was bedeutet das für PrEP-Nutzer?
Der betroffene Mann gab an, seine PrEP regelmässig und konsequent eingenommen zu haben. Er wird zur Zeit von einem Ärzteteam am Checkpoint Zürich betreut. Weshalb die PrEP bei ihm versagt hat, kann trotz intensiver Forschung bisher nicht vollends geklärt werden. Der betroffene Mann hatte einen tiefen Medikamentenspitzenspiegel nach der Einnahme von PrEP. Ob dies von Relevanz sei, ist für die betreuenden Mediziner*innen zur Zeit noch unklar. Er machte zudem eine dokumentierte zehntägige PrEP-Pause und berichtete von keinem sexuellen Kontakten während dieser Pause. Sein letzter sexueller Kontakt erfolgte sieben Tage vor seiner PrEP-Pause und der erste sexuelle Kontakt nach der PrEP-Pause sieben Tage nach Wiederaufnahme des täglichen PrEP. Grundsätzlich ein Mustergültiges Verhalten bei der Einnahme von PrEP.
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In den grossen bisherigen Studien (PROUD, IPERGAY IPREX) waren immer alle Fälle einer HIV-Transmissionen durch die schlechte Medikamentenadhärenz erklärbar: das Medikament wurde nicht korrekt oder gar nicht eingenommen. Der aktuelle Fall aus Zürich ist nun der weltweit siebte Fall einer PrEP-Therapie, die zu einer HIV-Übertragung geführt hat. Bisher dokumentierte Fälle eines PrEP-Versagens wurden in Kanada, New York, Amsterdam, Charlotte, Thailand und San Francisco gemeldet.
Bei den anderen sechs bekannten Fällen hatten die meisten Männer sich mit einem Virenstamm angesteckt, der gegen die PrEP resistent ist. «Zum Glück etwas, das sehr selten ist», so Dr. med. Benjamin Hampel vom Checkpoint Zürich. Der Checkpoint Zürich betreut auch den Klienten des aktuellen PrEP-Falls und stellte den Fall an der Europäischen Aids Konferenz gemeinsam mit Forschern aus dem Universitäts Spital Zürich vor. Die Fallbeschreibung lässt sich auf der Webseite der Konferenz abrufen.). «Unser Klient hatte zwar ebenfalls eine Resistenz, wir gehen jedoch davon aus, dass diese erst später aufgetreten ist», so Hampel.
Der heute an der Konferenz vorgestellte Fall zeigt exemplarisch: trotz ausgezeichneter Einhaltung des PrEP-Einnahmeschemas sind vereinzelte Fälle einer Ansteckung möglich.
Verunsicherung in der Community Was bedeutet dies nun für die PrEP-Nutzer weltweit? Dr. med. Benjamin Hampel: «Als Wichtiges: keine Panik», so der Mediziner. Mit dem aktuellen Fall in Zürich seien nun weltweit sieben Fälle in sieben Jahren bekannt. «PrEP bietet weiterhin einen Schutz von über 99% vor HIV», so Hampel. Das sei weiterhin ein extrem guter Wert. Einen 100%igen Schutz biete leider nur ein kompleter Verzicht auf Sex. Doch ein Hinweis gibt Hampel den PrEP-Nutzern mit: «Der aktuelle Fall zeigt, dass die 3-monatigen Kontrollen bei Fachpersonen sehr wichtig sind. Die Resistenz bei unserem Fall hätte eventuell vermieden können, hätte sich der betroffene Mann an die 3-Monatsregel gehalten».
Die PrEP wird in der Community stets beliebter. Alleine der Checkpoint Zürich vermeldet über 500 PrEP-Klienten. Schweizweit schätzte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Anzahl PrEP-Nutzer auf 1200-1700 Anwender.
Programm ermöglicht erschwingliche PrEP in der Schweiz
Die Nachfrage nach PrEP stieg auch in diesem Jahr in der Schweiz stetig an. Jan Fehr, Studienleiter von SwissPrEPard und Spezialist für Infektionskrankheiten an der Universität Zürich, sieht darin einen Meilenstein. «PrEP-Medikamente haben gezeigt, dass sie hocheffizient und unglaublich wirksam sind. Zahlen aus verschiedenen Ländern weltweit haben gezeigt, dass man damit die HIV-Epidemie in den Griff bekommen kann.» Das sieht auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) so und unterstützt das Programm SwissPrEPard finanziell. Im Oktober gab das BAG die neuen HIV-Zahlen 2018 bekannt. 2018 verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit 425 neue HIV-Fälle – 4,5% weniger als im Vorjahr. PrEP hat hier einen grossen Beitrag dazu geleistet.
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