Schweizer Dragqueens fordern: Wählt queerfreundlich!
Schwerpunkt der Kampagne liegt auf den Ständeratswahlen
Pink Cross startet eine Kampagne, die auf den aktuellen besorgniserregenden Diskurs zu queeren Themen aufmerksam macht und zur Wahl queerfreundlicher Kandidat*innen motiviert.
Dafür wurde eine Wahlplattform realisiert, die das Abstimmungsverhalten der National- und Ständerät*innen bei LGBTIQ-Themen in der letzten Legislatur analysiert. Alle Kandidierenden des Ständerats wurden zudem gebeten, Stellung zu aktuellen Anliegen der LGBTIQ-Community zu beziehen.
Die Situation ist besorgniserregend, wie Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, erläutert: «Wir erleben aktuell, wie rechte Kräfte mit Pauschalisierungen, Halbwahrheiten und Angstmacherei aktiv Hass gegen queere Menschen schüren. Und dieser verfängt: So müssen Vorlesestunden mit Dragqueens speziell geschützt werden, die Stadt Bern wird wegen ein paar Regenbogenflaggen mit Hasskommentaren eingedeckt und tätliche Übergriffe auf offener Strasse nehmen zu. Dagegen müssen wir uns wehren!»
Die Kampagne mit den Dragqueens macht deutlich, dass hinter dem Backlash eine klare politische Agenda rechter Kräfte steckt. Der humorvolle Slogan der Kampagne («Glaube nicht jedes Märchen von rechts!») greift dabei eine alte Strategie der queeren Community auf, bei der Anfeindungen mit Spott und Süffisanz begegnet wird.
Nun, da uns von rechts ein rauer Wind entgegenweht, gilt es mal wieder unsere Röcke zu raufen und gegen die Ewiggestrigen in den Ring zu steigen
Mona Gamie, eine der Botschafterinnen, meint dazu: «Wir Dragqueens waren schon immer Teil der politischen Avantgarde unserer Community. Nun, da uns von rechts ein rauer Wind entgegenweht, gilt es mal wieder unsere Röcke zu raufen und gegen die Ewiggestrigen in den Ring zu steigen. Wir tun dies allerdings nicht mit plumper Muskelkraft, sondern mit unseren besten Waffen: mit Humor und Köpfchen.»
Wer den Märchen von Rechts keinen Glauben schenken mag, findet auf der Wahlplattform Votepink die Fakten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Ständeratswahlen. «Wir haben in der letzten Legislatur mehrere Abstimmungen im Ständerat verloren, weil dieser deutlich konservativer ist als der Nationalrat. Durch die Wahlen könnte sich das sogar noch verstärken. Umso wichtiger ist, dass alle gesellschaftsliberalen Wähler*innen an die Urne gehen«, sagt Roman Heggli.
So findet sich auf der Website zu jedem Kanton eine Empfehlung von queerfreundlichen Kandidat*innen. Zudem wurde das Abstimmungsverhalten zu LGBTIQ-Themen der National- und Ständeräte der letzten Legislatur analysiert und eine Parteienauswertung vorgenommen.
Die Analyse wurde von den LGBTQ-Dachverbänden Pink Cross, Lesbenorganisation Schweiz und Transgender Network Switzerland zusammengestellt. Die Kampagne und Wahlplattform wurde von Pink Cross umgesetzt und von den Drag Queens Mona Gamie, Milky Diamond und Paprika unterstützt.
LGBTIQ-Aktivistin und MANNSCHAFT-Kolumnistin Anna Rosenwasser will in den Nationalrat. Im Interview spricht sie über politische Ziele und über Schäfchen, die den Wolf wählen (MANNSCHAFT+).
Das könnte dich auch interessieren
Europa
Die «LGBT-freien Zonen» in Polen sind Geschichte
Ein Drittel aller polnischen Gemeinden hat sich seit 2019 zu «LGBT-freien» Zonen erklärt. Jahrelang haben Aktivist*innen dagegen gekämpft. Nun gehören diese queerfeindlichen Resolutionen der Vergangenheit an.
Von Kriss Rudolph
Queerfeindlichkeit
News
USA
Schwuler Hochstapler George Santos muss ins Gefängnis
George Santos bekannte sich wegen Betrugs schuldig und wurde aus dem Kongress geworfen. Jetzt ist der frühere republikanische Abgeordnete zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt worden.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Justiz
Deutschland
Die CSD-Saison beginnt – im Schatten steigender Hasskriminalität
Am Samstag startet in Deutschland die erste Pride-Demo in Schönebeck an der Elbe
Von Newsdesk/©DPA
News
Polizei
Pride
Deutschland
Studie fördert Gewalterfahrungen zutage – aber auch Zufriedenheit
In NRW stellte Josefine Paul die 270 Seiten umfassende Forschungsarbeit vorgestellt
Von Newsdesk/©DPA
News
Polizei
Umfrage