Community kämpft für Schwulenbar Eagle Stuttgart
Laut Betreiber der Bar heisst es in einem Schreiben der Stadt, die Gäste seien «eine potentielle Gefahr für die Sittlichkeit» und eine mögliche Belästigung der Nachbarschaft
Die nach Eigenbeschreibung seit der Eröffnung am 12. Mai 1989 bundes- und europaweit bekannte Schwulenbar Eagle steht vor dem Aus. Die Institution sei laut Stadt «eine potentielle Gefahr für die Sittlichkeit».
Nach über 30 Jahren wollte sich der bisherige Geschäftsführer zum Jahresende in den Ruhestand verabschieden, ab 1. Januar sollte unter neuer Geschäftsleitung die Bar weiter geführt werden. Es sei, so das Eagle, seit je her «ein Schutzraum, wo man(n) sich ganz ohne Angst und ohne abschätzige Blicke treffen kann». Nun soll es damit vorbei sein.
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Leider habe die Landeshauptstadt Stuttgart nach monatelanger Prüfung die neue Gaststättenerlaubnis erst am Montag den 30. Dezember mit einer langen Liste von Auflagen ausgestellt, die es unmöglich mache, das Eagle weiter wie gewohnt zu betreiben, ist auf der Facebook-Seite der Bar nachzulesen. Aufgrund der zeitlichen Kürze zwischen Antragstellung und der gewünschten Betriebsübernahme sei eine Anhörung nicht mehr möglich gewesen. Es habe alleine über drei Monate gedauert, bis dem Anwalt des Eagle-Teams Akteneinsicht erteilt wurde.
Dem Lokal in der Mozartstrasse in Stuttgart wurde nach Betreiberwechsel ab 1. Januar 2020 eine neue Gaststättenerlaubnis mit derart verschärften Auflagen ausgestellt, welche es den Betreibern unmöglich macht, das Lokal wie in der Vergangenheit gewohnt zu betreiben. Es wurde unter anderem untersagt, Musik abzuspielen. Ebenso sollte es keinen Aufenthalt teilweise entkleideter Personen in den Betriebsräumen mehr geben und die Möglichkeit zum Dating nicht mehr gewährt werden. Des weiteren untersagt wurde der Betrieb eines Darkrooms, obwohl – wie die Eagle-Betreiber erklären – seit vielen Jahren für diesen an die Stadt Vergnügungssteuer bezahlt werde.
Es werde die «Sittlichkeit» der Gäste in Frage gestellt und auf eine mögliche Belästigung der Nachbarn verwiesen. Ferner stehe im Schreiben der Stadt, dass «die Nutzung der Räume als Szenelokal dem öffentlichen Interesse widerspricht».
Eine Petition, gerichtet an Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), fordert nun eine Regelung die es dem Eagle ermöglicht auch weiterhin, wie in den vergangenen 30 Jahren praktiziert, seinen Betrieb aufrechtzuerhalten. Im vergangenen Jahr wehrte sich auch der Hafen in Berlin erfolgreich gegen die drohende Schliessung (MANNSCHAFT berichtete).
Kuhns Parteifreund Volker Beck, der 2017 aus dem Deutschen Bundestag ausschied (MANNSCHAFT berichtete), schrieb bei Facebook, ihm fehle jegliches Verständnis für die Auflagen der Stadt. «Niemand muss die Sittlichkeitsvorstellungen teilen, die an diesem Ort von den Besuchern geteilt werden; wer sich daran stört, soll sein Bier einfach woanders trinken. Eine offene Gesellschaft zeigt sich auch darin, dass der Staat sich aus solchen Dingen heraushält und sich nur dort regulierend einmischt, wo dies zum Rechtsgüterschutz erforderlich und angemessen ist.»
Der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann (CDU) sagte am Sonntag via Facebook seine Unterstützung für das Eagle Stuttgart zu. Man könne bei einem Wechsel des Betreibers Auflagen überprüfen. «Aber man kann beim besten Willen nicht Musik verbieten oder gar mit einer «potentiellen Gefahr für die Sittlichkeit» und einem «fehlenden öffentlichen Interesse» an dieser Stuttgarter Szene-Institution argumentieren. ROTE KARTE für die Stadtverwaltung Stuttgart!» Er werde sich am Dienstag vor Ort und bei der Stadt informieren, versprach Kaufmann.
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Gerade in Zeiten der zunehmenden Anfeindung und Gewalt gegen Homsexuelle, heisst es in der Petition, sei es von «sehr grossem öffentlichen Interesse einen «geschützen Raum» wie das Eagle zu erhalten.» Es sei seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Stuttgarter Regenbogencommunity. So sei das Eagle z.B. seit vielen Jahren das Clublokal des Lederclub Stuttgart e.V. Schon seit deren Gründung unterstützten das Eagle-Team und der LC Stuttgart die AIDS-Hilfe Stuttgart finanziell und durch aktive Mitarbeit. Ausserdem sei gemeinsam bei Gründung des Zentrum Weissenburg und der IG CSD Stuttgart mitgewirkt worden, und diese Organisationen würden auch bis heute tatkräftig unterstützt. (In Kanada kann man beim Bier in der Schwulenbar sogar auf Premier Trudeau treffen – MANNSCHAFT berichtete).
Es herrsche ein hervorragendes Verhältnis zu den Nachbarn und es seien keinerlei Beschwerden bekannt. Auch im Arbeitskreis zur besseren Zusammenarbeit zwischen den Szenelokalen und der Polizei habe sich das Team der Bar aktiv engagiert. Das Eagle sei stolz, ein Teil der bunten LGBTIQ-Community in der Landeshaupstadt zu sein und wolle diese auch weiterhin bei Ihrem Kampf für Akzeptanz und gleiche Rechte unterstützen.
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