Strangulation beim Sex? Das solltest du beachten
«Choking» – nicht nur im BDSM-Bereich beliebt. Es ist aber nicht ungefährlich.
Strangulation beim Sex ist eine beliebte Praxis bei BDSM-Fans. Doch das sogenannte «Choking» birgt auch seine Gefahren. Dr. Gay erklärt, was beachtet werden sollte.
Gerade erst schockierte die Todesnachricht von Nikolas Häckel die Community. Der ehemalige, offen schwule Sylter Bürgermeister soll bei einem Sex-Unfall gestorben sein. Laut Hamburger Abendblatt habe er sich über eine Dating-App zum Sex mit einem 47-Jährigen verabredet haben. Den Informationen der Zeitung Bild zufolge sollen «Strangulationsmaterial» und Amphetamine im Spiel gewesen sein. Es soll auch ein Video von den beiden Männern geben (MANNSCHAFT berichtete).
Ein anderes berühmtes Beispiel für die Freude am Choking war Michael Hutchence. Doch auch hier ging es anscheinend zu weit. Der Sänger der australischen Pop-Band INXS sei nach Ansicht seiner Lebensgefährtin Paula Yates auch nicht durch Selbstmord, sondern durch ein fehlgeschlagenes Sex-Spiel gestorben. «Er war gefährlich und wild», sagte sie dem Daily Telegraph und erklärte dass ihr Ex sexuell sehr experimentierfreudig und ein grosser Anhänger von sado-masochistischen Praktiken gewesen sei. Mehrfach habe er ihr gesagt, sich teilweise erdrosseln zu wollen, um damit grössere Lust bei der Selbstbefriedigung zu haben. Hutchence war 1997 nackt an einem Seil hängend tot in seinem Hotelzimmer in Sydney aufgefunden worden.
Zur Erklärung: Strangulation gehört zu BDSM, was ein Sammelbegriff für viele verschiedene Praktiken ist. Diese sind sich alle darin ähnlich, dass Lust und Befriedigung durch Dominanz oder Schmerz geschieht – entweder, weil jemand gerne Macht ausübt oder eine Demütigung erregend findet. Das kann zum Beispiel mit Fesseln, Peitschen, Strom, Wachs, Klemmen oder eben durch Strangulation geschehen.
Bei Strangulation kann zudem der Sauerstoffmangel reizvoll sein, weil dadurch die Herzfrequenz erhöht wird. Der Begriff BDSM kommt von den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism.
Gesundheitliche Risiken bestehen durch Verletzungen, Quetschungen, Verbrennungen oder eben mangelnde Luftzufuhr bei Strangulation oder Breath Control. Durch Sauerstoffmangel können bläuliche Verfärbungen der Haut, der Schleimhäute, der Lippen und/oder der Fingernägel entstehen (Zyanose). Dann sollte sofort abgebrochen oder zumindest eine Pause eingelegt werden.
Es ist grundsätzlich keine schlechte Idee, ab und zu eine Pause zu machen. Wer Herzprobleme hat oder ein geschwächtes Immunsystem, sollte besonders vorsichtig sein. Bei Fesselspielen muss das Atmen immer möglich bleiben. Die Arterien zu Kopf, Armen und in der Leistengegend dürfen nicht abgebunden werden. Der Gefesselte muss sofort befreit werden können, wenn er zum Beispiel ohnmächtig wird oder Arme oder Beine anschwellen. Im Notfall nicht zögern und sofort den Notdienst rufen.
Weil bei Rollenspielen ein «Stopp» nicht immer «Stopp» bedeutet, sollte vorher ein gemeinsames Codewort oder Zeichen vereinbart werden.
Je nachdem, wie viel man über eine Spielart weiss oder wie aussergewöhnlich diese ist, sollte sich vorher über mögliche Risiken, sowie über Do's und Don't informiert werden. Bei vielen Spielarten geht es oft auch um das Ausloten von Grenzen. Dies kann weitere Gefahren bergen, aber auch ein zusätzlicher Kick sein. Wichtig sind klare Absprachen zwischen den Beteiligten, wie weit man gehen will und dass ein «Stopp» respektiert wird. Weil bei Rollenspielen ein «Stopp» nicht immer «Stopp» bedeutet, sollte vorher ein gemeinsames Codewort oder – falls eine Person sich verbal nicht äussern kann, weil sie beispielsweise geknebelt ist – ein klares Zeichen für den Abbruch vereinbart werden.
BDSM setzt grosses Vertrauen voraus. Eine gefesselte, geknebelte oder angekettete Person sollte nie alleine gelassen werden. Es ist sinnvoll, langsam zu beginnen und die Intensität langsam zu steigern. So bleibt die Reaktion des Sexpartners überschaubar und die Beteiligten gehen weniger gesundheitliche Risiken ein. Wer Drogen konsumieren möchte, sollte sich über die Einnahmeschemen und Wirkung verschiedener Substanzen informieren. Möglichst Substanzen vor dem Konsum testen lassen und auf Mischkonsum verzichten (Safer Use). Wenn aber verschiedene Substanzen konsumiert werden, ist es wichtig, sich über mögliche Wechselwirkungen zu informieren.
Vor HIV schützen sich Beteiligte durch einhalten der Safer Sex-Regeln (MANNSCHAFT berichtete). Andere STI können beim gemeinsamen Benutzen von Peitschen, Klammern oder auch über die Hände übertragen werden. Wie bei allen sexuellen Kontakten lässt sich auch hier ein STI-Risiko nicht ganz verhindern.
Das Risiko kann gesenkt werden, indem Ausrüstung und Materialien gereinigt und desinfiziert werden, bevor sie an einer anderen Person verwendet werden. Da durch Sextoys auch Hepatitis C übertragen werden kann, sollten diese ebenfalls nach jedem Gebrauch desinfiziert werden. Abwaschen mit Seife genügt nicht. Produkte auf Chlorhexidinbasis sind hier wirksam und sicher.
Mike Taveira lässt tief blicken – sowohl musikalisch als auch emotional. Der Singer-Songwriter mit portugiesischen Wurzeln singt offen über Herzschmerz, Sex und Liebe. Nun hat er eine neue Single auf dem Markt und sagt: «Schwulen fällt es oft schwer, andere Schwule zu unterstützen.» (MANNSCHAFT berichtete)
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