Eine Nacht mit … Maren Kroymann

Die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin bietet viel Stoff für einen Kroymann-Themenabend

Maren Kroymann (Foto: Henning Kaiser/dpa)
Maren Kroymann (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Maren Kroymann spielt, singt und moderiert sich souverän durch Film, Fernsehen und über die Bühne. Sie hat immer das ARD-Mainstreampublikum vor sich hergetrieben – und tut dies bis heute.

Eigentlich ist Maren Kroymanns Werk viel zu facettenreich, um sie auf eine TV-Nacht begrenzen zu können. Man muss sie mindestens auch einmal live und in Farbe auf einer Bühne gesehen haben. Andererseits ist sie auch im Fernsehen und im Film so präsent, dass man mit ihr locker durch die Nacht kommt. «Ich bin eine Anhängerin des Sich-nicht-entscheiden-Müssens», sagte sie einmal auf die Frage, ob sie nun Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin, Feministin, oder was auch immer sei.

Schon mit ihrem Kabarettprogramm «Auf du und du mit dem Stöckelschuh» rechnete sie 1983 mit dem damalig vorherrschenden Frauenbild ab. Sie outete sich 1993 im Stern und bekam im selben Jahr mit «Nachtschwester Kroymann» ihre eigene TV-Satireshow. Vor ihrem Coming-out sollte sie sogar Tatort-Kommissarin werden. Danach wollte die ARD dann nicht mehr. Erst mehr als ein Jahrzehnt später kam sie wieder regelmässig auf den Bildschirm der ARD zurück. Sie spielte in der Serie «How to Sell Drugs Online (Fast)», steht weiter auf der Bühne und manchmal sind es gerade die kleinen Nebenrollen von ihr, die besonders eindrücklich sind.

Hier nun also fünf Perlen aus Kroymanns Schaffen, an denen man nicht vorbei kommt.

#Kroymann 2017 war es dann soweit. Maren Kroymann bekam wieder ihre eigene Satiresendung. Sie schlüpft seitdem in verschiedene Frauenrollen und rennt anarchisch gegen Rollenbilder und Vorurteile an. Und damit steht sie ganz in der Tradition ihrer eigenen Serie «Nachtschwester Kroymann». Hergestellt wird das ganze von bildundtonfabrik und damit dem Unternehmen, das auch etwa «Neo Magazin Royal» produziert. Von 2017 bis 2021 gab es mehrere Folgen jährlich. In einer Folge stellte sie die Forderung in den Mittelpunkt, dass sich in der Medienbranche viel mehr Menschen trauen sollten, zu ihrem Queer-Sein zu stehen.

In letzter Zeit gab es immer nur jeweils eine pro Jahr. Ob es auch mal wieder mehr wird? Die letzte Episode kam Anfang Januar dieses Jahres heraus. Hier zu sehen

Maren Kroymann (re.) und Annette Frier feiern Geburtstag (Foto: ARD/Facebook)
Maren Kroymann (re.) und Annette Frier feiern Geburtstag (Foto: ARD/Facebook)

#Kein Pardon Maren Kroymann spielte 1993 auch noch in Hape Kerkelings Komödie «Kein Pardon» mit. Klar, dass in dieser Satire auf den Medienbetrieb auch Kroymann auftaucht. Hape spielt den jungen aufstrebenden Künstler Peter Schlönzke, der charismatisch daherkommt und viel frischer wirkt, als die genervten und zermürbten TV-Dinosaurier, die noch immer vor der Kamera stehen. Dann bekommt Peter seine eigene Show und entwickelt sich zur unausstehlichen TV-Diva. Kroymann spielt Doris, eine gestresste und überforderte Redakteurin der Show «Witzigkeit kennt keine Grenzen», die Peter später moderiert. Doris ist hauptsächlich damit beschäftigt, die Choleriker am Set, die TV-Bosse und das Publikum irgendwie zusammenzuhalten.

