Auch wenn Hape Kerkeling derzeit vor allem als Buchautor auftritt, lohnt es sich immer wieder, auch seine Filme anzusehen.

Seine Filmkarriere umspannt bereits mehr als 30 Jahre.

So wandlungsfähig wie Hape Kerkeling ist im deutschsprachigen Showgeschäft kaum jemand. Er ist Komiker, Moderator, Autor; er schrieb Sketche, drehte Geschichtsdokus und selbst seine Werbeclips für Autos in der Rolle als Horst Schlämmer sind von hoher Qualität.

Im Youtube-Kanal der Sendung «Total Normal»
sind viele Ausschnitte legendärer Sketche, Lieder und Talks von und mit Hape Kerkeling zu sehen, zum Beispiel der Besuch von «König Beatrix» in Berlin. 1991 fuhr er beim deutschen Bundespräsidenten in Schloss Bellevue vor, um dort an einem Staatsempfang teilzunehmen, der für die echte Beatrix organisiert war.

Neben all dem dreht Hape seit mehr als 30 Jahren aber auch immer wieder Filme. «Club Las Piranjas» wurde sogar kürzlich als Serie fortgesetzt (MANNSCHAFT berichtete).b Dass seine frühen eher leichte Komödien gewesen seien und seine späteren dann realistische biografische Einblicke lieferten, täuscht jedoch. Denn auch in den ersten Filmen kommen in den ganzen schrägen Figuren letztlich auch immer wieder Teile seiner Familie vor.

Auch seine von ausserhalb der Filme schon bekannten Bühnenfiguren wie etwa Horst Schlämmer, Siggi Schwäbli oder Uschi Blum haben in manchen seiner Filme Auftritte. Im kommenden Jahr will Hape sogar wieder einen Schlämmer-Film machen.

Bis dahin nun hier aber erstmal fünf Filme, die einen garantiert wach halten.

#Kein Pardon

Sein erster grosser Film karikiert bereits das, was ihn selbst gross gemacht hat: das Showgeschäft. Peter Schlönzke ist ein unverbrauchter junger Typ, der irgendwie in die Medien will, was ihm letztlich auch gelingt.

Durch seine Ausstrahlung und auch durch viel Glück kommt er urplötzlich in die Rolle, dass er eine grosse Samstag-Abendshow moderieren darf – in einer Zeit, als dass noch wirkliche Strassenfeger waren. Dort angekommen ist er jedoch ganz entsetzt von dem Zynismus, den er dort erlebt. Mit der Zeit aber wird Peter genau so zynisch und unausstehlich, wie seine Vorgänger.

Der Film von 1993 ist auch deswegen noch immer sehenswert, weil man sich gut vorstellen kann, dass manches davon heute noch immer im Showgeschäft zu finden ist. Auch tauchen dort Personen auf, die später eine grosse Rolle im Fernsehen spielen sollten. Wie etwa Dirk Bach mit, dem zusammen Hape eine Szene spielt, die auch Homophobie im Showgeschäft zeigt. Daneben hat auch Maren Kroymann einen Auftritt. Nicht zu vergessen ist ebenfalls die Schauspielerin Elisabeth Volkmann als Mutter von Peter, bekannt auch als langjährige Stimme von Marge Simpson.

Hier streambar

#Willi und die Windzors

Es ist ja nicht leicht zu sagen, wie man reagieren würde, wenn es an der Haustür klingelt und plötzlich die englische Königin mit ihrem Prinzgemahl vor der Tür steht, weil sie zuhause rausgeflogen sind. So aber ergeht es Willi. Die Monarchie in England ist abgeschafft und nun suchen die Royals Zuflucht bei ihren Verwandten in Deutschland. Die Familie Bettenberg ist recht erstaunt, als sich ihre Verwandten dann plötzlich doch einmal für sie interessieren. Charles, Diana und Queen Mum stehen dann auch bald auf der Matte, um sich häuslich neu einzurichten.

Seine Parodie der niederländischen Königin Beatrix hatte Hape da gerade ein paar Jahre hinter sich. Und schon in diesem Film von 1996 gibt es die Verbindung Hapes‘ zur englischen Königsfamilie, wo er doch erst 2024 in seinem Buch «Gebt mir etwas Zeit» enthüllt hat, dass vermutlich seine Grossmutter die uneheliche Tochter des englischen Königs Edward VII. gewesen sein könnte.

