Eheöffnung in der katholischen Kirche – Segen oder «Benediktion»?
Wie auch immer es am Ende genannt wird: Von einer echten Gleichstellung ist man noch weit entfernt
Heinrich Timmerevers ist für eine Neupositionierung der katholischen Kirche beim Umgang mit Homosexuellen. Es sei ihm ein Anliegen, dass in Gemeinden wie in der ganzen Kirche «Akzeptanz und Toleranz» weiterentwickelt und gestärkt werde, erklärte unlängst der Bischof der Diözese Dresden-Meißen. Er schlägt den Segen für schwule und lesbische Paare vor, in Österreich diskutiert die Kirche über eine «Benediktion».
Der Bischof, vor viereinhalb Jahren von Papst Franziskus ernannt, sprach sich vergangene Woche im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auch für eine Segnung homosexueller Paare aus, die in der katholischen Kirche bislang nicht erlaubt ist: «Man muss sich natürlich über die Form Gedanken machen. Aber grundsätzlich würde ich solch eine Öffnung begrüssen.»
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Katechismus gegen Eheöffnung in der Kirche Im Weltkatechismus allerdings, der gesamten Lehre der katholischen Kirche in einem Buch komprimiert, heisst es allerdings: Homosexuelle Partnerschaften sind «in sich nicht in Ordnung» und «in keinem Fall zu billigen».
Ein Segen sei der Zuspruch Gottes. Aber mit dem Segen würde nicht alles «abgesegnet» und für gut befunden, was diese Menschen täten. Da müsse man «sehr differenziert hinschauen».
Der höchste Reformierte sagt Ja zur Eheöffnung
Timmerevers hat im Juni in seiner Diözese zwei Seelsorger*innen eigens für die Homosexuellen-Seelsorge beauftragt: Pfarrer Christoph Behrens und Gemeindereferentin Carola Gans. «Ich weiss durchaus, dass eine Integration von Homosexuellen und mein jetziges Bemühen darum in unserer Kirche nicht von allen mitgetragen wird», so der Geistliche. Er glaube, viele Bischöfe und Seelsorger fänden es befremdlich, weil sie vielleicht auch keine Berührungspunkte hätten. Indem er es jetzt anstosse, könne ein Prozess des Nachdenkens angestossen werden.
Der Bischof verwies auf Gespräche mit homo- und transsexuellen Christ*innen in seiner Diözese. Die hätten ihn sehr nachhaltig bewegt, weil er gemerkt habe, welch ein Ringen bei vielen stattfinde. «Sie wollen Christen sein und ihren Glauben auch in der Kirche leben. Und in diesem Ringen will ich diese Menschen nicht alleine lassen», so der Bischof.
Auch in Österreich gibt es Befürworter einer Eheöffnung in der Kirche für homosexuelle Paare – ebenfalls in einer light-Version. So schlug bereits im Sommer Liturgiewissenschaftler Ewald Volgger von der katholischen Privatuniversität Linz eine sogenannte «Benediktion» vor. Durch eine offizielle Segensfeier der Kirche ergäbe sich eine Verbindlichkeit für diese Partnerschaft. Durch die Bezeichnung als Benediktion würde die Kirche eine Wertschätzung für diese Verbindung zeigen, die die Liebe Gottes zum Menschen ausdrücke. Enttäuschung und Leid würden so vermieden und Diskriminierung zurückgenommen, erklärte er gegenüber katholisch.de.
«Sie macht den betroffenen Paaren deutlich, dass sie sich als von der Kirche gesegnete Menschen in der Öffentlichkeit präsentieren können. Das ist mehr als ein einfacher Segen: Die Benediktion wird kirchenamtlich eingetragen, wie auch etwa die Ehe im Taufbuch vermerkt wird.»
Das Ehesakrament für Homosexuelle lehne er aber nicht. Im Sinne eines schrittweisen Vorankommens sei «eine gewisse Zurückhaltung angebracht» ist. Er wolle nicht von vornherein mit der Gleichsetzung zum Ehesakrament einen schrittweisen Fortschritt verhindern.
Reformierte Kirche ist für Ehe für alle!
Auch die Evangelikalen in Deutschland streiten über eine Eheöffnung. Hintergrund ist ein Buch des Ärztlichen Direktors einer christlichen psychiatrischen Klinik im Taunus. Martin Grabe hatte in «Homosexualität und christlicher Glaube: ein Beziehungsdrama» erklärt, homosexuelle Christ*innen dürften ebenso wie Heteros eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes und der Gemeinde eingehen und seien in der Gemeinde in jeder Hinsicht willkommen (MANNSCHAFT berichtete).
Während die Zivilehe in Deutschland seit nunmehr drei Jahren auch schwulen und lesbischen Paaren offensteht (MANNSCHAFT berichtete) und in Österreich seit 2019 (MANNSCHAFT berichtete), müssen Schweizer Paare wie Fabiola und Natascha immer noch warten (MANNSCHAFT+).
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