«Drecks-Schwu***el!» – Ein Hotel glänzt mit Negativschlagzeilen
Schwere Vorwürfe gegen das Westin Leipzig
Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Leipziger Hotel hat die Staatsanwaltschaft Leipzig die Ermittlungen zu dem Fall aufgenommen. Es lägen keine Erkenntnisse im Zusammenhang mit rechtsgerichteten und antisemitischen Straftaten gegen den beschuldigten Mitarbeiter vor, teilte Behördensprecher Ricardo Schulz am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. Es geht auch um homofeindliche Ausfälle.
Wem das Westin Leipzig noch kein Begriff war, könnte spätestens seit dieser Woche darauf aufmerksam werden – und dabei keinen guten Eindruck erhalten. Denn es wird mit Antisemitismus und Homophobie in Verbindung gebracht.
Der Sänger Gil Ofarim wollte am Montag lediglich in das Westin Leipzig einchecken, was ihm jedoch verwehrt wurde, weil er eine Kette mit dem Davidstern trug; sein Vater ist der israelische Sänger Abi Ofarim. Der Hotelmitarbeiter, von Ofarim «Herr W.» genannt, bat den Musiker die Kette einzupacken, wenn er einchecken wolle. Ofarim den Tränen sichtlich nahe, machte dieses Erlebnis bei Instagram publik, was eine Welle der Empörung auslöste.
View this post on Instagram Ein Beitrag geteilt von Gil Ofarim (@gilofarim)
Somit wurde auch ein homophober Fall aus dem Juni 2020 wieder aufgerollt. RTL berichtet über einen Vorfall, den Pierco Vecchiolo, Manager von Patricia Kelly, erlebt hatte – am selben Ort. Demnach soll er sich damals über sein unsauberes Zimmer beschwert haben: fremde Haare und ein verstopfter Abfluss.
Der Hotelmanager habe daraufhin heftig an Pieros Hotelzimmer gehämmert, ihn abschätzig von oben bis unten gemustert und gesagt: «Wegen dir, du Drecks-Schwuchtel, bin ich jetzt hier raufgekommen?» Und Vecchelio, ein gebürtiger Schweizer, solle «so schnell wie möglich in sein Scheiss-Land zurückreisen», wo er herkomme.
Damit nicht genug. Der Musikmanager beschwerte sich daraufhin beim Hauptsitz der Hotel-Kette, die ihm kurzerhand Hausverbot erteilte. Das entsprechende Schreiben liegt RTL vor. Darin heisst es: » Durch Ihr Verhalten am 4. Juni 2020 gegenüber unseren Mitarbeitern haben Sie den Hotelbetrieb nachhaltig gestört. Das können wir nicht länger hinnehmen. Wir sehen uns deshalb gezwungen, Ihnen für unser Hotelgebäude (…) unbeschränktes Hausverbot zu erteilen.» Sollte Vecchiolo dagegen verstossen, drohte ihm das Hotel-Management sogar mit juristischen Konsequenzen. Die Plattenfirma Universal Music erhielt ebenfalls eine Mail in dieser Angelegenheit.
In der Stellungnahme der stellvertretenden Hotelmanagerin Antje Reichstein zum aktuellen Fall heisst es: «Wir sind ein weltoffenes Hotel und lehnen jede Form von Intoleranz, Diskriminierung und Antisemitismus auf das Schärfste ab. Deshalb sind wir über die unerträglichen Vorwürfe von Herrn Ofarim besorgt und alarmiert. Antisemitismus ist nicht entschuldbar und wird in unserem Hotel nicht geduldet!»
Bis der Fall aufgeklärt ist, seien die betreffenden Mitarbeiter beurlaubt worden, heisst es.
In Mexiko lehnte das Sheraton-Hotel eine schwule Hochzeit ab. Ein anderes Hotel sprang ein – gratis (MANNSCHAFT berichtete). Eine Abfuhr für die Hochzeitsfeier zu erhalten, ist nicht die einzige Art, wie Schwule in Hotels Diskriminierung erleben. Ein Schweizer Paar beispielsweise erhielt in Instanbul kein Zimmer. Grund: Die Doppelbetten seien nur für «normale Paare» (MANNSCHAFT berichtete).
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