Deutsche FDP will Blutspendeverbot für Schwule abschaffen
Das berichtet Spiegel online
Die FDP-Fraktion will einen Antrag in den Deutschen Bundestag einbringen, damit Schwule und trans Menschen nicht mehr vom Blutspenden ausgeschlossen werden. Das Verbot für Schwule und trans Menschen stelle eine unhaltbare Diskriminierung dar, heisst es in dem Antrag, der dem Spiegel vorliegt.
Bisher ist es so: Personen mit sogenanntem sexuellen Risikoverhalten dürfen nur Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang enthaltsam gelebt haben. Vor zwei Jahren hatte die Bundesärztekammer die Richtlinie zur Blutgewinnung und zur Anwendung von Blutprodukten etwas gelockert. Seitdem heisst es darin, Personen mit sexuellem Risikoverhalten – laut Richtlinie auch Männer, die mit Männern Sex haben (MSM) und trans Personen – seien für ein Jahr von der Spende ausgeschlossen. Auch in der Schweiz gilt die Karenzzeit von 12 Monaten (MANNSCHAFT berichtete)
Willi will Blut spenden. Darf er nicht. Sollte er aber dürfen.
Der Richtlinie zufolge sind auch Sexarbeiter*innen und Heteros mit häufig wechselnden Geschlechtspartner*innen von dem Verbot betroffen. Menschen, die ein «gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten haben» – so hat es das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) formuliert – dürfen spenden, wenn der letzte «Risikokontakt» 12 Monate her ist.
Diese Wartezeit ist «eine lebensfremde Annahme», heisst es nun im Antrag der Liberalen, der vom LGBTIQ-Sprecher Jens Brandenburg, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Katja Suding und der FDP-Fraktion eingebracht wird. Zudem verschärfe das Verbot den Mangel an lebensrettenden Blutspenden. In Ländern wie Israel hat man die Regelung bereits angepasst – sie soll im kommenden Jahr evaluiert werden (MANNSCHAFT berichtete).
Entscheidend für ein Infektionsrisiko sei laut FDP nicht die sexuelle oder geschlechtliche Identität eines Menschen, sondern dessen tatsächliches Risikoverhalten, etwa durch ungeschützten Sex mit häufig wechselnden Partner*innen.
Sowohl Prostitution als auch wechselnde Sexpartner*innen würden in der «Richtlinie Hämotherapie» ohnehin extra abgefragt. Eine explizite Benennung homosexueller und trans Personen als Risikogruppe sei darum eine ungerechtfertigte Pauschalisierung und diskriminierend.
Auch die Grünen kritisieren die geltende Regelung seit längerem. Zum einen werde eine ganze Gruppe von Menschen pauschal diskriminiert und ausgeschlossen. «Nicht zum Blutspenden zugelassen werden, nur, weil man sich zu Männern statt Frauen hingezogen fühlt oder im falschen Körper geboren wurde und als Trans-Mensch sein Äusseres entsprechend anpasst, ist unglaublich verletzend», erklärte Kerstin Celina, sozialpolitische Sprecherin der bayerischen Grünen, vor zwei Jahren.
Ebenso hat der LSVD in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass Männer mit gleichgeschlechtlichem Sex pauschal zu einer Risikogruppe gehören. Es werde nicht berücksichtigt, wenn Schwule in einer monogamen Partnerschaft leben. «Die Frage sollte nicht sein, mit wem man Sex hat», so LSVD-Sprecher Markus Ulrich.
Deutschland dürfe es sich nicht leisten, spendenbereite Menschen von der Blutspende auszuschliessen, so Suding jetzt im Spiegel. Stattdessen müssten die besten Testverfahren angewendet werden, die der medizinische Fortschritt schon heute biete. «Das ist unsere ethische Pflicht.»
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