Ebenfalls mit Hape zusammen spielt Kroymann im Film «Der Junge muss an die frische Luft», der Hape’s Jugendzeit zeigt. Dort spielt Kroymann eine Frau vom Jugendamt. Einen weiteren Kerkelingauftritt hat Kroymann in «Isch kandidiere», in dem Hape’s Bühnenfigur Horst Schlämmer zur Bundestagswahl antritt. Kroymann ist in der Rolle der Schützenkönigin Renate Hammelböck zu sehen. «Kein Pardon» ist hier zu sehen «Der Junge muss an die frische Luft» ist hier zu sehen «Isch kandidiere» ist hier zu sehen

#Verfolgt Eine ganz andere Seite zeigt Maren Kroymann in dem Film «Verfolgt» aus dem Jahr 2006. Sie spielt die Bewährungshelferin Elsa, die mit ihrem Mann und ihrer gemeinsamen Tochter zusammenlebt. Als die Tochter auszieht, gerät Elsa in eine leichte Lebenskrise. Dann trifft sie auf ihren neuen Klienten Jan. Er ist 16 und schlägt ihr vor, sich ihr sexuell auszuliefern. Das beginnt Elsa Spass zu machen, doch die Dinge lassen sich irgendwann nicht mehr kontrollieren.

Maren Kroymann spielt an der Seite von Kostja Ullmann, der die Figur des Jan verkörpert. Der Film ist vollständig in schwarz-weiss gedreht und bricht mit vielen Erwartungen und Sehgewohnheiten. Immerhin zeigt er eine SM-Beziehung zwischen einer erwachsenen Frau und einem noch nicht volljährigen jungen Mann. Dementsprechend wollte natürlich auch kein deutscher TV-Sender den Film mitfinanzieren. Umso wichtiger scheint es, dass es für den Film am Ende den Goldenen Leoparden im Internationalen Filmfest von Locarno als Belohnung gab. Hier zu sehen

#Freier Fall Ein schwules Paar bei der Polizei. Marc lebt mit seiner Verlobten im Eigenheim und lernt auf einer Fortbildung Kay kennen. Beide verlieben sich ineinander. Die Affäre kommt ans Licht und plötzlich herrscht überall Ablehnung. Im Job, Zuhause, in der Familie. Marc entscheidet sich für Frau, Haus und Beruf – und bereut es. Maren Kroymann spielt hierbei gar keine Hauptrolle. Sie ist in einer kleinen Nebenrolle besetzt, die jedoch umso eindrücklicher ist. Sie spielt die Mutter von Marc, deren Haltung für ihn natürlich eine entscheidende Bedeutung hat. Doch Marc’s Mutter kann mit der Liebe seines Sohnes zu einem Mann so rein gar nichts anfangen.

Gerade weil Maren Kroymann selbst lesbisch ist liegt hierin so viel Kraft, liegt vielleicht in dieser Rolle all das kondensiert, worin sie in ihren Kabarettprogrammen und anderen Figuren immer angekämpft hat. Sie selbst sagt über ihre Rolle: «In solchen Fällen ist es gut, dass die Leute sagen können: ‹Ist das nicht die, die selber…?› Das ist witzig und setzt Gedanken in Gang.» Hier zu sehen

#In my Sixties Und weil es dann doch noch einmal etwas von der Bühne sein muss – wenn auch aufgezeichnet – hier noch ein Kroymann-Bühnenprogramm. Kroymann feiert 50 Jahre Pubertät und holt dafür die 60er Jahre zurück. Es handelt sich hierbei um ihr vorletztes Bühnenprogramm von 2012. Dabei analysiert sie auch hier wieder die Enge von Geschlechterrollen. Hier zeigt sich, dass Kroymann auch eine erstklassige Sängerin ist. Und nicht zuletzt geht es, wie so oft in ihren Programmen, auch um das eigene Altern.

Ich bin einfach zu alt, um die Tussi zu sein.

«Ich habe das Gefühl, postklimakteriell jetzt gut Röcke anziehen zu können. Die Zuschreibung von Weiblichkeit ist vorbei. Ich kann auf der Bühne sexy Abendkleider anziehen, Bein zeigen, ohne dass ich ein Geschlecht desavouiere oder die Frauenbewegung.», sagt Kroymann. «Ich bin einfach zu alt, um die Tussi zu sein.» Hier zu sehen

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