Eiskunstläufer Vincent Zhou: Kampf mit überholten Männlichkeitsklischees
Der 21-jährige Olympionike spricht über die vermeintlich «mangelnde Maskulinität» von asiatischen Männern
Der Eiskunstläufer Vincent Zhou ist in den USA ein Star und eine wichtige Medaillenhoffnung. Jetzt muss er nach einem positiven Corona-Test bei den Olympischen Winterspielen in Peking um seinen Einzelstart am Dienstag bangen. Dies wurde am Montag bekannt.
Im Teamwettbewerb war der 21 Jahre alte Kalifornier am Sonntag in der Kür Dritter geworden. Falls weitere Tests vor dem Kurzprogramm im Einzel negativ ausfallen sollten, könnte der WM-Dritte von 2019 noch an den Start gehen. Mit der Mannschaft holte Zhou Olympia-Silber.
Erst vor wenigen Tagen hatte der Sportler dem US-Nachrichtenportal NBC ein Interview gegeben, in dem er über die vermeintlich «mangelnde Maskulinität» von asiatischen Männern sprach und das Klischee, dass alle Eiskunstläufer «Ballerinas im Tutu» seien. (MANNSCHAFT berichtete über die vielfache «No Asians»-Ausgrenzung innerhalb der LGBTIQ-Community.)
Seit Zhou 2018 in Südkorea bei den Winterspielen dabei war, ist er zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Jetzt nimmt er zum zweiten Mal an den Olympischen Winterspielen teil.
Es begann bei einem Kindergeburtstag Seine Leidenschaft fürs Eiskunstlaufen habe begonnen, als er im Alter von fünf Jahren während der Geburtstagsparty eines Freundes erstmals aufs Eis trat. Daraus sei schnell eine Leidenschaft geworden, erzählt Zhou NBC, aber er habe auch damit kämpfen müssen, dass viele die Sportart nicht besonders ernst nehmen – wegen einer «Überbetonung von Männlichkeit in der Gesellschaft».
«Es gibt dieses Klischee, wonach Menschen Eiskunstläufer anschauen und Sachen sagen wie: (…) ‹Das sind doch eh alles Schwule!›» Das sei eine «ziemlich uninformierte Perspektive», meint Zhou.
Experten haben festgestellt, dass asiatische Männer immer als effeminiert und zerbrechlich gesehen werden
Laut NBC hätten Experten festgestellt, dass asiatische Männer mit dem Problem der «Entmannung» konfrontiert seien oder damit, immer als effeminiert und zerbrechlich gesehen zu werden. Sogar Shohei Ohtani, ein japanischer «Hitter» und «Pitcher», der bei den Los Angeles Angels ein Baseball-Star ist, sei davon betroffen. Baseball ist eine Sportart, die von vielen US-Amerikaner*innen als besonders «männlich» angesehen werde, heisst es. Und dennoch wurde Ohtani von einigen Sportexpert*innen unterstellt, er sei ein «ungenügender Repräsentant dieser Sportart».
NBC zitiert einen Professor für Asian-American Studies, der darauf hinweist, dass Ohtani die lange tradierte Vorstellung eines dominanten, machtvollen Athleten in Frage stelle. (MANNSCHAFT berichtete über die Netflix-Serie «Giri/Haji – Pflicht und Schande», in der asiatische Männer im Zentrum stehen und viele Klischees dekonstruiert werden.)
Strenge Eltern aus China Zhou weist seinerseits darauf hin, dass die fliessende Schönheit der Bewegungen beim Eiskunstlaufen grösste Kraft verlange. Ein Aspekt, der gern übersehen werde. Er plädiert dafür, aufzuhören, bestimmte Sportarten immer nur aus der Perspektive von westlichen Männlichkeitsidealen zu betrachten und zu beurteilen.
Ausserdem sagt er: «Es ist nur Sport. Es ist etwas, was Spass macht. Es gibt keinen Grund daraus dauernd eine Diskussion darüber zu machen, dass Männer echte Männer sein müssen und Mädchen entsprechende Mädchen.»
Zhou ist in Kalifornien aufgewachsen, seine Eltern sind Einwander*innen aus China. Diese seien sehr streng gewesen, erzählt er, was es für ihn schwer gemacht habe, sich in der amerikanischen Kultur zurecht zu finden und gleichzeitig die Kultur seiner Eltern zu respektieren. Das führte bei ihm zu Depressionen, die er später mit dem Sport und mehr Distanz zu seinen Eltern überwinden konnte. (MANNSCHAFT berichtete über den Roman «Auf Erden sind wir kurz grandios» von Ocean Vuong, in dem er von seiner komplizierten Beziehung zu seiner vietnamesischen Mutter und Grossmutter berichtet, während er in den USA aufwächst.)
Zhou spricht im NBC-Interview allerdings sehr liebevoll von seinen Eltern, die ihn auf den Weg zum Erfolg gesetzt und ihn immer unterstützt hätten. Egal welche Streitereien es gegeben habe.
Er wolle jedoch den Mythos zerstören, dass die strengen asiatischen Eltern der Treibstoff gewesen seien, die ihn zum Erfolg getrieben hätten. «Es ist unmöglich dieses Olympia-Niveau als Athlet zu erreichen, wenn man das, was man tut, nicht liebt.»
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