Hier streambar

#Ein Mann, ein Fjord

Wie auch in anderen Filmen Hapes‘ steht wieder ein Mann im Zentrum der Handlung, der etwas unsicher, verloren und überfordert ist und deswegen erst liebenswürdig wirkt. Norbert ist arbeitslos und vertreibt sich die Zeit mit Glücksspiel. Eines Tages gewinnt er einen ganzen Fjord in Norwegen. Er will nun zu seinem Gewinn reisen, doch das Problem ist nun, dass er so reisekrank ist, dass ihm bereits in der Strassenbahn seiner Heimatstadt übel wird. Auch Geld für die Reise hat er keines.

Besonders gut an diesem Film ist der Cast. Anneke-Kim Sarnau spielt Hape’s Frau. Matthias Brandt einen egozentrisch-hilflosen Mann, der ebenfalls auf dem Kreuzfahrtschiff zum Fjord ist. Und vor allen Jürgen Tarrach als Norbert, der auf dem Weg zu seinem Gewinn ist, passt sehr gut in seine Rolle.

Auch Hapes Faible für Schlager kommt in diesem Film nicht zu kurz. Als Rezeptionistin taucht die Schlagersängerin Wenke Myhre auf. Und Hape selbst ist als Sängerstar Uschi Blum zu sehen. Ohnehin sieht man ihn nie als ihn selbst, sondern nur in mehreren seiner Rollen, wie auch als Journalisten Horst Schlämmer und als Lebensratgeberin Gisela.

Hier streambar

#Der Junge muss an die frische Luft

Schon das Buch war ungeheuer erfolgreich und auch der Film begeisterte viele Menschen. Die Kindheitsgeschichte von Hape zeigt detailliert das Milieu des Ruhrpotts der 70er Jahre, mit seinen typischen Strassenzügen, kleinen Wohnungen, Kaugummiautomaten, Kiosken und Telefonzellen. So sehr die Geschichte des selbstbewussten, manchmal unbeholfenen Jungen lustig erzählt ist, liegt über allem doch die grosse Tragödie mit seiner Mutter, die Hape erleben musste. Dabei gelingt es dem Film, beide Seiten der Geschichte, die leicht-skurrile und auch die schwer-herunterziehende, souverän zu erzählen.

Es ist eigentlich erstaunlich, dass es dieses Buch und diesen Film überhaupt gibt. Erzählte doch Kerkeling immer wieder, dass er über sein Privatleben eigentlich nur sehr ungern etwas preis gibt, sei es über seine Sexualität, den Tod der Mutter, oder die enge Familie. Dieser Film nähert sich aber dennoch diesen Themen, bleibt dabei vorsichtig tastend und erzählt eigentlich vielmehr über das regionale Umfeld und die ganzen Menschen um Hape herum und macht so den kleinen Hape besonders gut verständlich. 


Hier streambar

#Der Boandlkramer und die ewige Liebe

Der Tod heisst auf bayerisch Boandlkramer, und der soll nun den noch sehr jungen Max holen. Das will der auch, aber als er bei dem Jungen zuhause vorbeikommt, verliebt er sich in dessen Mutter. Plötzlich spürt der Tod Gefühle, die er vorher noch nie erlebt hat. In seiner Not wendet er sich an den Teufel. Dieser schlägt ihm ein Geschäft vor und so erhält er die Möglichkeit, um die Mutter von Max zu werben. Doch weil nun der Tod seine Aufgabe nicht mehr erfüllt, gerät der gesamte Lauf des Lebens durcheinander - denn der Tod kann ja nicht einfach damit aufhören, der Tod zu sein.

Der Tod ist in diesem Film keiner, der das Letzte darstellt, sondern einer der gegen die göttliche Ordnung angeht und diese zerstören will zugunsten der Liebe. Die bösesten und dunkelsten Figuren werden in diesem Film mit Komikern besetzt. So spielt Michael Herbig den Tod und Hape Kerkeling den Teufel (MANNSCHAFT berichtete). Übrigens ist der Teufel die einzige Figur in dem Film, die hochdeutsch spricht, ob das Absicht war?

Hier streambar

Ein Fussballteam für trans Männer bestreitet seine Premiere. Die spanische Mannschaft ist die erste ihrer Art in ganz Europa (MANNSCHAFT berichtete).