Die Band Mashrou’ Leila löst sich auf
Grund sind Anfeindungen in den sozialen Medien
Mashrou’ Leila ist eine libanesische Band, die für religiöse und sexuelle Freiheit eintritt. Wegen fortgesetzter Anfeindungen löst sie sich nun auf.
Hamed Sinno, Leadsänger der libanesischen Indie-Rock-Band Mashrou’ Leila, gab am Montag laut Haaretz bekannt, dass die Band aufhören werde zu spielen. Im Moment wollten die Mitglieder nicht mehr zusammen arbeiten. Die Ankündigung im libanesischen Podcast «Sarde After Dinner» sorgte in arabischen Medien für grosses Aufsehen.
Sinno, offen schwul und LGBTIQ-Aktivist, gründete Mashrou’ Leila zusammen mit einem Kommilitonen während seines Studiums an der American University of Beirut. Er sagte in dem Podcast, dass die Entscheidung, die Band aufzulösen, auf Anfeindungen in den sozialen Medien zurückzuführen sei. «Es ist kein normales Leben, wenn dir bei Facebook 100’000 Leute schreiben, dass du sterben sollst», so Sinno.
Ich fühlte mich lange Zeit schuldig. Ich hatte das Gefühl, dass ich keine Musik machen wollte.
«Wir fühlten uns sehr unter Druck gesetzt», erklärte Sinno. «Wir konnten so nicht weiterarbeiten und kreativ sein.» Konservative Kräfte in der arabischen Welt hätten es ihnen sehr schwer gemacht, in arabischen Ländern und sogar in der libanesischen Hauptstadt Beirut aufzutreten (MANNSCHAFT berichtete). Er verwies auf das Verbot durch die jordanischen Behörden, im Land aufzutreten. «Es führte zu Frustration und Hilflosigkeit bei der Band und den Fans», fügte er hinzu.
Sinno sprach in dem Podcast auch über den tragischen Fall eines Fans, der Selbstmord begangen hat. 2017 zeigte die LGBTIQ-Aktivistin Sarah Hegazy bei einer Show der Band in Ägypten die Regenbogenflagge (MANNSCHAFT berichtete). Sie wurde von den Behörden festgenommen und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, wo sie gefoltert wurde. Nach dem Vorfall wurde der Band der Auftritt in Ägypten verboten. Hegazy beantragte Asyl in Kanada und nahm sich 2020 das Leben. «Es war sehr schwierig und ich fühlte mich lange Zeit schuldig, ich hatte das Gefühl, dass ich keine Musik mehr machen wollte», sagte Sinno.
Zuvor waren in Amman immer wieder ihre Konzerte von den Behörden abgesagt worden. Die Band entschuldigte sich dafür bei ihren Fans: «Zu sagen dass eine Band nicht in Jordanien auftreten darf, weil ihre Songs von Sexualität und Homosexualität handeln oder weil sie das demokratische Recht unterstützen, gegen soziale oder politische Missstände zu protestieren, bedeutete, dass niemand, der in seinen Werken grundlegende Menschenrechte anspricht, auftreten dürfe. Das ist eine ziemlich feindselige Art, mit Menschenrechten und Demokratie umzugehen.»
Die Band hat ausserhalb ihrer Heimat eine grosse Fangemeinde. So spielten Mashrou‘ Leila bei der Pride in Toronto. Nachdem die Band im Frühjahr 2016 ihr erstes Deutschland-Konzert in Berlin ankündigte, war es innerhalb von zwei Tagen ausgebucht.
Jordanische Zeitungen berichteten, dass die Politik Mashrou‘ Leila vorwirft, den Teufel anzubeten und dass ihre Botschaft den Werten und Traditionen der jordanischen Gesellschaft widerspreche. Auch die katholische Kirche hatte ihrerseits Druck ausgeübt, weil die Band in einem ihrer Lieder die heiligsten Symbole der christlichen Religion in einem unmoralischen Kontext verwende. Die Gruppe stehe für moralischen Zerfall, hiess es.
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