Dating-App Scruff erhöht Datenschutz und geht gegen Rassismus vor
Mit einem neuen Update wollen sich die Betreiber der Datingplattform «Scruff» gegen Datenleaks und rassistisches App-Verhalten absichern.
Mit über 12 Millionen User in 180 Ländern gehört «Scruff» nach Grindr zu den meistverwendeten Dating-Apps für schwule und bisexuelle Männer. Ein neues Update soll nun die Sicherheit der Nutzer erhöhen. Keine Werbedienste mehr Scruff verzichtet neu auf Werbeanzeigen von Dritten, die über Google oder Twitter eingeblendet werden. Die Anzeigen basieren auf Nutzerdaten der App, die man nicht mehr teilen möchte, so Eric Silverberg, CEO und Mitgründer von Scruff, gegenüber dem Onlinemagazin advocate.com.
«Scruff-Nutzer können sichergehen, dass ihre Daten dazu verwendet werden, um andere Typen zu treffen und kennen zu lernen – nicht, um ihnen dubiose Werbung von Apps oder Produkten anzuzeigen, die man sowieso nicht will oder benötigt», sagte er. Neu wolle man sich auf LGBTIQ-Organisationen konzentrieren, darunter Präventionsgruppen und Interessenverbände. Zudem wolle man direkt mit Lifestyle- und Reiseunternehmen zusammenarbeiten. «Obwohl dieser Entscheid unseren Umsatz kurzfristig schmälern wird, glauben wir, dass wir längerfristig so das beste Nutzererlebnis für unsere Community schaffen können.»
Ein weiterer Grund für diese Einführung sei die neue EU-Datenschutzverordnung gewesen, die im Mai 2018 in Kraft getreten sei und sich mit einer programmgesteuerten Werbung nicht vereinen liess. «Unsere Nutzer vertrauen uns persönliche und höchstsensible Informationen an. Es fühlte sich nicht richtig an, höhere Anforderungen für unsere Nutzer in der EU zu stellen als für unsere US-amerikanischen Nutzer», so Silverberg.
Eine geplante Facebook-Integration, um Nutzer etwa ein Log-in mit einem Facebook-Account zu ermöglichen, ist vorerst vom Tisch. Silverberg begründet diesen Entscheid mit der Kontroverse um die britische Analysefirma Cambridge Analytica, die sich sensible Nutzerdaten des Social-Media-Giganten im Zuge der US-Präsidentschaftswahl 2016 beschafft hatte.
Weniger erforderliche Angaben Das neue Scruff-Update reduziert zudem die Angaben, die von Nutzern erfordert werden. Neu müssen sie lediglich Name, E-Mail-Adresse und Geburtsdatum angeben. Weitere Felder, wie zum Beispiel die Ethnizität, seien nicht länger zwingend. Nutzer sollen in der App nur solche Informationen teilen, die sie auch teilen wollen. Damit reagiert Scruff auf die Kritik, dass schwule Dating-Apps oft Schauplatz von Ausgrenzung sind.
«Wir sind uns bewusst, dass nicht-weisse Queers in ihrem Alltag oft Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt sind», sagte Silverberg. Er bezeichnete Scruff als «einzige Plattform», die sich vehement für eine Einhaltung der Community-Richtlinien einsetze, damit Belästigung, Rassismus und Missbrauch nicht stattfinden. «Und falls doch, handeln wir umgehend.»
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Kritik an Queerbeauftragtem Pantisano: Warten auf Rücktritt
In der SPD Berlin gibt es harsche Kritik am Queerbeauftragten Alfonso Pantisano. In einem offenen Brief wird sein Verhalten missbilligt: Du vertrittst uns als Schwule, Lesben und Bisexuelle, die wir in der SPD jenseits der AG Queer Politik machen, nicht mehr, soll es darin heissen.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Schweiz
Die LGBTIQ-Helpline hilft nicht nur beim Coming-out
Die Hotline ist eine Anlaufstelle für Fragen und Anliegen von LGBTIQ-Personen in der Schweiz
Von Newsdesk Staff
LGBTIQ-Organisationen
Deutschland
Schwule Genossen streiten über Homophobie unter Muslimen
Laut Kevin Kühnert kommt aus muslimisch gelesenen Männergruppen häufiger ein homophober Spruch als von anderen. Kritik erfolgt prompt, aus der eigenen Partei: Berlins Queer-Beauftragter wirft dem SPD-Generalsekretär Rassismus vor
Von Newsdesk Staff
Religion
Kommentar
Warum sich schwule Männer mit «All of Us Strangers» identifizieren
Es wird kaum darüber gesprochen und doch ist das Nachholen für viele schwule Männer ein Bedürfnis. Der Kommentar* von Peter Fässlacher.
Von Peter Fässlacher
Film